Neueinspielung von Oboistin Céline Moinet
Noch eine Oboen-CD mit Bearbeitungen? Nein, das ist es nicht, soviel sei gesagt. Im Gegenteil zeigt sich »Schumann Romances«, die neue CD von Céline Moinet, gut balanciert und von einem inneren Thema getragen, das sich auch ohne Kenntnis der Entstehung der Stücke erschließt. Denn die Solooboistin der Sächsischen Staatskapelle wollte nicht »am Rande ihres Repertoires« suchen oder sich Lieblingsstücke für ihr Instrument einrichten. Der Ausgangspunkt lag vielmehr beim Opus 94 Robert Schumanns, das seit Kindheitstagen zu den Lieblingsstücken Céline Moinets zählt. Gerade die zweite Romanze sei nicht nur unglaublich schön, erklärte die Musikerin zur CD-Vorstellung (CD-Geschäft »Opus 61« zu Besuch im Dresdner Café Elvissa), sondern auch wahnsinnig schwierig. Man frage sich, meinte sie schelmisch, ob Robert Schumann gewußt habe, daß die Oboe ein Blasinstrument sei und Oboisten ab und zu Luft holen müßten.
Von diesen Schwierigkeiten oder Ansprüchen ist auf der CD jedoch nichts zu spüren. Statt dessen betört die Aufnahme mit einer klaren Singstimme, Atem- oder Klappengeräusche sind nicht zu hören – auch technisch ist die CD also gelungen. Sie gewinnt auf der künstlerischen Seite vor allem durch die Partner Florian Uhlig (Klavier) und Norbert Anger (Violoncello). Ganz erstaunlich sind die dunklen Schattierungen, die Uhlig, der nicht zuletzt mit der Klangfärbung französischer Impressionisten eng vertraut ist, hervorzubringen weiß. Man mag kaum glauben, daß dieser edle Salonton einem Steinway, Modell D, entströmt.
Hinzukommt, daß man die Aufnahme in einem »Lauf« durchhören kann, ohne daß es langweilig wird. Selbst bei ausgezeichneter Spielweise kann der Klang einer Oboe auf die Dauer etwas enervieren – hier nicht. Das liegt einerseits an der Solistin, andererseits an der gekonnten Zusammenstellung der Stücke. Robert Schumanns Romanzen sind jenen, welche das Opus 22 Clara Schumanns bilden, gegenübergestellt. Dazwischen befinden sich Bearbeitungen, die jedoch wohlgemerkt nicht heute für Céline Moinet entstanden sind, sondern von Zeitgenossen stammten. Oboist Emil Lund (1830 bis 1893) hatte schon die »Träumerei« und »Am Kamin« bearbeitet, denen auf der CD noch drei andere Liedbearbeitungen hinzugefügt sind.
In der Mitte erklingen die »Studien für den Pedalflügel« (Sechs Stücke in kanonischer Form, Opus 56). Theodor Fürchtegott Kirchner hatte sie für Oboe, Violoncello und Klavier (also einen normalen Flügel ohne Pedaluntersatz) bearbeitet und dabei enorm reizvolle Stücke geschaffen, die teilweise einen vollkommen anderen Charakter aufweisen als Schumanns Originale. Am meisten überrascht vielleicht das fünfte »nicht zu schnell«, das im Original rhythmisch prägnant und vor allem kontrapunktisch klingt, bei dem sich in der Triofassung aber ein fast schalkhafter melodischer Witz offenbart. Nicht zuletzt wirkt die Gruppierung der Instrumente in der Mitte der Aufnahme einem vielleicht auf die Dauer eintönigen Paarung Oboe-mit-Klavierbegleitung gekonnt entgegen. Zweiter Begleiter ist dabei Norbert Anger, Solocellist beim gleichen Orchester wie die Oboistin, der zur CD-Vorstellung bei Opus 61 auch einmal die Noten des Klaviers auf seinem Instrument spielte (ein Flügel war im Café nicht verfügbar). Dann wisse man gleich, meinte Céline Moinet, wie es klinge, wenn sie gemeinsam übten.
Fazit: als neuer Mosaikstein für Freunde der Oboe unbedingt hörenswert!
Céline Moinet »Schumann Romances« (Berlin Classics), Werke von Robert und Clara Schumann, Begleitung: Florian Uhlig (Klavier), Norbert Anger (Violoncello)
Tip: Am Sonnabend 28. Oktober, spielen Céline Moinet, Florian Uhlig und Norbert Anger gemeinsam im Konzertsaal der Musikhochschule Dresden
Ein Kommentar zu „Schumann Romances“