Ensemble con brio mit Trios
Am Sonntag gab es in der Dresdner Glaservilla eine Wiederbegegnung mit dem Ensemble con brio, das »Perlen des Spätbarock«, so die Programmankündigung, mitgebracht hatte. Constanze Walzer (Barockvioline), Peter Haischer (Barockoboe), Christoph Müller (Barockfagott) und Yasushi Iwai (Cembalo) hatten sich diesmal vor allem für Trios bzw. Triosonaten entschieden und dies mit einem intensiven Probentag bei Adela Drechsel, die wir aus vielen Konzerten kennen, vorbereitet. Es hat wieder gelohnt, denn die Vormittagsstunde ließ bei Sonnenschein draußen auch die Musik drinnen blinken – der Perlenvergleich war also berechtigt.
Neben dem Hören war es dazu ein interessanter Musikexkurs, denn die Komponisten, zunächst nicht die bekanntesten, verkehrten in illustren Kreisen (an Höfen) und beteiligten sich unter anderem am Beginn des bürgerlichen Konzertbetriebs.

Rosen, hier in der Herbstblüte, sind die Perlen unter den Blumen, Photo: NMB
Wie Johann Gottlieb Janitsch – nebenbei bekamen Konzertbesucher gleich noch eines seiner Quartett als Empfehlung mitgegeben, in dem der Komponist den Choral »Oh Haupt voll Blut und Wunden« verarbeitet hat (es ist bei YouTube leicht zu finden).
Mittlerweile gibt es viele Entdeckungen, die auch von ambitionierten Laien geborgen werden können, im Druck – wie schön! Man muß also nicht zwangsläufig selbst in einer Bibliothek »graben« (aber man darf). Janitschs Sonata di camera erklang hell und erfrischend und hatte eine Spur Gold im Ton, was den Herbstlichtvergleich aufdrängte.
Mit dem ihn Hohnstein geborenen Christoph Schaffrath kamen die Triosonaten (B-Dur) und Trios (g-Moll) ins Programm. In der Triosonate (ohne Oboe) standen sich Fagott und Violine im Duett gegenüber, Yasushi Iwai war als Vermittler dazwischen mit dem Cembalo das bindende Glied. Die stetige Steigerung bis ins Allegro zeigte, daß hier mit Anspruch und Schwierigkeitsansprüchen nicht gespart worden war!
In Schaffraths Trio, nun wieder mit Oboe, rückten Fagott und Cembalo als Basso continuo zwar näher zusammen, trotzdem war auch hier keine schlichte Begleitung gefragt, sondern – eben ein Trio – drei eigenständige Stimmen.
An Temperament, Dramatik und Komplexität konnte sich con brio dennoch noch einmal steigern. José (oder Josep) Plas Triosonate in d-Moll bot (und forderte) davon als Abschluß viel, incl. kleinen Purzelbäumen auf der Tonleiter. Daß man nebenbei noch ein wenig über die Komponisten erfuhr oder eben darüber, daß mancher Lebensweg weiße Flecken aufweist, rundete den Vormittag ab. Nicht zuletzt machte er Lust, zu Hause weiter zu stöbern, was von Schaffrath, Janitsch oder Pla denn so zu aufzustöbern ist …
23. Oktober 2023, Wolfram Quellmalz
Im Internet findet sich natürlich vieles (wenn man zu sortieren weiß). Auf CD sind Werke Georg Schaffraths zum Beispiel von Epoca Barocca erhältlich (bei cpo). Wir hatten vor zwei Jahren auf Johannes Pramsohlers und Philippe Grisvards 3CD-Album »Bach« (Audax) hingewiesen, das eine Schaffrath-Sonate enthält. Johann Gottlieb Janitsch findet man ebenso bei Epoca Barocca, bei Xenia Löffler und anderen, nur José Pla entzieht sich (noch) ein wenig dem Plattenmarkt …