Ohne Strauss geht es nicht

Staatsoperette fügt im Neujahrskonzert bunten Blumenstrauß

Das Orchester der Staatsoperette Dresden und sein Chefdirigent Johannes Pell boten ihrem Publikum am Neujahrstag ein zuverlässiges Programm leichter Muse, das locker und leicht geschlagen war wie »Schlagobers«. So nennen es zumindest die Österreicher. Und die (Österreicher) bestimmten im wesentlichen den Nachmittag, angefangen beim Chefdirigenten, Walzerkönig Johann Strauss (Sohn) durfte da natürlich nicht fehlen. Es fehlte auch nicht an Schmäh und Gaudi – Johannes Pell führte anekdotisch moderierend durchs Programm, ließ in der musikalischen Umsetzung jedoch um kein Jota einen Schlendrian einkehren. Genauigkeit in der Artikulation und Präzision sind sogar eine wesentliche Grundlage, wenn es »locker und leicht« erscheinen soll.

Das Programm war durchdacht und vielseitig, kein reines »Wunschprogramm«, enthielt aber doch viele Klassikhits. Wie die Ouvertüre zur Oper »Donna Diana« von Emil Nikolaus von Reznicek. Selbst wer den Titel der Oper oder den Namen des Komponisten nicht weiß, kennt dieses Stück! Das Orchester der Staatsoperette kehrte gleich seine besten Qualitäten hervor: vielfarbig und homogen durfte es im Verlaufe des Abends noch mehrfach »aufbrausen«, dem dramaturgischen Faden folgend dynamisch wachsen. Dabei wirkte es manchmal verblüffend groß – viel größer als die Besetzung, die wirklich auf der Bühne war. Und das gelang Johannes Pell ohne Anstrengung, ohne Derbheit oder scharf wirkende Bläser zum Beispiel.

Emil Nikolaus von Reznicek, Johann Strauss (Sohn) und Richard Strauss, Bildquellen: Wikimedia commons

Mit Christina Maria Fercher und Timo Schabel wirkten zwei Sänger des Hauses mit. Sopranistin Maria Perlt-Gärtner mußte zumindest die erste Vorstellung krankheitshalber absagen, statt des »Frühlingsstimmenwalzers« von Johann Strauss übernahm Christina Maria Fercher mit »Spiel‘ ich die Unschuld vom Lande« (Agathe in »Die Fledermaus«). Johann Strauss, der Sohn und erfolgreichste Vertreter der Familiendynastie, war später außerdem mit dem »Vergnügungszug« und »An der schönen blauen Donau« zu erleben, worin sich das Orchester einmal mehr von seiner österreichischsten Seite zeigte.

Timo Schabel hatte mit der »Heimlichen Aufforderung« aus den Vier Liedern Opus 27 einen ganz anderen Strauss, nämlich Richard, vorgestellt, während Christina Maria Fercher für ihren regulären Einsatz in die Rolle der Rusalka geschlüpft war. Auch an der Staatsoperette wird Dvořák heute natürlich tschechisch gesungen: »Měsíčku na nebi hlubokém« ist nicht so leicht zu verstehen wie »Silberner Mond du am Himmelszelt«, aber musikalisch einfach authentischer.

Überhaupt war gerade die Authentizität ausgezeichnet, trotz eines »bunten« Programms. Johannes Pell präsentierte sein Orchester noch »mit schaurigem Vergnügen« beim Hexentanz »Eine Nacht auf dem kahlen Berge« von Modest Mussorgsky, in Maurice Ravels »Ma mère l’oye« sowie mit einer Suite aus Peter Tschaikowskys »Dornröschen«, die er mit einer kleinen Orchesterkunde verband – »Englischhorn« hat weder etwas mit England noch mit Horn zu tun, soviel sei verraten.

Im Klangbild blieb die Staatsoperette sehr geschlossen, konnte (vor allem Streicher) seidig schimmern und geschlossen klingen, während Bläser und das Schlagwerk nicht allein Akzente setzten, sondern manche inhaltliche Fontaine oder Sternschnuppe ausleuchteten.

Dafür gab es am Ende Blumen von der Intendantin für die Solisten sowie drei Zugaben – welche, soll hier noch nicht verraten werden, denn das Konzert wird bis zum Freitag noch viermal gespielt.

2. Januar 2024, Wolfram Quellmalz

Noch einmal heute »Es war einmal«, Neujahrskonzert der Staatsoperette Dresden.

https://www.staatsoperette.de

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