Die Freude am Musizieren

ensemble25 gestaltete die Kreuzvesper

Vor dem dritten Sonntag vor der Passionszeit (Septuagesimae) gestaltete das ensemble25 die Vesper in der Dresdner Kreuzkirche. Für viele Besucher war der Name des Chores wohl neu, dabei besteht das Ensemble bereits seit zehn Jahren, als sich sangesbegeisterte junge Menschen zusammenfanden, die sich zunächst gelegentlich trafen, um auf den Straßen der Stadt zu musizieren. Mittlerweile ist aus dem »gelegentlich« eine große Regelmäßigkeit geworden, die Begeisterung und Freude am Singen ist spürbar geblieben.

Spürbar nicht nur im freudigen Ausdruck der Gesichter, sondern in der abwechselnden Aufstellung der sieben Frauen- und sechs Männerstimmen im Halbkreis. Anders als die meisten Chöre, die nach Stimmen geordnet dem Publikum gegenüberstehen, singt das ensemble25 scheinbar zunächst für sich selbst und läßt die Zuhörer teilhaben. Zwar hat Dora Röder die Gesamtleitung, im Bild bzw. für die Lieder teilten sich letztlich aber fünf Dirigentinnen und Dirigenten in diese Aufgabe, einen Anstimmer bzw. »Tonvorgeber« eingeschlossen.

In der Musik umspannte das Programm über fünf Jahrhunderte, begann mit dem zeitgenössischen »O radiant dawn« (»Oh Morgenstern«) von James Macmillan, dem sogleich das italienische »Alta Trinita beata« (Hohe, Heilige Dreifaltigkeit) aus dem 15. Jahrhundert folgte.

Gottfried August Homilius, Portrait von Christian Ludwig Seehas (Stich, 1782), Bildquelle: Wikimedia commons

Die ersten Lieder (weitere: Gottfried August Homilius »Wir liegen vor Dir mit unserm Gebet«, Stephen Paulus »The old church« / »Die alte Kirche«, Charles Wood »Oculi omnium« / »Aller Augen warten auf dich, Herr«) schienen trotz ihrer unterschiedlichen Autoren und Sprachen in ihrer Schlichtheit etwas gleichförmig, was aber nicht hinderte, daß sie berührten.

Mit César Francks Cantabile, von Kreuzorganist Holger Gehring an der großen Jehmlich-Orgel gespielt, gab es jedoch einen Farbwechsel, bei dem Francks Gesanglichkeit in verschiedenen Ebenen einer instrumentalen Singstimme und deren Begleitung zum Tragen kam.

Im folgenden Block, nun war das ensemble25 in Gruppen aufgestellt, standen mit Gottfried August Homilius‘ »Da es nun Abend ward« und Andreas Hammerschmidts »Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz« zwei der schönsten Chor- bzw. Chorallieder auf dem Programm. Gerade die bedachte Art des Vortrages sorgte für besondere Vertiefung, etwa, wenn Verse wiederholt wurden. Das galt auch für die folgenden romantischen Titel. Felix Mendelssohns »Defend me, Lord from shame« erklang gleich noch einmal mit dem deutschen Text (»Dir, Herr, vertraue ich«), worauf Max Bruchs »Gebet« und Mendelssohns »Verleih uns Frieden« folgten.

Pfarrer Holger Milkau ließ sich von dieser Musik und der Freude, sie zu singen, anregen und freute sich seinerseits über die mögliche Vielzahl der Anregungen, die darin, also auch in den Texten, steckte. So sei die Bitte des »Verleih uns Frieden« nur erfüllt, wenn sie alle Völker der Erde erreichte, gleichzeitig betonte Holger Milkau die besondere Bedeutung des Wortes »Verleih«, daß nicht »gib« bedeute. Um etwas verliehen zu bekommen, bedürfe es Voraussetzungen.

Die Offenheit, Neugier und Herzlichkeit, mit der junge Leute in die Welt gehen, gehört sicher dazu, so wie einst Felix Mendelssohn in die Welt ging und (vermutlich in Rom) mit 22 Jahren die Musik zu den Worten »Verleih uns Frieden« schrieb.

Vom Chor des ensemble25 »gab« es dafür gleich noch etwas auf den Weg der Gemeinde: »Herr, bleibe bei uns«, doch nicht in der Fassung des bekannten Abendliedes von Gabriel Rheinberger. Mit der Vertonung des früheren Kreuzkantors (1930 bis 1971) Rudolf Mauersberger wandte sich das ensemble 25 vielmehr dem Haus der Kreuzkirche zu.

16. Februar 2025, Wolfram Quellmalz

In der kommenden Woche gestalten das Junge Ensemble Dresden (Leitung: Robert Schad), Anton Matthes (Orgel) und Pfarrer Holger Milkau (Liturg) die Kreuzvesper. Dann wird erneut Musik von Andreas Hammerschmidt, Gottfried August Homilius und Felix Mendelssohn erklingen, aber auch von Damijan Močnik, Jacobus Gallus und Jehan Alain. https://kreuzkirche-dresden.de/

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