Überwältigt, begeistert, dankbar – paßt!

32. Sächsisches Mozartfest am Pfingstmontag mit Konzert beendet

Die Sächsische Mozartgesellschaft ist so viel mehr als nur ein Veranstalter von Klassikkonzerten, faßte Franziska Dornig zusammen. Das hatten in diesem Jahr wieder viele Begegnungen gezeigt. Mit dazu gehörten die Auftritte des Paranormal String Quartett in der schönherr.fabrik in der Fabrik-Küche oder ein Mozart-in-Jazz-Konzert am Pfingstsonntag. Doch die Sächsische Mozartgesellschaft will nicht nur initiieren, sie pflegt ihre Pflänzchen auch und hofft auf Nachwuchs. Die soll unter Mitarbeitern und Publikum gedeihen, aber auch konkret und botanisch – am Montag übergab Franz Wagner-Streuber, Geschäftsführender Künstlerischer Leiter und Spiritus Rector des Festes, Ton Koopman eine Urkunde über 75 Baumpatenschaften. Koopman war nicht nur ausführender Musiker im Konzert, sondern ist außerdem Präsident des Bach-Archivs Leipzig, das Baumpatenschaften mit »Ein Wald für Bach« umsetzt

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Links: Tini Mathot (Pianoforte), rechts: Klaus Mertens, Photo: Sächsische Mozartgesellschaft, © Wolfgang Schmidt

Musik war dennoch der wesentliche Bestandteil des Abschlußkonzerts. Neben Ton Koopman (Orgel und Cembalo) wirkten dessen Ehefrau Tini Mathot (Fortepiano und Cembalo) sowie der Baßbariton Klaus Mertens mit. Schon die Instrumente ließen aufhorchen, das Programm ebenso. Denn die Wanderung durch die Zeit begann bei Johann Sebastian Bach, führte zu dessen Sohn Carl Philipp Emanuel und über Joseph Haydn zum Festivalmittelpunkt Mozart. Ist die Verkettung an sich bereits interessant, zeigt sie noch dazu, was alles innerhalb von gerade einem guten Jahrhundert alles passierte!

Und das nicht zuletzt in bezug auf den Instrumentenbau. So lernte der Cembalist Carl Philipp Emanuel Bach am Preußischen Hof die damals noch neuen Fortepiani kennen – und schätzen. Im Konzert erklangen beide Instrumente, dazu eine Orgel. Zu Beginn als Begleitung in Teilen aus dem Schemelli-Gesangbuch sowie solo (»Wer nur den lieben Gott läßt walten« BWV 691 aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach).

Klaus Mertens beeindruckte mit bestechender Diktion und umfassender Werkkenntnis – er führte nebenbei charmant durch den Abend. In manchem schien seine dynamische Gestaltung etwas übertrieben, doch zeigte er sich gerade im zweiten Teil bei Joseph Haydns Schottischen Liedern (Hob. XXXIa in Auszügen) als gewitzter Gestalter. Und überraschte gemeinsam mit Ton Koopman und Bach – man konnte kaum glauben, daß die Kantate »Amore Traditore« (BWV 203), in Text und Stil italienisch, vor allem aber ungeheuer virtuos und frei in beiden (!) Stimmen, vom »Vater der Fugen« stammen soll. Was wäre aus Bach geworden, hätte er in Dresden Opern hätte schreiben müssen, fragte Mertens denn rhetorisch …

Tini Mathot und Ton Koopman im Konzert, Photo: Sächsische Mozartgesellschaft, © Wolfgang Schmidt

Die Darbietungen von Tini Mathot konnte man kaum weniger gesanglich nennen. Nicht nur übernahm sie bei den Werken für zwei Cembali meist den melodiöseren Part, sie begeisterte vor allem auf einem wundervoll kantabel klingenden Pianoforte, auf dem sie als Begleiterin in vergnüglichen Mozart-Liedern (»Die Verschweigung« KV 518, »Das Veilchen« KV 476 und »Abendempfindung« KV 523) und Duopartnerin wirkte. Heute sind Begegnungen zweier unterschiedlicher Tasteninstrumente wie in Wolfgang Amadé Mozarts Andante mit Variationen (KV 502) eine Rarität, zu Zeiten Carl Philipp Emanuel Bachs baute man eigens kombinierte Instrumente, sogenannte »Vis-à-vis-Flügel«, an denen sich die Spieler von Cembalo und Fortepiano (in einem Korpus) gegenübersaßen.

»Überwältigt, begeistert, dankbar – paßt!« Nicht nur Mitveranstalter und Pressechef Sebastian Schilling war vom Echo dieses Konzerts angetan. Und darf sich freuen: bis zum Eröffnungskonzert des 33. Sächsischen Mozartfestes am 3. Mai 2024 gibt es noch viele weitere Veranstaltungen – nicht nur Klassikkonzerte.

30. Mai 2023, Wolfram Quellmalz

https://mozart-sachsen.de

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