Joyce DiDonatos Show im Kulturpalast
Vor fünf Jahren hatte Joyce DiDonato den Glashütte Original MusikFestspielPreis bekommen und im Kulturpalast ihr damaliges Programm »Krieg und Frieden – Harmonie durch Musik« präsentiert. Am Sonntag kam sie mit ihrem neuen Projekt »Eden« zurück. Als Überraschung durfte am Ende noch der Philharmonische Kinderchor auftreten. Denn »Eden« liegt der amerikanischen Mezzosopranistin am Herzen, sie möchte es vermitteln und bindet an ihren Konzertorten Kinder und deren Chöre ein. Das abschließend vom Kinderchor gesungene »Seeds of Hope« ist eine Komposition der Kinder des Canterbury Choir – in London hatte das Projekt den ersten Workshop zum Thema. Um den Kreis zu schließen, gab es nicht nur eine mit der Starsängerin präsentierte Zugabe, sondern auch Blumensamen für die Besucher, um zu Hause die Hoffnung zumindest botanisch säen zu können.

Effektvolle Bühnenshow: Joyce DiDonatos »Eden«, Photo: Dresdner Musikfestspiele, © Oliver Killig
Den Kreis schloß Joyce DiDonato musikalisch mit Gustav Mahler, der mit zwei Orchesterliedern (»Ich atmet’ einen linden Duft« und »Ich bin der Welt abhanden gekommen«) zu Beginn und am Ende erklang. Die Orchesterrolle hatte Il pomo d’oro übernommen, wobei dies genaugenommen ein Barockensemble ist. Das schließt »Zeitausflüge« natürlich keinesfalls aus, im Gegenteil erweisen sich gerade Barockmusiker und solche, die szenisch mitwirken oder unterstützen, oft als besonders flexibel. Doch hatte Leiter Maxim Emelyanychev das eine oder andere Mal sichtlich Mühe, die beiden getrennt auf der Bühne sitzenden Gruppen stimmig zu vereinen. Der Grund lag wohl in der Anlage bzw. dem Showaufbau mit einem Drehteller in der Mitte und immer wieder neuen Lichteffekten (bzw. Dunkelheit).
So hatte man Joyce DiDonato auch zuletzt erlebt – viel Spektakel halt, vielleicht ist das amerikanisch? Dabei hätte sie es gar nicht nötig, denn sie kann »zünden«, nach wir vor! Ob Mahler oder Ives – an der Verständlichkeit gab es nichts zu mäkeln. Großartig waren vor allem jene Titel, bei denen Joyce DiDonato richtig aufdrehen konnte und durfte. Josef Myslivečeks »Toglierò le sponde al mare« war so ein Höhepunkt, erst recht, weil es eben nicht ganz so bekannt ist. Christoph Willibald Glucks »Misera, dove son! … Ah! non son io che parlo« (aus »Ezio«) ließ die Flammen nicht weniger schießen. »Eden« trägt einen Begeisterungsfaktor musikalisch in sich, da fragt man sich, wieso es so viel »Drumherum« geben muß. Denn all die Technik will gekühlt werden – das Gebläse störte die Pianostellen vor allem des Orchesters.
Denn auch Il pomo d’oro ließen – von der Balance abgesehen, wenig Wünsche offen, befeuerten Glucks »Furien« und ließen in den Überleitungen nicht einmal einen Gedanken an Langeweile aufkommen. Selbst das Nachstimmen der Instrumente wurde so zum konzertanten Akt. Und weil wir doch eben noch bei Flexibilität von Barockensembles waren: Ein Leiter wie Maxim Emelyanychev kann die Solistin spritzig auf der Sopraninoflöte begleiten (Biagio Marini »Con le stelle in ciel«).
12. Juni 2023, Wolfram Quellmalz

Das Programm »Eden« mit Joyce DiDonato, Il pomo d’oro und Maxim Emelyanychev gibt es auf CD und LP, erschienen bei Erato. Was in Eden nicht fehlen darf: Joyce DiDonatos wahrhaft göttliche Zimtschnecken. Zu finden in »Die Oper kocht, Weltstars am Herd«, Opera-Rifko-Verlag