Dreißig Jahre Entwicklung und Beständigkeit

Vocal Concert Dresden feierte Jubiläum in der Loschwitzer Kirche

Seitdem Gründer und Leiter Peter Kopp Rektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle ist, mögen die Auftritte seines Vocal Concert Dresden (VCD) nicht mehr so zahlreich sein – sie sind indes nach wie vor fokussiert und wirkungsvoll. Nicht zuletzt in seinen CD-Aufnahmen belegt das DVC seine zielgerichtete Arbeit. Gegründet wurde es 1993 – am Sonntag begingen das Ensemble und Peter Kopp sein 30jähriges Jubiläum in der Loschwitzer Kirche und damit an einem der zentralen Aufführungsorte. Die weihnachtlichen Wiederholungen der Nine Lessons and Carols sind nur ein Beispiel von vielen.

Für den festlichen Anlaß hatte Peter Kopp nicht Lieblings- oder Erfolgsstücke ausgewählt, sondern sich wiederum für eine konzise Programmfolge mit Psalmvertonungen entschieden. Dabei standen ihm mit dem Dresdner Instrumental-Concert bewährte Partner zur Seite, die – quasi der Historie entsprechend – einige Gäste aus Böhmen in ihren Reihen zählten.

Festkonzert des Vocal Concert Dresden, Peter Kopp (vorn rechts) gratuliert seinem Ensemble, Photo: NMB

Dabei zeigte sich das Vocal Concert erneut in Bestform – von einem »Trainingsrückstand« kann angesichts weniger gewordenerer Auftrittstermine nicht die Rede sein, auch nicht von Stagnation oder Überalterung. Der Kern des VCD besteht aus denen, die schon lang dabei sind. Irgendwann einmal, meinte Peter Kopp nach dem Konzert, werde man wohl gemeinsam aufhören, aber das liegt offenbar in weiter Ferne, ist noch nicht am Horizont sichtbar. Bis dahin entwickelt sich das Ensemble weiter – längst ist es über die Werke der Alten Musik hinausgewachsen, findet immer neue, spannende Projekte. Grund zur Sorge ob eines Nachlassens oder baldigen Schlusses besteht also nicht. So wird das VCD weiterhin Kreuzvespern gestalten, die nächste im August, wenig später tritt es in der Staatskanzlei auf (29. September) und wird in der Kuppelhalle »Voices for Today« präsentieren.

Am Sonntag zur Feierstunde nahm Peter Kopp aber doch wieder das 18. Jahrhundert ins Visier. Mit Werken des jungen Johann Friedrich Fasch, der mit kleiner Besetzung (aber Flöten und Oboen doppelt) ebenso prächtige Musik wie solche geschaffen hat, die eine konzentrierte Innenschau zuließen. Mit dem Dixit Dominum (FWV I:D1), Confitebor tibi Domine (FWV I:C1) und Beatus vir (FWV I:B1) waren die Psalmen 109 bis 111 zu Beginn geschlossen besetzt. Manches, wie ein Laudate Dominum (Psalm 116), ist von Fasch nicht erhalten, weshalb neben ihm Georg Friedrich Händel (Laudate pueri Dominum HWV 237) und Antonio Lotti (Laudate Dominum in A) erklangen – alle drei Komponisten weisen durch Anwesenheit oder überlassenes Notenmaterial Dresdner Bezüge auf. Fasch (der übrigens vor 301 Jahren seine Bewerbung um das Thomaskantorat zurückzog) hatte seines Johann David Heinichen gesandt, der die Werke für Aufführungen in der Hofkirche einrichtete.

Neben dem Orchester wirkte ein Solistenquartett mit, das sich aus Carine Tinney (Sopran), Marlen Herzog (Alt), Christopher Renz (Tenor) und Clemens Heidrich (Baß) mehr als solide zusammensetzte. Erfrischend war das Gegenüber von Soli und Chor sowie (vor allem bei Fasch) ausgeprägter Soli mit den Flöten. Einer der Höhepunkte (und damit doch ein wenig ein Erfolgsstück aus der Historie des VCD) war Händels Laudate pueri Dominum, das Carine Tinney Raum für solistische Brillanz bot. Farbenreiche Gestaltung darf durchaus über ein angemessenes Vibrato verfügen und in der Höhe trillern! Lottis vergleichsweise kurzes, aber mit einer strahlkräftigen Trompete ausgestattetes Werk und Faschs vielfältige Schönheit waren ein kontrastreicher und chorisch ausgewogener Abschluß.

19. Juni 2023, Wolfram Quellmalz

http://www.vocalconcert.de/

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