Friedrich-Wolf-Chor zurück aus der Zwangspause

Großes Konzert in der Himmelfahrtskirche Dresden-Altleuben

Der Friedrich-Wolf-Chor besteht seit den fünfziger Jahren, überstand die Wendezeit und ist nach verschiedenen Trägerschaften heute ein eingetragener Verein. Während der Pandemiezeit wurde sein Proben und Wirken gebremst, doch am Sonntagnachmittag konnte er mit einem Konzert in der Leubener Himmelfahrtskirche sozusagen eine »kleine Wiederauferstehung« feiern. Verstärkt wurde er durch Sängerinnen und Sänger des Lößnitzchor e. V. Radebeul. Beide Chöre werden seit nunmehr zehn Jahren von Eric Weisheit betreut, der bei diesem Anlaß ganz beiläufig ein kleines Jubiläum feierte.

Konzert in der Himmelfahrtskirche Leuben Photo: NMB

Das Programm umfaßte überwiegend geistliche Werke und Friedenslieder. Im ersten Teil stand dabei Antonín Dvořáks Messe D-Dur (Opus 86) im Mittelpunkt. Eric Weisheit hatte deren Credo gegen Wolfgang Amadé Mozarts Laudate Dominum aus der Vesperae solennes de Confessore (KV 339) getauscht und für einen Farbwechsel im Stück gesorgt. Für diesen ersten, sehr geschlossen wirkenden Teil, hatte der Chor auf der Orgelempore Aufstellung genommen, wo er von Robin Gaede begleitet wurde. Der Organist, derzeit noch Student der Hochschule für Kirchenmusik, übernimmt bereits mannigfaltige Aufgaben auch im liturgischen Spiel (wie tags zuvor in der Kreuzchorvesper) und sorgt dabei oftmals für erstaunliche Bereicherungen. Mit seiner Unterstützung gelang dem Chor vor allem Mozarts Laudate Dominum (im Wechsel mit Sopransolo von Peggy Mickan) und das darauffolgende Sanctus besonders klangschön. Als Stütze für den Chor war Robin Gaede mehr als wertvoll, was sich nicht zuletzt in Überleitungen und Anschlüssen zeigte, wie zum Dona nobis pacem.

Joseph Ahrens‘ danach a cappella präsentiertes De profundis war in der Mitte des Konzerts ein so ruhe- wie kraftvoller Höhepunkt – am Schluß sollte Anton Bruckner noch einmal ähnlich anknüpfen. Vor der Pause gab es mit »Wo Du hingehst« (nach Ruth 1, 16 und 17) zunächst aber noch eine Komposition des Chorleiters.

Für den zweiten Teil kam der Chor – wie sich zeigte ein großer – in den Altarraum. Das Programm blieb beim Thema Frieden, öffnete sich aber musikalisch weiter. So weiß man zum Beispiel ob einer reichhaltigen Liedkultur in Korea, die ähnlich viele Werke wie hierzulande hervorgebracht hat. In Konzerten bekommt man bedauerlicherweise meist nur ein Lied geboten (»Airirang«), was einen einseitigen, irrigen Eindruck vermittelt. Insofern war Ho-Geun Kims Lied »Nun«, vorgetragen von einem Quartett aus Bo-Kyoung Seo (Chorassistentin), Peggy Mickan, Alexander Herklotz und Eric Weisheit, eine lohnende Repertoireerweiterung.

Mit dem Traditional Llorando (Roy Orbison / Rebekah del Rio) trat Eric Weisheit sogar solistisch auf, bevor mit Anton Bruckners einnehmendem Locus iste der Chor wieder im Mittelpunkt stand. Hier übernahm Assistentin Bo-Kyoung Seo das Dirigat, die auch den letzten Programmtitel, Wolfgang Amadé Mozarts Ave verum corpus, zu dem die Orgel wieder erklang, mit Feingefühl leitete. Klaus Schneiders »Der einfache Frieden« in einer Bearbeitung von Eric Weisheit sowie Georg Philipp Telemanns »Friede, sei willkommen« rundeten das Programm ab.

26. Juni 2023, Wolfram Quellmalz

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