134. Galeriekonzert im Stadtmuseum Pirna
Im Gewölbe des ehemaligen Dominikanerklosters, wo heute das StadtMuseum Pirna untergebracht ist, fand am Sonnabend mit der bereits 134. Veranstaltung der herbstliche Auftakt der Reihe der Galeriekonzerte statt. Tobias Bäz (Violoncello) und Diethard Krause (Violoncello und Viola da Gamba) spielten Musik zwischen Barock und Romantik.
Vor allem italienische und französische Federn, sprich Autoren waren es gewesen, die niedergeschrieben, was im Konzert gespielt wurde. Mit Domenico Gabrielli (Canon a due violoncelli) und Luigi Boccherini (Allegro aus Sonata No. 6 in Do maggiore) begannen Tobias Bäz und Diethard Krause ihr Programm und ließen ihre Instrumente vor allem bei Boccherini voll und prächtig tönen.
Eine Suite en fa majeur des Gambenvirtuosen Marin Marais sorgte für einen Wechsel des Programms, vor allem spielte Diethard Krause nun das andere Instrument – die Gambe. Wobei man sich fragen darf wie ähnlich oder doch unterschiedlich Cello und Gambe sind: nicht nur die Zahl der Saiten ist verschieden, das Instrument (trotz ähnlicher Lage vor dem Körper des Spielers) wird anders gehalten, der Bogen übrigens auch (Violoncello: Obergriff, Viola da Gamba: Untergriff). Wie dem auch sei – Marais‘ Suite spendierte dem Abend eine ausgesprochene Verfeinerung. Die beiden Stimmen machten den Rang zunächst einander streitig, sich dann aber gegenseitig den Hof!

Marin Marais mit der Viola da Gamba (Gemälde von André Bouys, 1704), Luigi Boccherini mit dem Violoncello (Pompeo Batoni, ca. 1764 … 1767), Bildquellen: Wikimedia commons
Jean-Baptiste Barrière war nicht der einzige Cellist des Abends, der vor allem mit Werken für sein eigenes Instrument bekannt wurde. Doch nur seine Sonata No. 10 pour deux violoncelles sowie (nach der Pause) Julius Klengels Suite waren für genau diese Zweierbesetzung geschrieben, in der sie das Publikum hier erleben konnte. An Virtuosität stand Barrières Sonata jener zuvor erklungenen von Antonio Vivaldi (Sonata No. 6 in Sib maggiore) nicht nach, allerdings war die Präsenz (ergo Laustärke) bei Barrière teils enorm – kaum zu glauben, daß das nur zwei Instrumente zu hören waren!
Nach der Pause gab es – das gehört zu den Galeriekonzerten – eine ortsbezogene Kunstbetrachtung. Im Mittelpunkt steht jeweils ein Bild oder Objekt aus dem Bestand oder einer Ausstellung des Museums. In diesem Fall handelte es sich um das Bild »Bauernhof in der Sächsischen Schweiz« des Malers Georg Siebert (1896 bis 1984), den man zum Kreis der »Neuen Sachlichkeit« zählt. In Dresden geboren und zunächst hier auch lehrend, erhielt er in den dreißiger Jahren einen Ruf an die Kunstakademie nach Karlsruhe. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zunächst in Obervogelgesang, zog später aber wieder nach Karlsruhe, der Heimat seiner Frau, und lebte zuletzt in Köln.
Das Bild »Bauernhof in der Sächsischen Schweiz« hatte zur Ausstellung »Umzug aufs Land« (bis 15. Oktober) gehört. Museumspädagogin Gerburg Sturm, Kuratorin der Sonderausstellung, stellte das Bild und seine besondere Bedeutung vor. Kurz nach dem Krieg entstanden, symbolisierte es Klarheit, friedliche Hoffnung und stand nicht zuletzt für einen Ort, an dem Lebensmittel gedeihen.
Mit einem Ausschnitt aus Julius Klengels Suite für zwei Violoncelli Opus 22 gab es danach einen Ausflug in die Romantik. Diese überragte die barocken Werke in der Dramatik deutlich, verzauberte aber auch mit sehr unterschiedlichen Schattierungen beider Instrumente, was teils zu einem »Gambeneffekt« führte.
Mit einer Bearbeitung Niccolò Paganinis Variationen nach einem Thema von Rossini ging es höchst virtuos zu Ende. Wie beim Original (für Violine) spielte Tobias Bäz allein auf einer Saite (bei ihm aber die höchste, bei der Violine wäre es die tiefste gewesen), Diethard Krause »durfte« für die Begleitung immerhin alle benutzen.
Schließlich gab es noch einmal einen Instrumentenwechsel: für die Zugabe, Gabriel Faurés »Elegie« war es aber Tobias Bäz, der sein Cello gegen den im Raum stehenden Flügel tauschte.
23. Oktober 2023, Wolfram Quellmalz
Mit dem Winterhalbjahr finden nun wieder regelmäßig Galeriekonzerte statt. Am 11. November heißt es im 135. »Herbstzauber mit dem Schmetterlingsquartett« (Oboenquartette von Mozart und Marcello, Streichertrios von Haydn sowie Romanzen von Schumann), am 2. Dezember wird die Weihnachtsausstellung des Hauses mit dem Pirnaer Singkreis eröffnet.