Duo Dopico zu Gast bei Sandstein und Musik
Anders als Musikfeste, die innerhalb eines begrenzten Zeitraumes fokussieren, bringt »Sandstein und Musik« noch bis in den Dezember Musik in die Region. Am Sonntag war das Festival im zu den Richard-Wagner-Stätten Graupa-Pirna gehörenden Jagdschloß Graupa zu Gast – der Festsaal so gut wie ausverkauft! Das Duo Dopico (Nora Scheidig, Violine und Cristina Allés Dopico, Klavier) präsentierte ein Programm ausschließlich mit Sonaten von Mozart bis Hindemith. Wiewohl die Lebensdaten der Komponisten vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des zwanzigsten nur wenige Lücken ließen, offenbarte das Gewand der Werke eine enorme Entwicklung.
Das ließ sich schon an den ersten beiden, Mozart und Schubert oder schon beim ersten allein feststellen. Denn in der Zeit Wolfgang Amadés begann sich die Form zu wandeln, tauschten Violine und Klavier die Rollen von Melodie- und Begleitinstrument (um freilich bald in den großen Sonaten als gleichwertige Partner auf Augenhöhe zu agieren).

Nora Scheidig und Cristina Allés Dopico im Festsaal des Jagdschlosses Graupa, Photo: Festival Sandstein und Musik, © Karsten Blüthgen
In dieser Gleichwertigkeit fanden bei Nora Scheidig und Cristina Allés Dopico Violine und Klavier zu einem munteren Austausch, einerseits vom stets beherzten Zugriff der beiden Musikerinnen, andererseits von einer differenzierten Interpretation geprägt. Schon Mozarts Sonate für Violine und Klavier C-Dur (KV 296), unter den Gattungsbeiträgen des Komponisten eine der effektvollsten, blieb nicht allein auf diese Effekte reduziert, sondern gewann durch feine Schattierung an Subtilität. Und blieb ganz Mozart, bei dem das Andante sostenuto einer Opernarie gleicht und das Rondeau frühlingshaft sprüht.
Beherzt und mit einem (oder vier) Händchen für subtile Deutungen blieb es bei Franz Schubert (Sonate A-Dur, D 574). Zwar führt die Violine hier das Thema zunächst an, Nora Scheidig und Cristina Allés Dopico blieben sich aber eng verbunden. Nicht zuletzt verfügt Cristina Allés Dopico über die Gabe, sich auch auf einen kleinen Bösendorfer einstellen zu können (leider keine Selbstverständlichkeit!), ihn nicht dominieren zu lassen, wenn die Violine »singt«, sondern einen Klang wie mattierten Perlenschimmer hervorzubringen. Das Scherzo geriet leicht, das Andantino luftig wie Baiser – immer wieder traten dabei gestalterischen Gegensätze hervor, Leichtigkeit verbunden mit Konturschärfe und dezidierten Schwerpunkten. Die beiden Musikerinnen verbanden dies in allen vier Sonaten sinnig und glaubwürdig.
Auf Schubert, der sein Allegro vivace im Ton nahezu sinfonisch beschlossen hatte, folgte mit Paul Hindemiths Sonate für Violine und Klavier Es-Dur (Opus 11 Nr. 1) das modernste Werk. Was als Bruch hätte scheinen können, erwies sich als Tür- oder Ohrenöffner. Der mehrteilige erste Satz, der mit der Rollenverteilung spielt, präsentierte sich zunächst aufgewühlt, beruhigte sich, um noch einmal expressiv auszubrechen – Hindemith hatte diese Vielschichtigkeit schlicht mit »frisch« beschrieben, darin steckt doch so viel mehr! Wie im zweiten Satz, zart, fast fragil wiedergegeben, dessen »feierlicher Tanz« (Hindemith) in Schleier oder Nebel gehüllt war.
Gegensätze oder nicht? Ambivalenzen des Lebens? Bei Edvard Grieg (zweite Violinsonate, Opus 13) werden volkstümliche Themen gekonnt verarbeitet, ausformuliert, verfeinert, in Fluß gehalten – der beherzte Zugriff blieb auch hier belebend. Da durfte eine Bejahende Zugabe, Fritz Kreislers »Liebesfreud«, nicht fehlen.
23. Oktober 2023, Wolfram Quellmalz
Noch bis zum 10. Dezember präsentiert SANDSTEIN UND MUSIK ein Mandolinenquartett (4. November / Schloß Burgk), Kammermusik mit Gesang (Viola Blache, 5. November / Reinhardtsgrimma), Orgelmusik (Albrecht Koch) mit Lesung (Franka Anne Kahl, 3. Dezember) sowie ein Adventkonzert mit dem Vokalensemble Sjaella und Sky du Mont (9. Dezember / Pirna)