Jahresausstellung des Sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege
Wenn wir Dresden heute als Kulturstadt erleben, zehren wir stark von dem, was Künstler, Kunstliebende und nicht zuletzt kunstsinnige Landesfürsten in den letzten Jahr(hundert)en aufgebaut, gefördert, ermöglicht haben. Daß diese Tradition – nicht zuletzt in Institutionen wie den Dresdner Kreuzchor oder die Sächsische Staatskapelle – bis heute ununterbrochen fortbesteht, daß Dresdnerinnen und Dresdner ebenso Anteil nehmen, wie sich Besucher begeistern lassen, trägt wesentlich zur Lebendigkeit dieser Tradition bei, die keineswegs »museal« erscheint.

Dennoch ist gerade das Museale, das Hüten, Bergen, Schützen, Wiederfinden, Kuratieren […] Teil der Kulturlandschaft Dresden. Das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege ist daran beteiligt, die Kulturgüter des Freistaates zu erhalten, historische oder wiedergewonnene Gebäude zum Beispiel. Eine der Grundlagen für diese Arbeit, aber auch für die Erforschung, nicht zuletzt der Landesgeschichte, sind die Dokumente des Archives im Landesamt für Denkmalpflege. Allein die Plansammlung umfaßt etwa 80.000 (!) Dokumente. Viele darunter sind selbst Kunstwerke, nicht nur im übertragenen Sinne. Neben originalen Architekturzeichnungen von Matthäus Daniel Pöppelmann und Julius Heinrich Schwarze werden Entwürfe von Gaetano Chiaveri in der Ausstellung gezeigt. Einige von Ihnen wurden eigens für die Ausstellung restauriert. Viele der Pläne verbinden graphische und zeichnerische Elemente – die einen geben exakt architektonische Vorgaben wieder, die anderen zeigen oder deuten an, wie eine Ausgestaltung, eine Deckenmalerei zum Beispiel, aussehen könnte.

Für Besucher besteht mehrfach ein Überraschungspotential: denn zwar verspricht der Titel – so wie wir es meist auch wahrnehmen – viele italienische Elemente, doch ist in Dresden weit mehr zu finden, denn der Sächsische Hof orientierte sich praktisch europaweit von Rom und Wien bis Petersburg, August der Starke hatte für viele seiner Vorhaben den Französischen Hof als Vorbild. (In der Musik der Hofkapelle sind übrigens ähnliche Einflüsse auszumachen.)
Was in der Jahresausstellung zu sehen ist, entspricht aber durchaus nicht genau dem Dresden des 18. Jahrhunderts oder zu einem anderen Zeitpunkt – vieles sind Pläne, Planspiele, Möglichkeiten. Denn schon damals galt, sich erst etwas »auszumalen«, Konzepte zu entwerfen, bevor es umgesetzt werden kann. Das ist weit besser, als ohne Plan loszuwirtschaften! Daher ist manches, was hier zu sehen ist, wie die Turmspitze der Katholischen Hofkirche mit einer Spirale oder eine ganze Schloßanlage unterhalb der Brühlschen Terrasse, niemals Realität geworden. Wer hätte das gedacht, daß sich August der Starke und Bertolt Brecht in diesem Punkt treffen würden:
Ja, mach‘ nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach‘ dann noch ’nen zweiten Plan
Geh‘n tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.
(aus der Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens)
Zu sehen ist die die Jahresausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege im Erdgeschoß des Ständehauses (Schloßplatz 1). Sie wird begleitet von weiteren Exponaten in den Gängen bis hin zu einem Plan (sic!), der einige barocke Beispiele an ihrem heutigen Standort in Dresden zeigt – für Nachbetrachtungen ist also Raum.
Darüber hinaus gibt zur Ausstellung einen Jahreskalender sowie eine kostenlose Postkartenserie. Zum Begleitprogramm zählen neben Vorträgen (ab Januar) öffentliche Führungen, die erste am kommenden Mittwoch. Mehr unter:
https://www.lfd.sachsen.de/3442.htm
November 2023, Wolfram Quellmalz
»Italienischer Barock in Dresden«, Jahresausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege, 16. November 2023 bis 27. März 2024, zugänglich Montag bis Freitag von 10:00 bis 16:30 Uhr (Eintritt frei)
