Preisträgerkonzert in der Villa Wollner

Violinsolisten auf den Spuren von Szymon Goldberg

Im Frühjahr hatten junge Talente auf Schloß Colditz die Preise um den Szymon-Goldberg-Wettbewerb »ausgefochten«, in den letzten Monaten waren sie immer wieder in Konzerten wie bei der Schubertiade Schnackenburg zu erleben. Am Sonnabend gab es noch einmal ein Preisträgerkonzert in der Villa Wollner hoch oben auf dem Steinberg über Altwachwitz. Hier ist die Lioht-Stiftung zu Hause, die den Wettbewerb unterstützt. Sie hatte unter dem Motto »Profis von morgen – Preisträger von heute« zu einem Kammerabend mit Aufwärmpause (bei warmen Apfel- und Birnencrumble) geladen. Wettbewerbskenner wissen: die »Profis von morgen« sind schon heute Spitze, woraus folgt: sie haben viele Konzerte, Meisterkurse und anderes im Kalender stehen. Dennoch kamen vier von ihnen sowie die beiden Klavier-Dozenten für sechs Kostproben in die Villa Wollner.

»Kostproben« meint in diesem Fall nicht nur musikalische Köstlichkeiten, sondern Ausschnitte aus den Programmen der Studenten bzw. des Wettbewerbs, wobei hier – im Salon – die Konzertstücke, die ebenfalls zum Wettbewerb gehören, einmal keine Rolle spielten, dafür aber Musik, für die der Raum wie gemacht schien: Solostücke und Kammermusikwerke.

Franz Schubert war in zwei höchst unterschiedlichen Sonaten zu erleben. Sara Kim (Violine, sie gewann den 3. Preis) und Sun Pil Kim (Klavier) spielten zu Beginn den ersten Satz aus Sonate A-Dur (D 574). Das Allegro moderato war sozusagen paßgenau für den Salon. Nach der Pause erklang die Sonate a-Moll (D 385), deren intensive Dichte Jou-I Chen (Violine, Diplompreis) und Edgar Wiersocki (Klavier) vorführten. Im Allegro war Schubert als Liedkomponist wiederzuerkennen.

Als Zugabe spielten alle Preisträger gemeinsam eine Bearbeitung des »Abendsegens« von Engelbert Humperdinck, Photo: NMB

Beeindruckender, spektakulärer, ja atemberaubender sind oftmals die Solostücke im Programm. Shih-Yung Huang (er hatte den Grand Prix gewonnen) zeigte in Johann Sebastian Bachs Ciaconna (aus Partita Nr. 2 BWV 1004), wie sich die anfängliche Filigranität wandelt, ein zupackender Charakter daraus wächst, was Expressivität und Saitensprünge ausmachen. Zumindest an diesem Abend gab es noch eine kleine Steigerung, die Gianni Joshuè Wiede mit Eugène Ysaÿes Sonate Nr. 6 bot. Virtuosität traf volkstümliche Elemente – beeindruckend!

Doch der Abschluß war kaum weniger atemberaubend: Sara Kim begann mit der Faust-Phantasie von Henrik Wieniawski sozusagen den Opernteil des Abends, denn auch Gianni Joshuè Wiede lag mit Richard Strauss‘ Sonate Es-Dur (begleitet von Edgar Wiersocki) nicht weit davon. Zunächst also steigerte sich Sara Kim durch raffiniert verarbeitete Ausschnitte aus Gounods »Margarethe«, ließ den Bogen Habanera tanzen und Mephistopheles »Le veau d’or« singen – dafür gab es spontanen Zwischenapplaus. Strauss‘ Sonate erhob sich aus der Dunkelheit und ließ an den »Rosenkavalier« denken: Gianni Joshuè Wiedes Geige übernahm die Rolle der Sophie, Edgar Wiersocki ließ den alten Blüthner-Flügel in den so typischen Opernharmonien blühen – fabelhaft!

17. Dezember 2023, Wolfram Quellmalz

Der nächste International Szymon Goldberg Competition Colditz Castle (ISGCCC) für Violine und Viola findet vom 17. bis 22. April 2024 statt. Anders als vor einigen Jahren gibt es keine »Junior-Kategorie« mehr. Szymon Goldberg war mit 16 Jahren Konzertmeister der Dresdner Philharmonie geworden, das Prädikat »Junior« führt da in die Irre.

https://www.goldberg-musik.com/

Die Lioht-Stiftung fördert Kinder und junge Menschen in Kultur und Sport, aber auch darin, einen sicheren und individuellen Lebensweg zu finden. Mehr dazu unter:

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