Fest der Zuversicht

Kreuzchorvesper vor dem Sonntag Okuli

Am Wochenende blickte der Kreuzchor in Vesper und Gottesdienst auf Okoli (etwa »Nachfolge« im Sinne der Jünger, die Jesu folgten), den dritten Sonntag der Passionszeit. Das Programm vereinte auf sinnige Weise freudige wie nachdenkliche Klänge. So überraschte nach dem Einzug bei gedämpften Orgelklängen der Introitus von Agnes Ponizil (Uraufführung) erneut mit einer besonders lebhaften Orientierung auf die Melodie. »Meine Augen sehen stets auf den Herrn« (Psalm 25) wurde vom geteilten Chor fugiert, fast wie ein Kanon, aufgenommen und über »Wenn die Gerechten schreien« (Psalm 34) bis zum Glaubensbekenntnis rhythmisch wogend weiterführte – mitten in der eigentlich stilleren Passionszeit standen Zuversicht und Hingewandtheit lebhaft im Mittelpunkt. Mit Heinrich Schütz‘ Motette »So fahr ich hin zu Jesu Christ« (SWV 379 aus der Geistlichen Chormusik) führte Kreuzkantor Martin Lehmann diesen Gedanken praktisch unmittelbar fort, fast entstand der Eindruck eines mehrstimmigen Werkpaares.

Pfarrer Holger Milkau griff in der Lesung und später im Wort zum Sonntag die zuvor erklungenen Worte zu Okoli auf, führte sie weiter. Die Folgschaft der Jünger setze mit Verliebtheit, Überzeugung und einem Berührtsein voraus – Konsequenz statt Bequemlichkeit.

Der Dresdner Kreuzchor in der Vesper am 2. März (Leitung: Kreuzkantor Martin Lehmann), Instrumentalensemble, Photo: Kreuzkirche Dresden

Der anfangs helle und nachdrückliche Chorklang wurde in Johann Sebastian Bachs Motette »Jesu, meine Freude« (BWV 227) noch einmal kräftiger ausgemalt und differenziert, ließ unter anderem Alt- und Tenorstimmen markant hervortreten (»So aber Christus in euch ist«). Überraschende Schattierungen, Betonungen und Zurücknahmen gab es ebenso in der Begleitung. Das Continuo wurde von Alma Stolte (Violoncello), Ondrej Stajnochr (Kontrabaß), Stefan Maass (Laute) und Lucas Pohle (Orgel) bestritten, deren Instrumente ganz unterschiedlich hervortraten. Neben der exakten und dramaturgisch durchdachten Stimmausleuchtung des Kreuzchores sorgten gerade Laute und Orgel für Konturen und einen lebhaften, spannungsreichen Verlauf.

Kreuzorganist Holger Gehring spielte an der großen Jehmlich-Orgel zum Einzug sowie zum Gemeindelied (EG 391, »Jesu, geh voran auf der Lebensbahn«) und kehrte nach dem rhythmisch lebhaften Beginn eine phantasievolle wie innovative Seite Johann Sebastian Bachs in Fantasia et Fuga g-Moll (BWV 542) hervor.

Der Name Antonio Lotti ist in Dresden vor allem wegen seiner Zeit am Sächsischen Hof bzw. der Leitung der Italienischen Oper dort gegenwärtig. Der Venezianer hat aber auch zahlreiche sakrale Stücke geschrieben. Mit »Crucifixus« fügte Martin Lehmann ein weiteres Mal einen »Lichteffekt« ins Programm: dunkel beginnend, wuchs die Motette stufenweise, hellte allein beim Wort »Crucifixus« schon auf, um ohne extreme Überhöhung bei »sepultus est« einen lichten Gipfelpunkt zu markieren.

Auf die geradezu sinnliche Schönheit der Musik folgte mit Zoltán Kodálys »Jesus und die Krämer« eine nicht nur schwierige Motette (die der Kreuzchor gleichwohl mühelos bewältigte), sondern auch ein a cappella vorgetragenes Erzählstück bzw. Ausschnitt aus der Ostererzählung, der auf den Sonntag gerichtet das Thema des Nachfolgens noch einmal in einer ungemein spannenden Art und Weise aufgriff und in andachtsvolle Ruhe mündete.

Am kommenden Sonnabend (9. März) empfängt der Kreuzchor zwischen 9:30 und 12:30 Uhr Gäste zum Nachwuchstag auf dem Campusgelände des Kreuzgymnasiums (Ermelstraße 1).

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