VICA Ensemble zu Gast in der Himmelfahrtskirche Dresden-Leuben
Nachdem das VICA Ensemble bisher meist große Werke wie Bachs Weihnachtsoratorium oder Händels Messiah aufgeführt hat, war es am Sonntag in der Himmelfahrtskirche Leuben zu erleben, die bei nunmehr frühsommerlichen Temperaturen und Sonne draußen drinnen wieder ihre schönsten Seiten vorzeigte. Hier war es luftig und frisch, noch mehr, als der Programmtitel »Geistliche Chormusik« vermuten lassen könnte.
Denn im Programm gab es weder nur geistliche Musik, noch wurde allein (a cappella) gesungen, denn zwischen den drei Programmblöcken spielte Johannes Matern höchst unterhaltsam Orgel: während er im ersten »Einschub« an Felix Mendelssohns Motette »Herr, nun lässest du Deinen Diener in Frieden fahren« mit dem (wenig früher entstandenen) Andante con moto und Allegro aus Mendelssohns fünfter Orgelsonate musikalisch klangsinnig anschloß, öffnete er im zweiten mit einem hymnischen Marsch und eingeschlossener Marseillaise den weltlichen Schlußteil.

Trotz der fehlenden Bindung wie bei einem Oratorium gelang dem Dirigent Richard Stier auch in diesem Konzert eine Programmzusammenstellung, die – wie das Kirchenhaus – Raum für Luft und Gedanken ließ. Und obwohl die meisten Kompositionen aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammten, war die Stilvielfalt groß. Dabei profitierte schon das anonym überlieferte »Mein schönste Zier und Kleinod bist« zu Beginn von einer hervorragenden Verständlichkeit. Das VICA Ensemble ist kein ständiger, aber mittlerweile regelmäßig in Projekten arbeitender Chor, dessen Mitglieder (bei leichten Variationen in der Besetzung) sich zu einem großen Teil in vergangenen Jahren kennengelernt haben und nun deutschlandweit »verstreut« leben (ein zentraler Kern gehört natürlich nach Dresden) – doch die Konzerte sind immer wieder ein Anlaß, zurückzukehren oder an neuen Orten zusammenzutreffen.
Romantische Komponisten wie Felix Mendelssohn oder Johannes Brahms waren mehrfach im Programm zu finden, Igor Strawinsky war mit seiner Vaterunser-Fassung (»Pater noster«) und seinem Credo vertreten. Neben den besonders bekannten und beliebten, weil vielgesungenen Chorkomponisten Christian Lahusen (»Komm, Trost der Welt«), John Tavener (»Mother of God«) und Max Reger (»Das Mädchen vom Lande«, im weltlichen Teil) gehörten Emanuel Vogt (»Tausend Jahr«) und Maurice Duruflé (Ubi caritas) dazu, wobei Vogts aus den Windsbacher Psalmen stammendes Stück zu zwei Werken gehörte, bei denen sich das VICA Ensemble teile und nur mit den Männerstimmen sang.
Doch ob allein oder im Chorplenum – hier wie da blieb die Verständlichkeit sehr gut. So traten unter anderem bei Igor Strawinsky die Einzelstimmen besonders deutlich hervor, in fugierten Passagen wie in Mendelssohns »Herr, nun lässest …« verstärkte sich dies noch.
Vielleicht mag die Homogenität noch nicht ganz jene Grade erreicht haben wie ein ständiger Chor – das VICA Ensemble gleicht dies mit einem Gefühl für Stimmung und Gestaltung aus. So gewann Johannes Brahms »Ach, arme Welt« durch eine besonders emotionalen Gestaltung, während das Konzert inclusive der Pausen insgesamt vor allem Ruhe zu verströmen schien.
30. April 2024, Wolfram Quellmalz
Nächstes Konzert des VICA Ensembles in Dresden: 2. Juni, 16.00 Uhr, Herz-Jesu-Kirche (Eintritt frei)
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