Sächsisches Mozartfest zu Besuch in Dresden
Die Kreuzkirche in Chemnitz gehört fest ins Programm des Sächsischen Mozartfestes (SMF). Vor einer Woche waren wir zum Eröffnungskonzert dort (unser Bericht: https://neuemusikalischeblaetter.com/2024/05/10/familiensachen/). Am Sonnabend machte das SMF jedoch bei einem seiner Ausflüge über Land Station in Dresden und gestaltete dort die Kreuzvesper. Auf dem Programm stand dabei unter anderem ein Jubilar.
Denn Charles Villiers Stanford hatte im März seinen 100. Todestag. Aus dem umfangreichen Schaffen des irischen Komponisten präsentierte das SMF drei Vokalwerke: A Song of Peace, A Song of Battle sowie A song of freedom aus den Six songs Opus 113. Baßbariton Klaus Mertens, seit Jahren dem SMF verbunden, sorgte mit seiner klaren Stimme und hervorragenden Artikulation dafür, daß jede Textzeile verständlich blieb. Von Markus Kaufmann an der großen Jehmlich-Orgel begleitet, stellte sich mit den drei Werken eine hymnische Atmosphäre ein, was nicht zuletzt durch den von oben auf die Gemeinde schwebenden Gesang unterstrichen wurde.
Mit Introduction und Fuge c-Moll (KV 546, ursprünglich für Streichquartett) sorgte der Namensgeber Wolfgang Amadé Mozart für einen Klangpunkt im Programm. Auf der Orgel wirkte das Werk, gerade die Fuge, teilweise wie eine demütige Annäherung an Bach. Lohnend und gelungen war die Bearbeitung allemal – der Name Thomas Best (1826–1897) ist Orgelfreunden ohnehin bekannt. In diesem Jahr dürften hier und da noch öfter seine Fassungen von Bruckner-Sinfonien (oder Sätzen) auf der Orgel erklingen, schließlich wenden wir uns Bruckners 200. Geburtstag besonders zu.
Albert Becker feiert im Juni immerhin seinen 190. Geburtstag, sein »Lobet den Herrn« setzte den hymnischen Gestus im Programm zunächst fort, dem Klaus Mertens und Markus Kaufmann auch in Antonin Dvořáks »Hospodin jest mů j pastýř« (Gott der Herr ist Hirte mir) aus den Biblischen Liedern Opus 99 Leben einhauchten. Mit Felix Mendelssohns Arie »Es ist genug« aus dem »Elias« (Bearbeitung der Orgelbegleitung von Franz Liszt) fand der überirdische Lichtglanz einen vorläufigen Abschluß.
Im Wort zum Sonntag griff Hans-Jörg Rummel das (scheinbare) Trennen bzw. das Verabschieden von Gewißheiten auf und bezog es noch einmal auf die Himmelfahrt, um zum Sonntag Exaudi (Abschied Jesu von den Jüngern und Versprechen, daß der Tröster bzw. Fürsprecher kommen werde) überzuleiten.
Nach dem Gemeindelied (EG 128 »Heilger Geist, du Tröster mein«) wurde das Programm mit Heinrich Schütz‘ »Bringt her dem Herren« (aus: Kleine geistliche Konzerte, SWV 283) nicht nur nahbarer – Klaus Mertens und Markus Kaufmann präsentierten dieses und die folgenden Stücke im Altarraum, was die Direktheit der Ansprache auch äußerlich herausstrich. Alessandro Grandis Cantabo Domino (aus: Ghirlandia Sacra, Venedig 1625) und »Verleih uns Frieden gnädiglich« (erneut in allen, nicht nur der ersten Strophe) von Johann Schop schlossen nicht nur musikalisch ansprechend, sondern auch inhaltlich angemessen. Ob nun »Amen« oder »Halleluja« als Schlußwort galt – aus Lobpreis, flehentlicher Bitte und Zuversicht konnte jeder Kraft schöpfen.
13. Mai 2024, Wolfram Quellmalz

»Orgelmusik aus der Leipziger Nikolaikirche – In Love«, Markus Kaufmann spielt an der Ladegast-Eule-Orgel der Leipziger Nikolaikirche Werke von Karg-Elert, Liszt, Schumann, Bach, Widor und anderen, erschienen bei Rondeau
Veröffentlichung im Juni: Anton Bruckner: Sämtliche Symphonien in Orgeltranskriptionen, Hansjörg Albrecht spielt an verschiedenen Orgeln: Bruckner-Orgel Stiftskirche Sankt Florian Linz, Orgel des Gewandhauses Leipzig, Orgel Westminster Cathedral London, Orgel Konzerthaus Wien, Orgel des Fraumünsters Zürich, Kuhn-Orgel Hofkirche Luzern, Orgel St. Peter München, erscheint bei Oehms
Spendenaufruf für die Kirche Großröhrsdorf und aktuelle Informationen: