Auftakt der Jungen Matinéen in der Landesärztekammer
Die Jungen Matinéen in der Sächsischen Landesärztekammer haben seit Jahren ein Stammpublikum. Kunst und Medizin seien für das Haus untrennbar miteinander verbunden, erinnerte Petra Albrecht (Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer) in ihrer Begrüßung am Wochenende. Der Festsaal Carl Gustav Carus wird für Tagungen wie auch für Konzerte genutzt, wobei sich in der Tat die Wege kreuzen, denn im Foyer gibt es ebenso regelmäßig Ausstellungen – Carl Gustav Carus ist nicht nur als fortschrittlicher Arzt und als Maler in die Geschichtsbücher eingegangen.
Es gibt Gäste bzw. Termine, die mit großer Regelmäßigkeit stattfinden. Die Musikschule des Landkreises Meißen zum Beispiel gestaltet seit 2011 die herbstlichen Matinéen und wird dies ebenso im kommenden Jahr tun, denn der Plan für die nächsten Monate steht bereits fest. Bis dahin sind noch Studenten der Musikhochschule Dresden zu erleben, im Januar stellen Schüler des Landesgymnasiums für Musik jeweils ihre Programme vor, mit denen sie an »Jugend musiziert« teilnehmen.
Am Sonntag konnte sich die Leiterin der Musikschule des Landkreises Meißen, Kristin Haas, über eine große Zahl engagierter und leistungsstarker Schülerinnen und Schüler freuen, die von nicht weniger leistungsstarken und -willigen Lehrern unterstützt wurden. Interessant war, daß die »Herbstlichen Klänge«, so der offizielle Titel, vielfach auf gesungene Formen zurückgingen oder einen (vielleicht verborgenen) Text. Schon Max Schubert (12 Jahre) spielte eine Aria con variazioni von Georg Friedrich Händel. Nicht weniger als eine virtuose Passacaglia verbarg sich dahinter (ursprünglich aus der Cembalo-Suite g-Moll, HWV 342), die in der Transkription von Bernhard Fritzgerald aber die Gesanglichkeit noch betonte.
Auch Camille Saint-Saëns‘ Romanze für Horn und Klavier zeugte von Gesanglichkeit, wobei Raphael Meißner (11 Jahre) die Kantabilität seines Instruments gekonnt ausspielte. Wilhelm Richter (16) folgte ihm mit Isaac Albéniz‘ »Asturia (Leyenda)«, zwar nicht kantabel, dafür aber mit einem ausgeprägt rhapsodischen Charakter. Zudem konnte man staunen, die jemand allein mit zwei Händen zupfen und greifen und der Melodie- noch eine Oberstimme hinzufügen kann.
Lotta Sadowski (15) führte Dmitri Schostakowitschs vielleicht romantischste Seite vor. Der Komponist, denn wir aus dramatischen Werken voller Ironie oder Groteske kennen, schrieb mit der Romanza Opus 97 a ein Werk, das – so schön vorgetragen wie hier – Saint-Saëns‘ »Schwan« zur Seite stehen darf.
Staunen kann man bei den Jungen Matinéen des öfteren, teils wegen der Finger- oder Zungenfertigkeit der jungen Spieler, teils wegen der Werke. Oder aus beiden Gründen: wer hätte gedacht, daß Franz Joseph Strauss‘ Nocturno Opus 7, original für Horn geschrieben, auf der Tuba so toll klingen könnte? Marek Lindig (15) tauchte in überraschend melodische Tiefen.

Die »Lieder ohne Worte« fanden bald eine Fortsetzung, denn Elsa Pöhler (17) präsentierte mit Fritz Kreislers »Syncopation« ein Stück, das verdächtig nach einem frechen Lied klang – Georg Kreisler (mit dem Fritz weitläufig verwandt war) hätte ihn gewiß schreiben können!
Die Musikschule des Landkreises Meißen ist durchaus nicht nur in klassischen Gefilden zu Haus. Gleich drei Beiträge näherten sich Jazz und anderen Genres: Jan Calvin Viderskyi-Resmer (16) spielte mit seinem Lehrer im Duo der E-Gitarre Pat Methenys »April Joy«, Louise Lohse (17) folgte auf dem Saxophon – ebenso im Duo – Bobby Timmons (»Moanin«) und Gordon L. Goodwin (»Act your age«). Frieda Bauer spürte auf dem Akkordeon Werner Richters Deviationen zum Volkslied »Drei Laub auf einer Linden« den unterschiedlichen Launen des (Herbst)laubes nach, das mal melancholisch klang, dann fröhlich turbulent wirbelte, an Friedrich Silchers »Loreley« erinnerte und zum Choral wuchs. Tags zuvor hatte sich die junge Spielerin einen 3. Preis beim Sächsischen »Werner Richter«-Wettbewerb in Chemnitz erkämpft!
Fidela Frey und Helena Meißner (beide 14) sorgten mit dem fünften aus Johannes Brahms‘ Ungarischen Tänzen vierhändig für einen temperamentvollen Ausklang.
30. September 2024, Wolfram Quellmalz
Nächste Junge Matinée: 1. Dezember, 11:00 Uhr (Studenten der HfM), Die aktuelle Ausstellung »Unschuld« von Ainara Torrano ist noch bis zum 18. Oktober zu sehen.