Wirklich der letzte Akt?

Fürsten-Musik feiert noch einmal 300. Geburtstag von Maria Antonio Walpurgis

Die NMB hatten die Festkonzerte zum 300. Geburtstag der Kurfürstin Maria Antonio Walpurgis mit dem Ensemble Fürsten-Musik – drei waren es bisher (zu finden auf unserer Seite) – alle miterlebt. Gestern waren Anne Schumann und Klaus Voigt noch einmal im Putjatinhaus Dresden-Kleinzschachwitz zu Gast, um einen »musikalischen Lebenslauf« nachzuerzählen. Daß es – wie im offiziellen Programmblatt für das Jahr angegeben – ein Abschluß war, kann man sich gar nicht vorstellen. Zu ergiebig war die Beschäftigung mit der komponierenden, singenden, malenden, dichtenden, fördernden, sammelnden […] Prinzessin und Kurfürstin. So hat Anne Schumann im Verlauf des Jahres weitere Werke für sich entdeckt – bei Wenceslaus Wodizcka zum Beispiel fanden sich weitere 8 Sonaten. Und manches hat den Musikern ganz einfach Spaß gemacht – sie werden Wodizcka oder Porpora sicher wieder spielen.

Für den vorläufigen bzw. offiziellen Abschluß gab es noch einmal eine neu arrangierte Auswahl – obwohl auch das Wiederhören freut. Zumal jede Aufführung anders ist – im Rahmen des Putjatinhauses war etwas intimer, statt zu viert wie zuletzt kamen Anne Schumann und Klaus Voigt außerdem allein. Die Viola da Spalla hatte daher bei den meisten Werken den Basso continuo allein spielen – das kann sie.

Klaus Voigt und Anne Schumann gestern im Putjatinhaus Dresden, Photo: NMB

So stellten Anne Schumann und Klaus Voigt in diesem anderen Rahmen manche Werke auch anders zusammen. Wenceslaus Wodizcka durfte mit der Sonate II aus den 8 Sonaten den Anfang markieren, später wählten die beiden Musiker zwei Sätze aus der vierten Sonate aus. Von Nicola Antonio Porpora gab es einezelne Sätze aus den 12 Sonaten für Violine und Basso continuoVivace (Sonata III), Aria cantabile (VI) und Lento (VII) verwiesen mit ihrem gesanglichen Charakter sehr stark auf den Opernkomponisten, einen der einfallsreichsten Künstler auf seinem Gebiet!

Wenceslaus Wodizcka ist nicht zuletzt insofern interessant, weil es ihm vergönnt war, sich ein Druckprivileg in Paris zu erwirken, außerdem veröffentlichte er eine Violinschule (also ein Lehrbuch über das Spielen der Violine). Seine Sonate gewann nach leicht melancholischem Beginn nicht nur an »Leben«, springfidel mündete sie in einen Tanz.

Auch den Sonaten Giovanni Battista Ferrandinis waren wir in den bisherigen Konzerten der Fürsten-Musik bereits begegnet. Die erste (Opus 2) besticht bereits mit einer Verfeinerung des Stils, wiewohl sie doch in der Anlage der traditionellen (älteren) Kirchensonate folgt.

Mit drei Capricci Joseph Marie Clément Ferdinand Dall’Abacos durfte die Viola da Spalla einmal solistisch hervortreten – was ihr ausgezeichnet gelang. Johann Mattheson hatte sie in seinem Werk »Das neu-eröffnete Orchester« 1713 gemeinsam mit dem Violoncello in eine Gruppe der klangvollen Baßinstrumente eingeordnet und ihr beste Eigenschaften attestiert. Klaus Voigt hob diese gesanglich (vor allem im Capriccio h-Moll) und sehr virtuos (A-Dur) hervor.

Neben den gespielten Werken gab es auch Lesungen aus zeitgenössischen Werken, wie den Aufzeichnungen des englischen Gelehrten und Musikkenners Charles Burney, Photo: NMB

Neben für damalige Verhältnisse so modernen Komponisten wie Wodizcka oder Ferrandini finden sich in der Sammlung von Maria Antonio Walpurgis auch scheinbar alte Werke, etwa von Johann Jacob Walther – die Kurfürstin muß den Komponisten und seine Werke also geschätzt haben. Seine Sonate XIIII aus Hortulus chelius rechtfertigte diese Haltung absolut.

Aber auch unbekannte oder geradezu mysteriöse Autoren finden sich unter den Komponisten der königlichen Sammlung. Wer zum Beispiel war Joseph Paur? Auf jeden Fall ein beachtenswerter Komponist! Seine Sonate Nr. 1 sowie ein Allegro assai alla bavarese war ein würdiger Abschluß des Konzerts. Auf eine Fortsetzung darf man gespannt sein.

15. November 2024, Wolfram Quellmalz

Das Putjatinhaus bietet als Kulturzentrum zahlreiche Veranstaltungen.

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