Repräsentativer Orgel-Kalender des Benno-Verlages
Die Orgel steht nicht nur für die musikalische Weihe, sie krönt für viele die instrumentale Gattung und wird nicht ohne Grund als »Königin der Instrumente« genannt – schon Mozart schrieb an seinen Vater »Die orgl ist doch in meinen augen und ohren der könig aller instrumenten« (Brief vom 18. Oktober 1877). In den Neuen (musikalischen) Blättern hat die Königin ihre eigene Rubrik – gleich am Sonntag sind wir beim nächsten Orgelkonzert (Dorfkirche Rossau).
Am Reformationstag hörten wie die historische Orgel in der Kirche Peter und Paul Coswig, als sie bei der Uraufführung des Reformationsoratoriums von Friedrich Sacher eingebunden war (unser Bericht: https://neuemusikalischeblaetter.com/2024/11/01/reformationsoratorium-von-friedrich-sacher/). Beide – die Orgel und den Kantor – fanden wir jetzt im Orgelkalender des Benno-Verlages wieder.

Orgelkalender gibt es einige, dieser bietet zwei große Vorteile: Denn schon die Größe ist eben nicht unwesentlich für den Eindruck. Im Gegensatz zu kleineren Wandkalendern wirkt »Orgeln 2025« im A3-Format einfach beeindruckender, was dem Sujet gerechter wird. Zudem kann man die zwölf Orgeln nicht nur sehen, sondern auch hören – es sei daher in jedem Fall empfohlen, die Ausgabe mit CD zu kaufen bzw. zu verschenken. Der Empfänger, Betrachter und Hörer wird seine Freude daran haben!
Natürlich sind viele der abgebildeten Orgel historisch, jedoch nicht alle. Die Klais-Orgel der Frauenkirche Nürnberg zum Beispiel stammt von 1988. Doch hier wie in der Umgebung alter Kirchen wirkt sie nicht allein, sie ist in die Architektur des umgebenden Gotteshauses eingeschlossen – im bildlichen Eindruck also ebenso wie im Klang. So kann in manchen Monaten verspielte Verzierungen betrachten wie in Coswig, sich von der beeindruckenden Farbgebung der Winterhalter-Orgel St. Ludwig Darmstadt gefangennehmen lassen (übrigens auch ein modernes, 2005 errichtetes Instrument) oder vom Innenraum der Jesuitenkirche Luzern. Dort ist nicht alles Barock, was auf den ersten Blick so prächtig wirkt: im 18. Jahrhundert wurden Veränderungen in der Kirche vorgenommen, die Orgel stammt von der Firma Metzler Orgelbau AG und wurde erst 1982, unter Einbeziehung von Teilen der Vorgängerorgel (Friedrich Goll, 1897) errichtet.
Durch ganz Deutschland geht es in zwölf Monaten, vor allem Süd- und Ostdeutschland, aber auch einmal in die Schweiz. Die Motive sind gut gewählt, stellen nicht nur das Instrument heraus, sondern fangen ein Stück Atmosphäre ein. Die Rückseiten der Blätter enthalten von kundiger Hand zusammengetragene Informationen zur jeweiligen Orgel und ihrer Historie.
Aber wie gesagt: nicht nur sehen – auch hören (wie schon Mozart seinem Vater schrieb). Die beiliegende CD enthält nicht nur Klangbeispiele, sondern bietet reizvolle Stücke, meist von jenen Personen ausgewählt, die am betreffenden Instrument ihren Dienst tun, es auf jeden Fall gut kennen. Und so ist keine beliebige Kompilation beliebter Praeludien und Fugen Johann Sebastian Bachs entstanden, sondern eine Auswahl von Stücken für Kenner und Liebhaber, jeweils passend für die jeweilige Orgel. Peter Wingrich beginnt den Reigen mit Johann Pachelbels Toccata et Fuga D, Friedrich Sacher folgt ihm mit der filigranen Canzona in g von Gioseffo Guami, wobei man ein paar mechanische Geräusche der historischen Orgel gerne hören darf. Sie ist das älteste noch in originalen Teilen erhaltene Instrument im Raum Dresden und wurde zwischen 1990 und 1998 von der Orgelbaufirma Kristian Wegscheider denkmalgerecht restauriert. Auch mit Johann Caspar Simon (Nr. 1 aus Musicalisches A. B. C. in kleinen und leichten Fughetten, Augsburg 1754) gibt es eine solche Entdeckung (Udo Knauer an der Seitenorgel von St. Georg, Nördlingen). Natürlich dürfen Johann Sebastian Bach, Dieterich Buxtehude, Carl Philipp Emanuel Bach oder Max Reger volltönig den Orgelfreund erfreuen. Dem Praeludium in H-Dur von Marcel Dupré ist der Abschluß beschieden – keineswegs nur stück- oder monatsweise zu hören, sondern immer wieder ein klangvoller Begleiter.
Dezember 2024, Wolfram Quellmalz