Romantisch ins neue Orgeljahr

Dresdner Orgelzyklus startete in der Frauenkirche

Zum Jahresanfang nimmt sich der Dresdner Orgelzyklus jeweils eine kleine Auszeit, aber von Februar bis zum Advent tönt er an jedem Mittwoch an den drei Orgeln der Kreuzkirche (Instrument der Gebrüder Jehmlich), Hofkirche (Kathedrale, Gottfried Silbermann) sowie der Frauenkirche (Daniel Kern). Seit einigen Jahren gehört außerdem die Eule-Orgel im Kulturpalast dazu.

Vergangenen Mittwoch sorgte die Frauenkirche für den Auftakt mit Frauenkirchenkantor Matthias Grünert. Er hatte vier Stücke der Romantik ausgewählt, denen ein öffnender Charakter gemein war. Camillo Schumanns Festpräludium Opus 2 und Joseph Gabriel Rheinbergers Sonate Nr. XX F-Dur »Zur Friedensfeier« sorgten gleichzeitig für einen festlichen Rahmen. Einen Aufschwung verlieh Matthias Grünert nicht zuletzt mit der Behendigkeit, mit der sich die teils komplexen Werke nach oben schwangen. Bei Rheinberger war diese Leichtigkeit in den Mittelsätzen (Intermezzo, Pastorale) besonders verblüffend.

Kreuzorganist Holger Gehring, Domorganist Sebastian Freitag und Frauenkirchenorganist Niklas Jahn, Photo: Kreuzkirche Dresden, © Frank Walther

Mit Ludwig Thuilles Sonate a-Moll hatte Matthias Grünert außerdem einen Fund für Orgelgourmets im Gepäck, während Felix Mendelssohns zweite Orgelsonate, vielen bekannt, eine Brücke zu Bach, wegen ihres teils ausgeprägten Liedcharakters aber auch zur menschlichen Stimme schlug.

Matthias Grünerts  junger Kollege Niklas Jahn, gerade seit Dezember neu im Amt des Frauenkirchenorganisten, steigt ab Juni mit »Sommertänzen« in das Programm ein, das er mit seinen Kollegen, Kreuzorganist Holger Gehring und Domorganist Sebastian Freitag wesentlich verantwortet und plant. Ab Oktober übernimmt die letzten drei Termine in der Frauenkirche und wird vor allem improvisieren.

Kreuzorganist Holger Gehring forscht – nicht nur in der Kreuzkirche – gern den Jubilaren eines Jahres oder seinen Vorgängern nach. Insofern gehören Oskar Wermann und Robert Jones in seine Programme, die jedoch die ganze Vielfalt zwischen Barock und heute abbilden. Außerdem gibt es musikalische Begegnungen, wie ein Passionskonzert mit Sopranistin Jennifer Riedel, Undine Röhner-Stolle (Oboen) von der Dresdner Philharmonie sowie dem Kammerchor VokalChoral von Marcus Steven (11. März). Domorganist Sebastian Freitag wird ebenso an allen drei Kirchenorgeln zu erleben sein und die deutsche Romantik gleichermaßen beleuchten wie »Fabelwelten«.

Und während andere in die Ferien gehen, legt der Dresdner Orgelzyklus noch einmal zu: Zwischen 25. Juni und 27. August finden die Internationalen Dresdner Orgelwochen statt, die Gäste aus den Niederlanden, Spanien, Tschechien, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und den USA eingeladen haben. Amelie Held, Adriaan Hoek oder Felipe López wandeln dann zwischen den Nationen und Jahrhunderten. Wem das zu »weitläufig« ist, der hat am 23. August (Achtung, ein Sonnabend!) wieder einmal Gelegenheit für einen Orgelspaziergang. Ab 20:00 Uhr führen Niklas Jahn, Holger Gehring und Sebastian Freitag dann zu und an ihre Orgeln – man darf gespannt sein, was sie sich einfallen lassen!

Mindestens ebenso anziehungskräftig wirkt mittlerweile die Eule-Orgel im Kulturpalast auf Gastorganisten. Vier Termine stehen im Programm, wobei sich zwei Schwerpunkte herauszubilden scheinen: Zunächst scheint das Instrument Titularorganisten aus Paris anzulocken. Denn Olivier Latry, Titularorganist von Notre-Dame und aktueller »Palastorganist«, kehrt am 21. Mai mit seiner Frau Shin-Young Lee für ein Konzert zu je vier Händen und Füßen (»Orgel hoch zwei«) wieder. Den Auftakt im Kulturpalast gestaltet bereits am 19. Februar Thomas Ospital, Titularorganist an Saint-Eustache de Paris, mit Bach und Ravel. Doch es gibt in diesem Jahr einen zweiten (scheinbaren?) Schwerpunkt, denn mit Isabell Demers (16. Mai) und Anna Lapwood (26. November) kommen zwei ausgesprochene Konzertorganistinnen nach Dresden. Anna Lapwood, kürzlich erst mit einem Opus Klassik ausgezeichnet, ist für ihre Orgelshows mit viel Lichtgeflitter bekannt – ihr genaues Programm will sie später verraten.

Wem es weniger spektakulär genügt, findet in den 45 Programmen (incl. Orgelspaziergang) je nach Instrument, Spieler oder Epoche eine reiche Auswahl. Wiederbegegnungen gibt es mit Martin Schmeding ebenso wie mit Ludger Lohmann und anderen.

Was genau gespielt wird und warum, das läßt sich meist vorab in verschiedenen Gesprächsformaten erfahren – mittlerweile gibt es das bei den meisten Konzerten, nicht nur bei »Unter der Stehlampe« in der Kreuzkirche. Mit einem weihnachtlichen Orgelkonzert, bei dem sich wiederum Ausdruckstanz und Illumination treffen, klingt der Dresdner Orgelzyklus am 1. Mittwoch im Advent (3. Dezember) in der Kreuzkirche aus.

6. Februar 2025, Wolfram Quellmalz

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