Den 6. Kammerabend hatte die Dresdner Philharmonie ganz Beethovenschen Trios gewidmet, jedoch nicht den Klavier- oder Streichtrios, sondern jenen mit Bläserbeteiligung. Drei Trios ganz unterschiedlicher Couleur standen auf dem Programmzettel, wobei sie sich sowohl in der Besetzung, als auch im Anlaß der Komposition und der (Bearbeitungs-)Geschichte unterschieden.
Das Trio C-Dur op. 87 gehört zu den anspruchsvollen Werken und wurde ursprünglich für die ungewöhnliche Besetzung zweier Oboen und eines Englischhorns geschrieben (für drei Brüder, die Beethoven kennengelernt hatte). Am Sonntagabend war es mit einem aus Flöte (Mareike Thrun), Klarinette (Fabian Dirr) und Fagott (Daniel Bäz) bestehenden Trio zu erleben. Von draußen hörte man noch Vogelgezwitscher, als Mareike Thrun duftig ihren Flötengesang anstimmte, in den sich schon bald, untermalend und ergänzend, Fagott und Klarinette einmischten. Viele ernsthafte Gedanken scheint das Stück zu haben, das Trio gestaltete sie intim, für die kleine, geschlossene Gesellschaft des Kammermusiksaales. Trotz exakter »Ausformulierung« blieb aber Raum für Leichtigkeit.
Mit dem zweiten Trio (G-Dur, WoO 37) pausierte die Klarinette, dafür kam Andreas Hecker (Klavier) hinzu. Er prägte ab hier den Abend als kongenialer und genialischer Begleiter, der gedämpfte Töne anschlug und den Flügel (es war doch nur ein Flügel, kein Zauberkasten!) frappierend in Stimmung, Dynamik und Ton an seine Triopartner anpaßte. Obwohl von Beethoven »nur« als Gelegenheitswerk für eine Hausmusik geschrieben, erklang der Variationssatz überreich und kunstfertig. (Das läßt tief blicken, was man früher unter »Hausmusik« verstand.)
Pause – draußen sangen noch eigne Vögel. Danach dann das bzw. eines der »Grand Trios« genannten Werke (Es-Dur, op. 38), nun in der Besetzung Klarinette, Fagott und Klavier (auch dies eine Bearbeitung, Beethoven hatte für das Werk sein Septett op. 20 aufgegriffen). Vollmundig (bzw. -griffig) stürmten Fabian Dirr, Daniel Bäz und Andreas Hecker nach einem einleitenden Adagio los – hier hatte Beethoven seine Gedanken weit ausschreiten lassen, sie in große Form gegossen, hier wurden sie aber auch in großer Form wiedergegeben. Ob das von den Bläsern begleitete, singende Klavier, ein im »Falsett« auftrumpfendes Fagott oder flirrende Klarinettenläufe – geschwind, virtuos und atemberaubend ist dies gewesen. Dabei waren die drei Musiker stets aneinander orientiert, keiner stellte seine Stimme in den Mittelpunkt – das Zentrum war ein gemeinsames. Da wechselten Führung und Begleitung stetig, führte das Fagott die Melodie ebenso klangschön wie seine beiden Partner. Das »Grand Trio« hatte etwas rauschhaftes – nur leider keine Zugabe, die Vögel draußen schwiegen…
4. Mai 2015, Wolfram Quellmalz