Sommerkonzertreihe »Orgel plus« in Altkaditz endet in schönster Stimmung
Hatte das anschließende Beisammensein im Juni noch drinnen in der Emmauskirche stattfinden müssen, weil es draußen regnete, konnte sich die Gemeinde gestern an einem wahrhaft lauschigen Spätsommerabend unter Dresdens ältester Linde in Altkaditz versammeln. Wer aufmerksam war, entdeckte sogar noch – zwei Tage nach dem Neumond – die gerade untergehende schmale Mondsichel im Dämmerungsdunst knapp über dem Horizont. Immerhin begannen auch die Temperaturen, in angenehme Regionen abzusteigen.
Zuvor hatten Elke Voigt, Kantorin der Martin-Luther-Kirche Dresden, und Juliane Gilbert an Orgel und Violoncello im dritten und letzten Konzert der Reihe »Orgel plus« zu einer Reise mit himmlischer Musik eingeladen. Dem Attribut »himmlisch« spürten sie nicht nur mit geistlichen und weltlichen Werken nach, deren Text darauf schließen ließ, man konnte durchaus seine eigenen Wege und Maßstäbe finden. Als »himmlisch« bezeichnet mancher ein Kunstwerk, daß einfach vollkommen scheint, wie Johann Sebastian Bachs Präludium G-Dur (BWV 541), das Juliane Gilbert bearbeitet hatte, so daß sich Orgel und Cello die Stimmen im Wechsel teilten. Im Prélude der dritten Suite für Violoncello solo (BWV 1009) vereinigten sich Gesang und die Tiefe bzw. Erdung der Baßstimme.
Zwischen den Stücken lasen Elke Voigt und Juliane Gilbert einzelne kurze Texte, wie Theodor Storms Gedicht »Meeresstrand«, oder über das Fliegen, das Fliehen, das Leben im Exil. So standen neben Werken, die Situationen und Gefühle romantisch oder impressionistisch wiedergaben, wie Gabriel Faurés »Après une rêve« (Nach einem Traum) oder sein witzig-illustrativer »Papillon« (Schmetterling) solche, die scheinbar tiefer drinnen mit Flucht und Leben verbunden waren, wie Benjamin Brittens berührende Suite für Cello solo, die einerseits die Schönheit und Reinheit der Stimme offenlegte, andererseits aber auch deren Verletzlichkeit zeigte. Da schien Faurés Schmetterling, der an dieser Stelle folgte, durchaus kräftiger!
Viele der Stücke bezogen sich direkt auf einen Text oder Choral, wie Sigfrid Karg-Elerts zuversichtliches »Sollt ich meinem Gott nicht singen« oder Carsten Klomps im Vergleich frohgemut-schlichteres »Wie lieblich ist der Maien«.
Ein Stück wird gerade derzeit gern von Cellisten als Zugabe gespielt: Pau Casals »El canto dels ocells« (Der Gesang der Vögel). Es war auch gestern eine Einladung, der himmlischen Reise weiter zu folgen, erzählte darüber hinaus von Exil und Frieden – und von seinem Urheber.

Statue zum Gedenken an Pau Casals’ in Montserrat, Bildquelle: Wikimedia commons
Das im Programm letztstehende Stück, Daniel van Goens‘ Tarantelle Opus 24, überraschte in seiner Harmonik und dem frei scheinenden Rhythmus – im Gegensatz zu vielen wilden Tarantellen.
Für die Zugaben hielten Elke Voigt und Juliane Gilbert das folkloristische »El condor plaza« (Der Kondor fliegt vorüber) vob Daniel Alomía Robles bereit, dem sie noch das Siciliano Maria Theresia von Paradies, die einst mit Mozart gemeinsam gespielt hat, folgen ließen.
19. August 2023, Wolfram Quellmalz
Spendenaufruf für die Kirche Großröhrsdorf und aktuelle Informationen: