Sinfonischer Abschied

Moritzburg Festival Akademie im Kulturpalast

Einerseits waren die Akademisten des Moritzburg Festivals gerade zu Beginn vor zwei Wochen näher ans Hauptprogramm mit den Solisten herangerückt, andererseits spielte die Kammermusik in den eigenen Programmen diesmal eine kleinere Rolle als in früheren Jahren. Außer beim Proschwitzer Picknick, das ja auch ein Sonderformat ist, trat die Akademie in Serenaden- oder Kammerorchesterstärke an. Das gehört zwar traditionsgemäß dazu, dennoch darf man fragen, ob die Moritzburg Festival Akademie sich denn so große Werke wie eine Dvořák-Sinfonie zumuten muß. Grundsätzlich gilt: Sie darf – wenn es denn paßt.

Am Sonnabend im Kulturpalast paßte dann ausgerechnet diese scheinbar unpassende Sinfonie am besten. Den Beginn hatte noch die Ouvertüre zu Carl Maria von Webers Oper »Oberon« markiert, doch ließ dieser Anfang noch Wünsche offen. Bei der Intonation der Bläser etwa, auch fand Dirigent Josep Caballé Domenech zunächst nicht die Balance zwischen Bläsern und Streichern – erstere schienen im Vergleich vielleicht nicht übermächtig, etwas Schwung fehlte ihnen aber durchaus.

Konzert „ MORITZBURG FUER ALLE “ vom Moritzburg Festival Orchester , den PianistInnen Tiffany Poon und Louis Lortie unter der Leitung von Dirigent Josep Caballé Domenech am 19.08.2023 im Kulturpalast in Dresden . Foto: Oliver Killig

Moritzburg Festival Akademie im Dresdner Kulturpalast mit Louis Lortie und Tiffany Poon (Klavier) sowie Dirigent Josep Caballé Domenech, Photo: Moritzburg Festival, © Oliver Killig

Da wirkte das Konzert für zwei Klaviere & Orchester as-Moll von Max Bruch lebhafter, dennoch konnte es nicht wirklich überzeugen. Kaum jemand kannte das Werk vorab bereits oder hatte es schon einmal im Konzert gehört – vielleicht aus gutem Grund? Weder ist es pianistisch brillant noch virtuos berauschend, zudem strukturell vor allem nach dem ersten Satz eher unklar, um nicht zu sagen von begrenztem Reiz. Die beiden Klaviere ergänzen oder verstärken einander meistens, ohne Kadenzen oder gar freie Passagen, ein dialogisches Prinzip vermißte man ebenso wie sinfonische Dichte. Mit Louis Lortie hatte immerhin ein ausgezeichneter Pianist und zudem Stammgast in Moritzburg zur Verfügung gestanden, ihm gegenüber saß Tiffany Poon am zweiten Flügel. Doch auch ihre Zugabe, Antonín Dvořáks Slawischer Tanz Nr. 8 aus Opus 46, war schlicht poltrig statt tänzerisch – enttäuschend!

Zum Abschluß versammelten sich noch einmal alle Akademistinnen und Akademisten des Moritzburg Festival Orchesters incl. zweier Schlagwerker und großer Blechbläsergruppe (sogar mit Posaunen!). Unter Josep Caballé Domenechs Leitung glückte ihnen die siebente Sinfonie (d-Moll) von Antonín Dvořák an diesem Abend am besten. Was bisher noch fehlte – Homogenität, ein geschlossener Klang – stand zur Verfügung, den Verlauf des ersten Satzes bereicherte eine dramaturgische Steigerung. Darin bzw. im »nach oben hin« konnten die Akademisten mit Verve einiges wett machen, kleinen Tutti bzw. Piani dagegen, wie im Poco adagio, fehlte die Geschlossenheit noch. Der gewonnene Schwung führte durchs Scherzo. Vivace ins Finale. Allegro, das schließlich einige spannende Abgründe zeigte.

Einmal nicht Rossini als Zugabe, hatte Josep Caballé Domenech angekündigt, und überließ den Ausklang einer Dumka aus Dvořáks Slawischen Tänzen.

20. August 2023, Wolfram Quellmalz

Das Moritzburg Festival empfängt seine Besucher im kommenden Jahr vom 2. bis zum 18. August.

https://www.moritzburgfestival.de

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