Kleines Venedig mitten in Dresden

Junges Musikpodium schließt Projektwoche mit Konzerten in Dresden und Berlin ab

Nachdem die Schülerinnen und Schüler des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik Carl Maria von Weber sowie von drei weiteren Konservatorien aus Italien und Frankreich in der vergangenen Woche im Veneto geprobt haben und in verschiedenen Palazzi aufgetreten sind (zwei Reiseberichte der NMB finden Sie hier: https://www.junges-musikpodium.de/), waren sie am Montag (Villa Rothermundt des Landesgymnasiums) und Dienstag (Sammlung Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden) noch einmal in Dresden zu erleben, heute besuchen sie das Musikinstrumentenmuseum Berlin.

Der Raum in der Villa Rothermundt war wohl der kleinste in der Konzertreihe – kein Wunder, wenn sich hier eine noch größere Intensität entwickelte, eine Unmittelbarkeit, die man sogleich beim festlichen Concerto grosso Opus 6 Nr. 9 von Arcangelo Corelli spürte. Einen ersten Höhepunkt gab es mit Antonio Vivaldis Konzert für zwei Violinen und Violoncello in d-Moll (RV 565) mit Flavia Napolitano, die als Führende der zweiten Violinen hoch virtuos Konzertmeister Alessandro Cappelletto (einer der vier JMP-Maestri) Paroli bot. Zum schönen Klang trug nicht minder Marco Arnese bei, der das solistische Violoncello spielte. Und doch ging es nicht nur um herausgestellte Solisten, sondern um das Ensemble eines ganzen, gefügten Orchesters. Man konnte leicht nachvollziehen, wie die Fuge im Adagio e spiccato Johann Sebastian Bach gefallen haben muß – vielleicht war sie der Anreiz, weshalb er eine Transkription des Werkes für Orgel erstellt hat (BWV 596)?

Das Junge Musikpodium beim Konzert am Montag in der Villa Rothermundt, Photo: NMB

Noch imposanter waren die Konzerte von Johann David Heinichen und Georg Philipp Telemann mit reicher Besetzung für Streicher und Bläser. Doch auch hier standen nicht nur die Flöten (Helene Joana Klemm und Louise Deschodt), Oboen (Nathanial Heine und Roman Weber), das Fagott (Ararat Simonian) oder Hörner (Agathe Freywald und Arthur Klein) im Mittelpunkt. Dirigent Massimo Raccanelli legte wiederum Wert auf den Verbund, und so sorgte ein Tremolo »hinter« den Bläsern für ein belebendes Aufflackern und ein Auffächern des Orchesterklangs, der die Solisten trug.

Mit Francesco Maria Veracinis Ouvertüre in g-Moll entfachten die Musikschüler geradezu einen kleinen Sturm – erfrischend – bevor ein Concerto von Antonio Vivaldi den Schlußpunkt setzte. Für das Konzert für 2 Oboen, 2 Hörner, Violine, Streicher und Basso continuo in D-Dur wechselten Agathe Freywald und Arthur Klein sogar die Ventil- gegen Naturhörner! Dem Stück, dem eindeutig eine Jagdatmosphäre innewohnte, hatte Alessandro Cappelletto mit den Kadenzen aus einem anderen Vivaldi-Concerto (Violinkonzert D-Dur, RV 212) gar noch ein paar Extravaganzen halsbrecherischer Kadenz-Étuden einverleibt. Dessen hätte es vielleicht gar nicht mehr bedurft, das Schlußfeuerwerk kam auch so gut an

Nun heißt es warten bis zum nächsten JMP in zwei Jahren – oder gibt es vielleicht doch etwas zwischendurch?

20. September 2023, Wolfram Quellmalz

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