Ognjen Popovic und Mirjana Rajić holen CD-Vorstellung nach
Auch wenn die Kultur mittlerweile wieder in eine Normalität zurückgekehrt zu sein scheint, kommt es immer noch vor, daß etwas nachgeholt wird, das in der Pandemiezeit verschoben oder abgesagt werden mußte. So stellten der Klarinettist Ognjen Popovic und die Pianistin Mirjana Rajić am Sonntag ihre bereits 2020 erschienene CD »Reunion« noch einmal im Carl-Maria-von-Weber-Museum Dresden vor – das eigentliche Konzert zur Präsentation der Aufnahme hatte ursprünglich 2020 stattfinden sollen. Von seiner Frische hat das Programm seitdem jedoch kein Jota verloren.
Ognjen Popovic bedauerte ein wenig, ausgerechnet hier – in Webers Sommerhaus – keinen Weber zu spielen. Schließlich sei dieser für Klarinettisten das, was für andere Bach wäre. Doch es ist sicher kein Fehler gewesen, konsequent beim Programm der CD »Reunion« zu bleiben. Die Werke darauf gelten zu Recht als Raritäten – wer kennt schon Komponisten wie Norbert Burgmüller, Miguel Yuste, Iwan Müller, Eugène Bozza oder Malcolm Arnold?
Entdeckenswert sind sie alle. Und wer mag, dem macht es auch Spaß, sie zeitlich einzuordnen, etwa in die Romantik oder Moderne, nah bei Mozart oder Weber. Norbert Burgmüllers Duo Es-Dur führte die Kantabilität der Klarinette ebenso vor wie das Duo seine besondere Emotionalität aufzeigte – in der gebundenen Allegro-Larghetto-Allegro-Folge bewiesen zwei Aufwallungen Leidenschaft!
Gesanglichkeit ist ohnehin eines der Hauptargumente, sich dem Programm, der CD, zuzuwenden. Dafür stand nicht nur Miguel Yustes Estudio melódico (ursprüngliche als Übungsstück gedacht!). Bei Iwan Müller, im gleichen Jahr wie Carl Maria von Weber geboren, schien nicht nur eine Nähe zu Weber oder Nachfolge von Mozart schlüssig, auch die Gesanglichkeit steigerten Ognjen Popovic und Mirjana Rajić in szenische, fast opernhafte Qualität.
Die Kantabilität auf die Spitze trieb vielleicht Eugène Bozzas Aria, eine Transkription für Klarinette und Klavier. Und doch führte das hohe Maß an Gesanglichkeit nicht in gleichartige Stücke oder Gestaltungsformen. Im Gegenteil sorgten Ognjen Popovic und Mirjana Rajić für Vielfalt und Variabilität und fügten Malcom Arnolds Sonatine für Klarinette und Klavier an – durchaus ein eher tänzerisches Werk!
Doch Ognjen Popovic spielt und transkribiert nicht nur, er schreibt auch selbst – sein Banat Dance zeigte die balladeske, rhapsodische Seite der Kantabilität. Am Sonntag gab es danach noch ein Lieblingsstück von Mirjana Rajić als Zugabe: Ognjen Popovics »In my heart«. Die CD enthält darüber hinaus zusätzlich noch eine große Sonate von Camille Saint-Saëns.
30. Oktober 2023, Wolfram Quellmalz

CD-Tip: Ognjen Popovic & Mirjana Rajic »Reunion«, mit Werken von: Iwan Müller, Camille Saint-Saens, Norbert Burgmüller, Miguel Yuste, Malcolm Arnold, Eugène Bozza, Ognjen Popovic, erschienen bei Genuin