Henk Galenkamp in der Dresdner Kreuzkirche
Heißt es nun Vorgänger und Nachfolger oder Nachgänger und Vorfolger? – Oftmals zeigt sich ja, daß alles zusammenhängt, oder sich zumindest die Linien kreuzen. Und so zeigte sich bei näherer Betrachtung bzw. Nachfrage, daß der vor einer Woche von uns im Orgelsommer der Dresdner Kreuzkirche gehörte Karl Joseph Eckel, der ab August als Kirchenmusiker nach Zwickau geht, Nachfolger von Henk Galenkamp wird, der in den letzten Jahren als Kantor dort an St. Marien tätig war.

Der Vorgänger kam also danach, sein Programm zeichnete sich vor allem durch die enorme sinfonische Anlage aus, auch wenn keines der beiden Werke eine reine Orgelsinfonie war.
Zunächst und für den größten Teil der dreiviertel Stunde konzentrierte sich Henk Galenkamp auf Joseph Gabriel Rheinberger und dessen Orgelsonate Nr. 8 (Opus 132, e-Moll). Schon der erste Satz allein (Introduktion und Fuge) wäre ein eigenständiger Konzertbeitrag. Rheinberger hat ihn jedoch nicht allein stehenlassen, sondern ergänzt und um weitere (sinfonische) Gedanken ergänzt. Sein Intermezzo, erinnerte im Schimmer die Klavierwerke von Johannes Brahms (wie in dessen Opus 116 bis 119). Das Scherzoso (Scherzando) erwachte nach dieser Überleitung in leuchtkräftigen Farben und leitete direkt zur Passacaglia über.
In dieser lag ein Steigerungspunkt, der jedoch nicht einem linearen »schneller – höher – weiter« im Sinne von immer kräftiger und lauter folgte, sondern komplex auch subtile Stimmungen und die Umspielung des Motivs verarbeitet. Kein Wunder, daß der Komponist von so reichhaltigem Material nach mehrfach Ableitungen in Form von Klavier- oder Orchesterfassungen erstellt hat. Erstaunlich ist die Freiheit und musikalische Freizügigkeit, die sich darin zeigt. Bei Henk Galenkamp wirkte der Schluß fast wie eine improvisierte Coda – das Gegenteil von Rheinbergers akribischer Notation.
Ganz anders sinfonisch erklang César Francks Choral Nr. 1. Seit seinem Jubiläum (2022) sind alle drei Choräle mehrfach erklungen, erweisen sich aber immer wieder als Bereicherung. Im Beginn noch impressionistisch schimmernd, erinnerte die Modulation des Themas in der Form an die Passacaglia. Henk Galenkamp nutzte die Gestaltungsmöglichkeiten der Jehmlich-Orgel bis zum Schwellwerk im Sinne Francks, so daß sich mit dem gegebenen musikalischen Material ein enormer Wandel vollzog, der in einem fulminanten Finale endete.
7. Juli 2024, Wolfram Quellmalz
Der Orgelsommer der Dresdner Kreuzkirche, jeweils sonnabends, 15:00 Uhr, geht noch bis zum Ende der Schulferien. Letzter Termin ist der 3. August. In dieser Woche stellt Martin Rieker aus Bielefeld ein Programm mit Werken von Jan Pieterszoon Sweelinck, Fritz Werner, Max Reger, Johann Caspar Kerl und Johann Sebastian Bach vor.
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