Letzter Akt des Orgelsommers

Jörg Nitschke in der Dresdner Kreuzkirche

Am kommenden Sonnabend wird sich der Dresdner Kreuzchor nach nur einer Woche Schule aus den Ferien zurückmelden und eine Kreuzchorvesper gestalten. Und am Sonntag legt er bei einem Opern-Air-Konzert zugunsten der Stiftung Wald für Sachsen auf dem Konzertplatz Weißen Hirsch gleich noch einmal nach. Somit endete gestern die Ferienzeit in der Kreuzkirche mit dem letzten Konzert des Orgelsommers.

Jörg Nitschke (Essen) band noch einmal ein buntes Bukett für eine große Hörerschaft und stellte zu Beginn zwei Virtuosen und Komponisten gegenüber, deren »verhindertes Duell« 1717 in Dresden ebenso vielfach anekdotisch belastet wie sein Nichtzustandekommen historisch ungeklärt ist.

Verhinderte Duellanten? Links: Johann Ernst Rentsch der Ältere (verstorben 1723): Portrait (vielleicht) Johann Sebastian Bachs als Konzertmeister in Weimar (Ölfarbe auf Leinwand, 60 x 44 cm, ca. 1715, Bildquelle: Wikimedia commons), recht: Charles Dupuis (1685 bis 1742) Portrait Louis Marchands (Kupferstich, nach 1732, Bildquelle: Digitale Bibliothek Gallica)

Auf jeden Fall sollte man den Werken Louis Marchands mit Respekt begegnen, als Hörer wohl gleichermaßen wie als Spieler. Der Grand Dialogue in C jedenfalls setzte das »grand« ebenso in einem mächtigen Klang um, wie das Werk mit seiner Mehrteiligkeit, Bläserregistern (Marchands Dialogues gibt es auch in einer Besetzung für Orgel, Trompeten und Posaunen) und Gestalt beeindruckte. Intermezzoähnliche Überleitungen umfaßte es ebenso, wie Jörg Nitschke im letzten Teil ein leuchtendes Plateau zu erreichen schien.

Mit Johann Sebastian Bach folgte der historische »Widersacher« und präsentierte ein scheinbares Friedensangebot: die Arie »Schafe können sicher weiden« aus der Kantate »Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd« (BWV 208). Es war eine von drei Bearbeitungen (in diesem Fall André Isoir) im Konzert. Mit dem Pièce d’Orgue (BWV 572) legte Jörg Nitschke jedoch virtuos nach, schloß in Stil, Größe und Leuchtkraft zu Marchand auf.

Und ließ mit dem »Schwan« aus Camille Saint-Saëns‘ »Karneval der Tiere« ein wenig die Luft heraus – auf hohe Spannung folgte ein Wunschkonzertstück. Immerhin: dessen Bearbeitung stammte von Alexandre Guilmant, mit dem es damit nach den letzten Orgelkonzerten eine Wiederbegegnung gab, wenn auch diesmal als Arrangeur. Allerdings hatte er das Wellenmotiv des Wassers wunderbar in der Begleitung eingefangen.

Nach etwas Wunschkonzert klang noch einmal der Abschluß: Richard Wagner »Festmusik« aus »Die Meistersinger von Nürnberg«. Effektvoll war es allemal, und wiederum von einem beachtenswerten Bearbeiter auf die Orgel gelegt: Sigfrid Karg-Elert.

4. August 2024, Wolfram Quellmalz

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