Letztes »Orgel plus« in Altkaditz schloß mit positivem Ausblick
Sowohl das »plus« zur Orgel als auch der positive Ausblick nach dem Konzert in der Emmauskirche am Freitag fanden sich auf verschiedenen Ebenen wieder. So wechselte Thomas Kahle, seit vergangenem Jahr Kantor der Laurentiuskirchgemeinde Dresden-Trachau, für die letzten drei Titel von der Orgel ans Klavier, um von dort das eigentliche »plus«, Andreas Wilke am Fagott, bzw. die Gemeinde zu begleiten. Den positiven Eindruck und die angenehme Konzertstimmung beflügelte nicht nur das spätsommerliche Wetter – anders als beim letzten Mal gab es am Freitag keine Parallelveranstaltung (damals: Fußball-EM) und damit wieder eine deutlich größere Gemeinde.
Bevor sich diese zum letzten Ausklang des Jahres unter der Altkaditzer Linde versammelte, bekam sie überwiegend Musik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts zu hören. Andreas Wilke und Thomas Kahle hatten vor allem barocke Werke zusammengestellt – das Fagott bzw. seine damaligen Vorläufer hatten bei Telemann, Vivaldi und Co. bereits früh aus der Basso-continuo-Funktion einen Weg herausgefunden und waren solistisch in den Vordergrund getreten. Und es zeigte sich, daß auch auf bzw. aus dem Fagott eine Vielseitigkeit klingen kann. Einerseits, weil das Instrument ad hoc eine Vielfalt zwischen Baß, Gesang und Parlando bietet, andererseits, weil man den Komponisten und ihren Kompositionen noch manche Nähe oder Geschwisterschaft anhört – bei Marcello beispielsweise die Oboe, bei Telemann die Flöte.

Dabei gehört der letztere ohnehin zu den vielseitigsten, innovativsten Vertretern seiner Zunft und Zeit. Eine Sonata Telemanns eröffnete das Konzert und bewies noch vor dem eigentlich gesanglichen Satz, dem Cantabile, wieviel (flötenhafte) Kantabilität in einem ruhigen Grave liegen kann. Vor allem die Läufe und Sprünge im Allegro erinnerten danach an die luftige kleine Schwester des Fagotts.
Ein Concerto Antonio Vivaldis führte trotz gleicher Besetzung in die etwas größere und modernere Form, der leichte, luftige Eindruck blieb aber erhalten. Benedetto Marcello, nun wieder in traditioneller Kirchensonatenform (Adagio – Allegro – Largo – Allegretto) beschloß mit einer weiteren Steigerung den ersten virtuosen Block, wobei Andreas Wilke besonders hier für besonders sanft gerundete und phrasierte Läufe sorgte.
Zuvor hatte Thomas Kahle dem Fagottisten bereits eine Atempause verschafft. Eine Fantasia in g für Orgel solo war einer von zwei eigenen Beiträgen im Konzert. Während die Fantasia andachtsvoll einen Choral zu umschließen schien, stellte die auf Marcello folgende Toccata das Kirchenlied »Ein feste Burg ist unser Gott« ganz prominent heraus. Zwischen Pré- und Postludium gebettet, gab die Toccata ihre Herkunft unmißverständlich preis – von »schlagen« oder »berühren« kommt das toccare, das sich nicht nur in perkussiven Noten, sondern einem aufwärtsstrebenden, nach oben strahlenden Aufbau selbstbewußt zeigte. Das Liedthema trat zunächst aus dem Baß (Pedal) unter dem flirrenden Hauptwerk hervor, bevor sich später die Register bzw. Stimmen mischten.
Pfarrerin Gisela Merkel, die mit Andacht und Geistlichem Wort das Konzert begleitete, hatte nächtliche Gedanken, wie sie auch in den später folgenden Liedtext eingegangen waren, in den Mittelpunkt gerückt und nahm nicht zuletzt Bezug auf die Zukunft der Laurentiusgemeinde und die ab 1. Januar bevorstehende Zusammenlegung der Dresdner Kirchspiele sowie die daraus folgende Neuordnung. Immerhin: die Sommerkonzertreihe der Emmauskirche bleibt erhalten, die drei Termine für das kommende Jahr sind gerade in der Planung – für Juni, Juli und August kann man wohl wieder damit rechnen.
Nachdem anfangs vor allem das Fagott virtuos glänzen durfte, setzte Thomas Kahle mit zwei Versus von Anthoni van Noordt über Psalm 24 die Orgel noch einmal in Szene, um danach wieder gemeinsam mit Andreas Wilke, nun aber vom Klavier aus (mit beiden Spielern im Altarraum), mit Gioacchino Rossinis »Di tanti palpiti« (»Von vielen Herzschlägen begleitet«, eigentlich eine Arie des Tancredi aus Rossinis gleichnamiger Oper), Saverio Mercadantes Cavatina (original für diese Besetzung) sowie dem Gemeindelied »Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein«, bei dem sie quasi die sonst typischen Registerwechsel der Orgel imitierten, für den musikalischen Ausklang zu sorgen.
10. August 2024, Wolfram Quellmalz
Spendenaufruf für die Kirche Großröhrsdorf und aktuelle Informationen: