Am Ende hymnisch

Neujahrskonzert der Jungen Matinée

Die Junge Matinée der Sächsischen Landesärztekammer lädt etwa einmal im Vierteljahr ein, Talente kennenzulernen. Neben Studenten der Musikhochschule sind die Schülerinnen und Schüler der Musikschulen aus dem Landkreis Meißen, die jeweils das Schuljahr beginnen dürfen, regelmäßig vertreten. Ebenso regelmäßig eröffnen Schüler des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik das neue Jahr. Die meisten von ihnen stellen dabei Teile aus ihren Programmen vor, die sie bei Jugend musiziert spielen werden. An diesem und dem kommenden Wochenende finden wieder die Regionalwettbewerbe statt.

Am Sonntagmorgen vergangener Woche gab es entsprechend einen Ein- und Überblick über Klassenjahrgänge, Instrumente und Werke. Julius Bombach (Querflöte) und Matteo Gilbert (Klavier), beide in der sechsten Klasse, stellten zunächst die Sonate G-Dur von Johann Baptist Vanhal vor. Von wegen »leichte Sonate«, wie in manchen Quellen steht – Vanhal, der zahlreiche Sinfonien und Quartette geschrieben hat, erwies sich als erfindungsreicher Komponist zwischen Empfindsamkeit und Romantik! Mit dem Scherzino Opus 55 Nr. 6 von Joachim Andersen (später übrigens ein Gründungsmitglied und Soloflötist der Berliner Philharmoniker) schlossen die beiden noch ein Stück eleganter Salonmusik an.

Myriam Rovner (Violine) und Christoph Vollmer (Violoncello), beide in der achten Klasse, hatten sich mit Eva Ceralová (neunte) zu einem Klaviertrio zusammengefunden und präsentierten den ersten Satz aus Clara Schumanns Trio g-Moll, worin sich Violine und Klavier in der Führung abwechseln. Es zeigte sich aber auch, daß das Violoncello souverän begleiten und die beiden anderen Instrumente verbinden muß. Insofern war Christoph Vollmers Aufgabe vielleicht weniger auffällig, aber nicht weniger wichtig.

In Astor Piazzollas La muerte del angel (Der Tod eines Engels) eröffneten die drei einen gleichwertig fugierten Tango, an den sich Piazzollas freie wie pfeffrige Phantasie anschloß.

Pieter Bruegel der Ältere »Der Sturz der rebellierenden Engel« (Ölfarbe auf Leinwand, 117 x 162 cm, 1562), Königlichen Museen der Schönen KünsteBrüssel, Bildquelle: Wikimedia commons

Piazzolla diente danach als Brücke, denn auch David Vasylyev (Saxophon) hatte sich ein Stück von ihm ausgewählt. Von Korrepetitorin Daria Hrynkiv begleitet zeigte er zunächst mit Ausencias (Abwesenheit) a-Moll Piazzollas sanfte Seite vor. Mit dem galanten Vacances (Urlaub) des zeitgenössischen Komponisten Jean-Michel Damase blieb David Vasylyev thematisch ein wenig bei den »abseitigen« Musiken, wofür ihm die Fähigkeit zum gepflegten Piano sehr nutzte.

Mit Kai Long Breker gab es anschließend einen regelrechten »Sprung« – auf einen Schüler der fünften Klasse folgte einer der elften, auf Damase Beethoven. Und von diesem nicht irgend etwas, sondern Satz 1 aus der »Waldsteinsonate«, die neben einer außerordentlichen Fingerfertigkeit einen guten Überblick in Dynamik und Tempi sowie Ausdruck verlangt. Kai Long Breker konnte all dies bereits vereinen, ohne dabei zu abgeklärt zu wirken. Erfahrungsgemäß ist die Qualität bzw. Konkurrenz aber gerade unter Pianisten hoch – man darf also gespannt sein, wie der junge Pianist bzw. das Landesmusikgymnasium generell bei der Teilnahme an den Wettbewerben abschneiden wird. Ergebnisse gibt es demnächst dort auf der Internetseite.

Zunächst gab es aber noch eine Art »Gipfeltreffen«, denn zum Abschluß spielte Philip Soldatov (fünfte Klasse) als einer der Jüngsten Praeludium und Allegro im Stile von Gaetano Pugnani von Fritz Kreisler. Und wer bei »Praeludium« an Bach dachte, lag wohl gar nicht so falsch, denn der Violinist Pugnani war mit dessen Sohn Johann Christian Bach (dem »Londoner Bach«) befreundet. Mit munteren chromatischen Läufen und im hymnisch verschlungenen Praeludium, dessen Thema im Allegro wiederkehrte (hier unterschieden sich Kreisler und Pugnani von Bach) verabschiedete sich Philip Soldatov.

13. Januar 2025, Wolfram Quellmalz

Die nächste Junge Matinée findet am 6. April (Studenten der HfM) statt.

https://www.landesmusikgymnasium.sachsen.de/ https://www.slaek.de/de/ueber-uns/ausstellungen-und-konzerte.php

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