Innehalten im Weihnachtskreis und ein kleines Funkeln

Vocal Concert Dresden in der Dresdner Kreuzvesper

Am Vorabend des dritten Sonntages nach Epiphanias sorgte Peter Kopp mit seinem Vocal Concert Dresden in der Dresdner Kreuzkirche für ein nicht nur musikalisches, sondern auch innerliches, seelisches Innehalten, und stimmte damit perfekt mit dem Text, den Pfarrer Holger Milkau ausgelegt hatte, überein. Dritter Sonntag nach Epiphanias heißt aber in diesem Jahr außerdem: eine Woche vor Lichtmeß. Kurz vor Ende des Weihnachtskreises zeichnete sich diese Vesper aber nicht einfach durch weniger Glanz oder ein Abnehmen desselben (seit dem Weihnachtstag) aus, sondern durch das besondere Moment des Innehaltens, des sich Besinnens, incl. des sich Befragens.

Nach dem von Dr. Wolfram Hoppe an der Jehmlich-Orgel bereiteten Einzug füllte Johann Herrmann Scheins »Verbum caro factum est« (aus den »Cymbalum Sionium«, 1615) sozusagen in aller Stille den Raum aus. In der Textwiederholung konnte das Vocal Concert diesen Eindruck a-cappella sogar noch inniger steigern. Auf die wie zur Erinnerung / Rückversicherung gebotene knappe Erzählung des Weihnachtswunders aufbauend verkündete »Viel werden kommen von Morgen und von Abend« (aus der »Geistliche Chormusik« von Heinrich Schütz, SWV 375). Das sich anschließende »O, Herr Jesu Christe« (aus Scheins »Israelsbrünnlein«) ließ an diesem Abend seine Botschaft wohl am vitalsten, offensten verströmen.

»Newe Teutsche Lieder mit fünff und vier Stimmen« (Nürnberg 1582), Bildquelle: Wikimedia commons

Zwischen den Chorstücken sorgte Johann Ludwig Krebs‘ Präludium und Fuge in C-Dur (Krebs-WV 400) für einen Moment der Kontemplation, erinnerte spätestes in der Fuge an den Lehrer Bach.

Danach hielt Peter Kopp mit Willy Burkhards »Acht Sprüche« (aus dem »Cherubinischen Wandersmann von Angelus Silesius«) eine erstaunliche harmonische Wendung bereit. Zunächst in den Frauenstimmen und fast spröde beginnend, wuchs das harmonische Gerüst nach und nach zusammen, bis es endlich einheitlich – dennoch ein wenig stiller – strahlte.

»Nun schein, du Glanz der Herrlichkeit« von Leonhard Lechner (aus: Newe Teutsche Lieder mit fünff und vier Stimmen, Nürnberg 1582) überzeugte mit seiner scheinbar schlichten, jedoch ungemein umschließenden Wirkung.

Holger Milkau schlug danach einen weiten Bogen vom »halte an!« bis zur Himmelsstimme, die in jedem wohnt, und zur künftigen Blüte.

Mit Max Regers »Morgengesang« aus den »Acht geistlichen Gesängen« Opus 138 war das Programm äußerst knapp beschrieben – die Zeit jedoch ebenso genutzt wie der Raum und die Stimmung gefüllt. Um sich berühren zu lassen, braucht es nicht immer viel Licht und Effekt. Ein wenig Zimbelstern im Gemeindegesang kann schon genügen.

28. Januar 2025, Wolfram Quellmalz

Am kommenden Sonnabend gestaltet die Capella Sanctae Crucis Dresden die Kreuzvesper zu Lichtmeß.

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