Sommerkonzert des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik
Die Ausbildung des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik (SLGM) bereitet Schülerinnen und Schüler auf nahezu alles vor, was sie später in der Musik fortsetzen, gar zum Beruf werden lassen können: Gesang und Instrumente in Einzel- und Gruppenunterricht. Sänger und Spieler, die als Solisten auftreten, findet man in Ensembles oder Chören wieder. Wie an der Musikhochschule (HfM), wo die Sparten Klassik und Jazz / Rock / Pop in zwei wesentlichen Ausbildungszweigen unterschieden sind, gehören beide Genres zum Profil des SLGM.
Am Freitag präsentierten sie sich alle – und das war vielleicht ein wenig viel – vor den Ferien noch einmal im Konzertsaal der HfM. Der sommerliche Ausklang steht seit Jahren im Programm des SLGM und führt nicht wenige Teilnehmer bereits an einen gewohnten Ort – manche Dozenten sind an beiden Häusern verankert, besonders begabte oder zielstrebige Schüler suchen die HfM als Jungstudenten bereits regelmäßig auf.
Natürlich ist dabei auch Leistung gefragt, wie nicht zuletzt die Ergebnisse von Jugend musiziert sowie deren Beachtung zeigen (für das SLGM gab es in diesem Jahr bisher 18 Preise: 4 x 1., 13 x 2., 1 x 3.). Doch bevor sich manche oder mancher in der Ausbildung stärker spezialisiert, gibt es am SLGM noch mehr Gemeinsamkeiten oder gemeinschaftlich wahrgenommene Projekte. Ergo wechselten viele der Instrumentalisten am Freitag in den Chor bzw. Kammerchor des SLGM.
Als Intrada oder für den musikalischen Einzug sorgte ein Blechbläserquintett (Elias Schwientek, Anton Klein, Edward Rien, Benjamin Barnkoth und Markus Lehmgrübner, Leitung: Frank Hebenstreit) mit Werken von François Dauverné, Oscar Franz und Johann Schickhardt. Während später vor allem Liedtexte oder deren Ursprung bestimmend waren, gab hier ein forscher und fröhlicher Ton die Richtung vor.

Von »Untreue« (Glück / Eichendorff) über »Stand up my dear« (Høybye) und das finnische Volkslied »Tuoll‘ on mun kultani« (Über den Berg ist mein Liebster gezogen) kam der Kammerchor (Leitung: Uwe Witzel) von den emotionalen, teils leidvollen Inhalten mit »Die Gedanken sind frei« zu einem wesentlichen Aspekt. So flexibel wie in den Themen zeigten sich die Sänger in der Aufstellung und Intonation, also Wirkung. So vermittelten sie die fremdsprachigen Texte auch auf deutsch und realisierten eine Glockenharmonik mit ihren Stimmen. Mit dem großen Chor sollte sich dieser Eindruck später sogar noch verstärken. Neben »Müde bin ich, geh zur Ruh‘« und Mendelssohns »Frühlingsgruß« berührte die Zuhörer vor allem das schwedische »Vem kann segla« (Wer kann segeln) besonders.
Zwischen den beiden Chorteilen sorgten Julius Bombach, Elena Borralhinho, Maren Loeper und Till Hebenstreit mit einem Holzbläserquartett (Leitung: Rumi Sota-Klemm) und zwei Divertimenti Mozarts für eine äolische Erfrischung. Den Abschluß des ersten Teils gestalteten Dozenten und Schüler dann im ersten Satz aus Mendelssohns Streichoktett Opus 20 gemeinsam.
Das allein wäre nicht nur an Qualität, sondern Fülle und Vielfalt bereits überzeugend gewesen, dabei war die populäre Musik noch gar nicht an die Reihe gekommen. Emma Kuban erhielt nach der Pause mit Jon Gomms »High and dry« (Gitarre und Gesang) für ihren freien, extrovertierten Vortrag den wohl größten Applaus des Abends. Doch die Musik Astor Piazzollas folgte dichtauf: Mit »Libertango«, »Oblivion« (Solistin: Myriam Rovner / Violine) und »Che tango che« (Soli: Anna Arakelyan und Louisa Schewe, Leitung: Sebastian Dietrich) waren ein paar der bekanntesten und beliebtesten Stücke lebendig zusammengestellt. Schon der Einzug war gelungen: zunächst spielte ein Violoncello allein auf der Bühne, während die übrigen Streicher streichend von links und im Pizzicato von rechts einliefen.
Mit zwei Jazzformationen um Christopher Lübeck und Jens Wagner wechselte das Genre näher an unsere Tage. »Sea Lady« von Kenny Wheeler und »Body and soul« der 1984 geborenen Eperanza Spalding lebte nicht nur vom Gesang, sondern den immer wieder aufflammenden Soli zwischen Saxophon, Baß und Schlagwerk – dafür gab es viel Zwischenapplaus!
Allerdings war die Zeit mittlerweile ein wenig fortgeschritten. Mit über zweieinhalb Stunden fühlte sich mancher nach dem Konzert ein wenig erschlagen. Vielleicht sollte man das nächste Mal (wieder) zwei Abende daraus machen? Dann bliebe (noch) mehr Muße und Hingabe auch seitens der Zuhörer. Der Abschluß gelang auf jeden Fall und im doppelten Sinne glänzend, denn die Blechbläser (Leitung: Maximilian Schmidt) blitzten nicht nur optisch, sondern ließen ein Arrangement von Martin Luthers »Eine feste Burg« und John Powells Suite »How to train your dragon« ebenso hörbar funkeln.
21. Juni 2025, Wolfram Quellmalz
Am 21. September feiert das SLGM seinen 60. Jahrestag mit einem Festkonzert in der Semperoper.