11. Jahrgang kam in die Dreikönigskirche
Seit einigen Jahren bringen Adam Viktora mit seinem Ensemble Inégal und der Dresdner Kammerchor gemeinsam Werke von Jan Dismas Zelenka zur Aufführung. Jeweils am Wochenende vor oder nach Zelenkas Geburtstag (16. Oktober 1679) empfängt das Zelenka Festival Prag-Dresden seine Gäste. Am vergangenen Sonnabend fand das Dresdner Konzert in der Dreikönigskirche statt.
Passend zur Vesperstunde führte die Kooperationsgemeinschaft seine Arbeit um die Psalmvertonungen Zelenkas fort. Nachdem in den letzten drei Jahren die Teile der Psalmi vespertini erklungen waren, standen diesmal die Psalmi Varii separatim scripti auf dem Programm. Darin vereinen sich einfacher gestaltete Musiken, die vermutlich von jungen Instrumentalisten und Kapellknaben zur Aufführung gebracht werden sollten, sowie aufwendigere, anspruchsvollere Vertonungen (für die Dresdner Hofkapelle) mit teils halsbrecherischen Soli. Zwei dieser ausgesprochen schwierigen Stücke waren am Sonnabend Teil des Programms.

Der Dresdner Kammerchor war in gewohnter Stärke und mit seinem bekannten »Kern« vertreten, die Besetzung des Ensemble Inégal um Konzertmeister Daniel Deuter bot an sich zwar keine große Orchesteraufstellung, war mit je zwei Violen und Violoncelli und den Bläsern in meist Doppelbesetzung nicht gerade klein – für den Raum der Dreikönigskirche sehr angemessen.
Das zeigte sich schon in der zwischen Chor und Instrumentalensemble ausgewogenen Darstellung. Ausgesprochen schwungvoll stand das Dixit Dominus ZWV 67 am Beginn des Abends, wobei sich bereits hier Soli und Chorverse bündig anschlossen. Vor allem Tomáš Šelc (Baß) und Tobias Hunger (Tenor) präsentierten sich von Anfang an markant, tragfähig und mit einem sich durch das Kirchenschiff hebenden, eindringlichen Ton. Dies sollte so bleiben – während Tobias Hunger die Höhe auch später immer wieder steigend, fliehend für eine effektvolle Darstellung nutzte, überzeugte Tomáš Šelcs Baß mit seiner runden Wärme. Gabriela Eibenowá (Sopran) und Jaro Kirchgessner (Altus) verschmolzen im Duett wie zu einer Stimme – dies sollte sich ebenfalls noch mehrfach wiederholen.
Zunächst blieb der Dresdner Kammerchor aber im Confitebor tibi Domine ZWV 73 Hauptakteur. Mit dem De profundis ZWV 95 trat Tomáš Šelcs außerordentlich lyrischer Baß dem Chor gegenüber – auch hier blieb die Balance zwischen seiner Eizelstimme und den Dresdner Kammerchor erhalten.
Die Soli wurden danach in ihrer hervorgehobenen Rolle von Solostücken stärker betont. Ein weiteres Confitebor tibi Domine, ZWV 71, übernahm Tomáš Šelc, zunächst nur von Streichern und Basso continuo begleitet, bevor im zweiten Teil (Redemptionem misit) die Lebhaftigkeit nicht nur die Instrumente erreichte, sondern eine fast atemlose Darstellung des Sängers erforderte.
Tobias Hunger, nun im Duett mit der Trompete von Hans Martin Rux-Brachtendorf, folgte ihm im Laudate pueri ZWV 81, dem ersten der beiden angekündigten Höhepunkte, in dieser koloraturhaften Atemlosigkeit. Die für Stimme und Instrumente halsbrecherischen Figuren führten in eine schier endlose Steigerung, die dennoch irgendwann ein »Amen« erreichte – wahrlich effektvoll!
Das zweite der besonders effektvollen Werke, Laetatus sum ZWV 90, folgte unmittelbar danach, nun auf alle vier Solostimmen verteilt und um die Flöten von Martina Bernášková und Lukáš M. Vytlačil bereichert, wobei sich Gabriela Eibenowá und Jaro Kirchgessner erneut – nicht immer, aber meist – als symbiotisches Stimmduo wiederfanden. Gleich im ersten Satz war es Gabriela Eibenowá, der nun die Koloratursprünge abverlangt wurden. Im zweiten (Illuc enim) baute sie den Klang sorgsam auf, wirkte aber trotzdem für einen Moment bemüht.
Vielleicht lag es auch an der dichten Folge von allein Versvertonungen ohne »Auflockerung«, quasi einer Vesper ohne Andacht, daß trotz tonaler Qualität und Betonung die Lebhaftigkeit ein wenig fehlte. Etwas »trocken« schien das Konzert letztlich trotz der überschaubaren Länge von etwas über einer Stunde.
Dem prächtig wogenden Da pacem Domine ZWV 167, noch einmal mit Trompete sowie den in den Chor integrierten Solisten, gehörte der Schluß.
19. Oktober 2025, Wolfram Quellmalz
Nächstes Konzert des Dresdner Kammerchores: Gedenkkonzert »Frieden«, 8. November, 19:30 Uhr, DresdnerAnnenkirche.