Im alten Glanz

Konzert im Pillnitzer Schloß

Die Reihe »Musik im Wasserpalais« ist erhalten geblieben. Zwischendurch mußte sie einmal aussetzen, auch sind es nicht mehr vier Konzerte – aber sie besteht fort. Und vor allem: Das prächtige Cembalo von Johann Heinrich Gräbner erklingt auch nach annähernd 300 Jahren wieder. Mittlerweile ist das Instrument, das auch gerne als Vorlage für Kopien dient, restauriert.

Am vergangenen Sonnabend eröffnete die »Musik im Wasserpalais« ihre diesjährige Saison. Außer Sebastian Knebel am Cembalo waren Anne Schumann mit einer Tenor-Viola da braccio und Klaus Voigt mit einer selten zu erlebenden Viola da spalla zu erleben. Beide Instrumente gehören zum Fundus des Kunstgewerbemuseums, wobei es sich bei der Tenor-Viola da braccio ein um 1630 entstandenes Original handelt, während die Viola da spalla eine Kopie ist. Allein den Klang dieser Instrumente zu erleben, ist einen Konzertbesuch wert und gibt einen viel besseren Eindruck als die Vorführung in einem Museum. Dazu kommt, daß keines der drei Instrumente klein, zart oder leise wäre – will sagen: es läßt sich mit ihnen Klangpracht entwickeln, die nicht nur in der »Kammer«, sondern auch im kleinen Saal zu Hause ist. Am fremdesten tönt dabei wohl die Viola da spalla. Gambig klingt sie natürlich, aber es scheinen sich auch Anklänge von Bläsern einzumischen, eines Zinks vielleicht?

Passend zur Entstehungszeit der Instrumente hatten die drei Musiker Werke der Renaissance und dem Barock ausgewählt. Zu geläufigen Namen wie Hans Leo Hassler und Johann Gottlieb Graun gesellten sich weniger bekannte, Johann Caspar Fischers zum Beispiel, oder Johann Daniel Grimm und Phelipe de los Rios. Von letzteren weiß man wenig, die Lebensdaten sind teilweise nicht gesichert überliefert.

Mit zwei Werken Giovanni Battista Vitalis stellten sich zunächst die beiden Streichinstrumente vor, woran sich das Gräbner-Cembalo mit Hasslers »Intonatio Quarti Toni« anschloß. In einer Symphonia Johann Erasmus Kindermanns schließlich fanden alle drei zusammen, kombinierten Silberperlen mit getragenen, schwingenden Streichern. Sehr emotional nehmen wir solche Musik heute wahr, Freude und Sehnsucht scheinen schon in der Grundstimmung gesteigert zu sein. Anne Schumann, Klaus Voigt und Sebastian Knebel kehrten diese Stimmungen sehr schön hervor, jedoch auch (und gerade) Lebensfreude, innere Kraft. Daß der sichere Umgang mit solch alten Instrumenten heikel sein kann, war während des Spielens nicht zu merken, allenfalls daran, daß und wie nach- und umgestimmt werden mußte. So herrschte in der Musik und im roten Saal die kräftigen, freudvollen Farben vor, die mit Phelipe de los Rios Sonata einen fulminanten Abschluß fand.

Das nächste Konzert findet am 20. Juni statt. Dann werden unter dem Titel »Le Sieur des Saint Colombe – Concerts à deux violes esgales« Gamben zu hören sein.

31. Mai 2015, Wolfram Quellmalz

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