Abschlußkonzert einer Gastspielreise
Im Januar dieses Jahres hatte Vitali Aleshkevich die Leitung des vocalis ensembles dresden von Elena Beer übernommen und seitdem bereits zahlreiche Konzerte mit den Sängern gegeben. Mit dem neuen Programm »Singet dem Herrn« waren die Musiker in der vergangenen Woche unter anderem in Potsdam, Berlin und Halle (Dom) zu Gast, das Abschlußkonzert in der Dreikönigskirche fand wie das Eröffnungskonzert in Straupitz mit Matthias Eisenberg als musikalischen Partner statt.
Das Programm war nicht nur um Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz aufgebaut, sondern orientierte sich auch am Wort Martin Luthers. »Und wenn die Welt voll Teufel wär« aus Bachs berühmter Kantate »Eine feste Burg ist unser Gott« stand zu Beginn des Konzertes, dessen offizieller Teil mit dem Abschlußchoral des gleichen Werkes zu Ende ging. Matthias Eisenberg begleitete dabei jeweils feinfühlig. Den übrigen Teil des Abends teilten sich die Künstler: zwischen A capella vorgetragenen Werken spielte Matthias Eisenberg Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge e-Moll und leitete mit einer Fuge nach Johannes Weyrauch zu der (vergleichsweise) modernen und im Hinblick auf das Programm namensgebenden Komposition Hugo Distlers »Singet dem Herrn ein neues Lied« über. Dabei blieb der meisterliche Organist auf der Eule-Orgel sehr zurückhaltend. Vor allem in der Fuge sowie der Begleitung der Bach-Kantate oft auch gedämpft durch das Fernwerk, war Matthias Eisenbergs Spiel stets schlicht und der Sache verpflichtet. Präludium und Fuge BWV 548 sind sehr prachtvoll und geraten leicht »massig«, doch der Organist hob hier die spielerische Brillanz und Heiterkeit hervor, die dem Stück innewohnt.
Das vocalis ensemble dresden setzt sich aus Sängern zusammen, die sich während des Studiums an der Dresdner Musikhochschule kennengelernt haben. Einige sangen schon gemeinsam im Thomaner- oder Kreuzchor. Auch sie pflegten an diesem Abend einen schlichten, der Botschaft und dem Worte Luthers verpflichteten Gesang mit klarer Diktion und schwebender Vielstimmigkeit. Besonders schön gelangen vor allem getragenere Werke wie Johann Hermann Scheins »Ich bin die Wurzel« sowie solche, bei denen sich die Sänger in zwei Chören oder noch kleineren Gruppen neu formierten. Johann Bachs (ein Großonkel Johann Sebastians) »Unser Leben ist ein Schatten« mit zwei Trios aus Tenor, Alt und Baß sowie den beiden Sopranen, die sich in Wiederholungen und Echos spiegelten, war vielleicht das schönste Werk des Abends, während die ausgreifende Motette »Jesu meine Freude« sicherlich der dramaturgische Höhepunkt gewesen ist. Nicht ganz glücklich war die Ausgewogenheit der Stimmen an diesem Abend zum Abschluß der Konzertwoche. Vor allem in den Sopranen lag ein Übergewicht, das zuweilen auch scharf hervortrat.
Trotz Stücken vorwiegend aus dem 16. bis 18. Jahrhundert war das Programm keineswegs einseitig, sondern im Gegenteil vielgestaltig und auf die Inhalte bedacht. Mit dem »Abendlied« von Josef Gabriel Rheinberger und »Der Mond ist aufgegangen« (der kurz darauf dem Text folgend erschien) verabschiedete sich das vocalis ensemble von seinem Publikum.
3. August 2015, Wolfram Quellmalz