Im Trio und darüber hinaus

18. Lockwitzer Kammermusik

Selbst wenn es nur zwei Termine im Jahr gibt – die Lockwitzer Kammermusik hat sich mittlerweile fest in den Terminkalender eingeschrieben. Auch am letzten Sonnabend fanden nach einem spätsommerlichen Tag wieder viele Besucher den Weg in die Lockwitzer Schloßkirche, als es draußen schnell kühl wurde. Passenderweise hatten sich Marjana Winkler (Violine), Martin Borck (Violoncello) und ihr Kontrabassist »Herbstliche Saitenklänge« als Titel gewählt.

Wichtiger als Titel sind freilich die Inhalte, und die eröffneten eine ungeahnte Vielfalt, sowohl hinsichtlich der Werke wie in der Besetzung, denn das Trio blieb keineswegs immer im Trio, sondern wechselten beständig in Duoformationen, die alle möglichen Kombinationen wiedergaben, bis hin zu einer überraschenden Fantasy für Violoncello und Kontrabaß. Der Baß durfte also mehr als nur »brummen«, wobei selbst diese klassische Rolle dann reizvoll ist, wenn die Komponisten Josef Mysliveček oder Leopold Mozart heißen. Während der erstere für eifrige Dresdner Konzertbesucher längst kein Unbekannter mehr ist und mit Formenvielfalt und Einfallsreichtum begeistert, durfte Vater Mozart seinen kaum versteckten Karnevalsspaß vorzeigen – die Frösche, die sich im Titel der Parthia für Violine, Violoncello und Kontrabaß tummeln, durften im Pastorello-Satz fröhlich quaken. In einer Bearbeitung erklangen außerdem sechs der Duos für zwei Violinen (hier für Violine und Kontrabaß) von Béla Bartók.

Werke von Reinhold Glière und Joseph Haydn waren schon mehrfach in der Lockwitzer Schloßkirche erklungen, ihre Duos ergänzten diese Aufführungen erneut. Nicht neu an dieser Stelle war aber auch, daß man neues hörte, teils Funde von lebenden Komponisten, die sich bei der Internetrecherche ergaben, wie Marjana Winkler erklärt hatte. Neben Fred Bretschgers mit viel Applaus bedachter Fantasy gehörten dazu ein Duo für Kontrabaß und Violine (in dieser Reihenfolge) von Wendell Rosa, dessen »Forgotten Battle« (vergessene Schlacht, Teil des Untertitels) allerdings harmonischer war als erwartet, da ging es in Fred Bretschgers Fantasy wilder zu!

Den weitesten »Ausbruch« wagte Efrain Oscher, der am Konzertende das Thema aus Bachs berühmter Orgel-Passacaglia (BWV 582) auf Violine und Kontrabaß aufteilte, zerlegte, variierte, ableitete und bis in den Tango führte.

22. September 2024, Wolfram Quellmalz

Pfarrerin Antje Hinze lud bei der Verabschiedung gleich zum nächsten Kammerkonzert ein. Auf Goethes Spuren soll es am 9. Juni 2025 (Pfingstmontag) nach Italien gehen. https://www.kirchspiel-dresden-sued.de/lockwitz

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