Bassist hat seine ersten Lied-CDs vorgelegt
Häufigen Konzertbesuchern ist der Name Krešimir Stražanac mittlerweile geläufig. Der Bassist ist für seine lebhaften Gestaltungen vor allem in Oratorien bekannt – wer ihn in Händels »Messiah« erlebt hat, wird einen nachhaltigen Eindruck behalten haben, noch tiefer beeindruckte er vielleicht als Herodes in einer konzertanten Aufführung von Alessandro Stradellas »San Giovanni Battista« (unser Bericht: https://neuemusikalischeblaetter.com/2020/02/10/drama-in-zwei-akten/) Doch will sich der ausdrucksstarke Sänger nicht auf Opern und Oratorien allein festlegen, sondern sucht seine Wege als Liedgestalter. Das allein überrascht noch nicht, doch in seiner ersten Aufnahme beweist er sogleich Mut, denn nicht mit Schubert, Schumann oder Wolf will er sein Publikum zu ködern, sondern mit Blagoje Bersa. Kennen Sie nicht? Dann wird es Zeit! Der kroatische Komponist hat nicht nur Opern und Sinfonien geschrieben, sondern zahlreiche Lieder. Auf zwei CDs bietet Krešimir Stražanac mit seinem Klavierpartner Krešimir Starčević zunächst gewitzte und pointierte Balladen nach Texten von Heinrich Heine, Reinhard Volker und Johann Gottfried Herder sowie zeitgenössischen deutschen Übersetzungen der Gedichte von Henrik Ibsen oder Michail Lermontow. Dabei feilt das Liedgestalterpaar den Witz ebenso heraus, wie der Baß einmal bei »Totensarg« (Heines »Lieb Liebchen, leg’s Händchen aufs Herze mein«) in die Bodenlosigkeit fällt. Doch auch die kroatischen Lieder sind – dank Übersetzung im Beiheft kein Problem – in ihrer balladesken Schönheit jede Beachtung wert. Wer für die Stimmerkundung jedoch lieber auf vertrautes Repertoire zurückgreifen (und vergleichen) möchte, dem sei der »Schwanengesang« ans Herz gelegt, der eben erschienen ist. Denn den Vergleich scheut Krešimir Stražanac wohl nicht und hat sich Franz Schuberts letzten Liederzyklus D 957 vorgenommen. Mit der Pianistin Doriana Tchakarova durchschreitet er den Weg des Abschieds und des Leidens in einer sehr romantischen, zuweilen bebenden Weise. Da balanciert noch das sonst fröhliche »Abschied« zwischen frohem Aufbruch und kaum zu unterdrückender Wehmut. Entdeckerfreuden bereitet er dabei trotzdem, denn dem »Schwanengesang« sind drei Lieder des Frances Allitsen (Mary Frances Allitsen) angefügt, die mit ihren romantischen Heine-Vertonungen Schubert wunderbar ersetzt. Daß den Bassisten die Texte und Lieder berührt haben, spürt man bei fast jeder Note!
Mai 2025, Wolfram Quellmalz
