Musiker der Sächsischen Staatskapelle auf Schloß Waldenburg
Regelmäßig sorgt der Veranstalter Artis Causa dafür, die eleganten Räume von Schl0ß Waldenburg mit Musik zu erfüllen. Der Blaue Saal mit Blick in den Park ist für Kammermusik nicht nur geeignet, sondern absolut reizvoll. Am Sonntag verbanden sich bei »Mozart in der Brasserie« Werke des Salzburger Genies mit französischen Klängen.
Dabei mußten Robert Oberaigner (Klarinette) und seine Kollegen von der Sächsischen Staatskapelle allerdings kurzfristig auf die Mitwirkung von Štěpánka Pučálková verzichten. Die Mezzosopranistin hatte am Morgen stimmlich indisponiert abgesagtviele m.
Der Beginn war davon aber unberührt, denn die erste Konzerthälfte war mit Wolfgang Amadé Mozarts Klarinettenquintett A-Dur (KV 581) allein trefflich ausgefüllt. Wer die Musiker besser kannte, entdeckte im Streichquartett zwei Konzertmeister der Zweiten Violinen: Lukas Stepp und Holger Grohs, denen Federico Kasik (Stellvertretender Konzertmeister Erste Violinen) als Primarius noch vorsaß. Doch bis zum Violoncello von Titus Maack tat sich keine Lücke auf – Holger Grohs ergriff, wie schon manches Mal, die Gelegenheit bzw. die Viola und rundete die Formation ab.

Das Werk, wohl das erste Klarinettenquintett der Musikgeschichte überhaupt, wie Robert Oberaigner erzählt hatte, zeigte seine dialogischen Bezüge (Klarinette – Viola), verlangte vom Solisten dabei ebenso Virtuosität wie Legato im stetigen Wechsel. Das Violoncello übernahm den Führungston und rahmte das übrige Streichtrio immer wieder durch Pizzicati ein. So entwickelte sich einerseits eine erfrischende Spritzigkeit, dann wieder schmolz das Quintett in einer dichten Schubert-Stimmung zusammen. Das Larghetto floß arios dahin – ein wenig von Webers Freischütz bzw. seinem Ännchen schien durch das Werk zu wehen. Robert Oberaigner hatte neben dem satten, sich steigernden Klang auch wieder ein feines, kantables Piano im Repertoire.
In den lebhaften Schlußsätzen durften sich die fünf dann tänzerisch musizierend erproben, derweil sich draußen der Donner eines Gewitters entlud (oder waren es Mozart und sein Klarinettist Anton Paul Stadler beim Kegeln, die da rumorten?). Vor allem die Variationen erwiesen sich nicht nur als einfallsreich, sondern hielten für die Klarinette manche Volte oder manchen Tonsprung parat, was Robert Oberaigner aber mühelos meisterte.
Nach der Pause mußten die Musiker ein wenig improvisieren, um die ausgefallenen Lieder aus Gabriel Faurés »La chanson d’Eve« zu ersetzen. Zunächst fügten sie das ursprünglich am Ende stehende Quintett Jean Françaix‘ ein, das nicht nur für die Klarinette virtuos und daher gefürchtet ist, sondern auch den Streichern viel abverlangt – viele mögen das gar nicht einüben als »Begleitung« für einen Solisten, dankte Robert Oberaigner seinen Kollegen ganz besonders. Und so fochten die Blitze draußen mit den Flageoletts der Streicher drinnen und den Girlanden der Klarinette (die den Donner zu verlachen schien) miteinander. Fallende Figuren und tropfende Pizzicati paßten da letztlich sogar ins atmosphärische äußere Bild. Ohnehin lag das letzte Wort nicht beim Donner, sondern in der ausschweifenden Kadenz des letzten Satzes – in Kammermusikwerken ungewöhnlich.
Die entfallenen Lieder entfielen letztlich nicht ganz (und sollen im kommenden Jahr ohnehin in der geplanten Form nachgeholt werden). Das Quintett formte aus zwei von ihnen sowie Sätzen von Erik Satie, dessen 100. Todestages wir in diesem Jahr gedenken, eine Suite. Bei den »Roses ardantes« (Flammende Rosen) »glühte« die Klarinette noch etwas vordergründig (schließlich war keine Zeit gewesen, das Lied wirklich zu bearbeiten, Robert Oberaigner konnte kaum mehr einrichten, als die Stimme für seine Klarinette zu transkribieren), »L’aube blanche« (Die weiße Morgendämmerung) schmiegte sich aber schon sehr dicht zwischen die Streicher.
Saties moderne Musik, die jazzige Einflüsse geltend machte, wie in der ursprünglichen Ballettmusik »Jack in the box« oder dem Klavierstück Gymnopédie Nr. 1, stand Fauré erstaunlicherweise nicht fremd oder konträr gegenüber, sondern fügte sich mit ihm zu einem unterhaltsamen französischen Arrangement.
16. Juni 2025, Wolfram Quellmalz
Der nächste Termin der Reihe folgt schon bald, denn Matthias Wollong (Violine) ist im Juli und August bereits mit den Proben (»Lohengrin«) im Bayreuther Festspielorchester beschäftigt. Seine Lieblingssonaten (Mozart, Schubert, Grieg und Ravel) präsentiert er mit Andrei Banciu daher schon in drei Wochen (6. Juli, 17:00 Uhr) auf Schloß Waldenburg.