Ekkehard Klemm wurde als Chefdirigent der Elbland Philharmonie Sachsen verabschiedet
Fragt man nach den Verdiensten, die sich Ekkehard Klemm in den acht Jahren als Chefdirigent der Elbland Philharmonie Sachsen erworben hat, kommen – nicht zuletzt aus den Reihen des Orchesters – immer wieder anerkennende Worte dafür, wie er den wenige Jahre zuvor fusionierten Klangkörper geformt hat, aber auch für seine dezidierte Arbeit mit und an Gegenwartsmusik, gerade von regionalen Komponisten. Die wiederholte Einladung zu den »Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik« nach Hellerau ist ein weithin wahrnehmbares Indiz dafür.
Insofern konnte es ein wenig verwundern, daß sich Ekkehard Klemm ausgerechnet mit Film- und Musicalmusik von der Elbland Philharmonie Sachsen verabschiedete. Der Grund ist jedoch simpel: Das Konzert am Donnerstag folgte kurz vor Spielzeitende einer Einladung der Burgfestspiele Meißen und deren Programmplanung. Also keine persönliche musikdramaturgische Absicht, sondern ganz einfach eine Frage der Terminlage.

Dabei kann sich Ekkehard Klemm durchaus für Film- und Musicalmusik begeistern, schließlich gehört Schauspiel- oder Bühnenmusik ohnehin zu seinen Schwerpunkten. Und vieles ist durchaus qualitätvoll und für Orchester interessant. »Von Hollywood bis Broadway« (Konzerttitel) verband auf dem Burgplatz Klassiker der Film- und Musicalgeschichte, Meilensteine kann man einige nennen, wie Andrew Lloyd Webbers »The Phantom of the Opera« oder John Williams‘ Musik zu »Krieg der Sterne«. Zwar durfte die Musik einmal allein »leuchten«, doch so ganz ließ sie sich wohl nicht vom ursprünglichen Zweck trennen, denn viele verbinden sie mit einem (oder wiederholten) Kinobesuchen. Oder aus dem Fernsehen.
Die Elbland Philharmonie startete mit einigen schmissigen Bond-Themen in den Abend. Dabei zeigte sich: für ein Sinfonieorchester muß man das erst einmal einrichten, zum Beispiel den Gitarrensound auf die Streicher übertragen.
Schön war, daß die Moderation einmal nicht zu leutselig oder einfach flach war – Patrick Rohbeck verstand es, das Publikum »abzuholen« und trotzdem noch das eine oder andere Faktum beizutragen, ohne zu überfordern. Auch wenn die Fokussierung auf Musikpreise wie Oscar oder Tony Award die Auswahl vielleicht einschränkte und noch so viele Nominierungen nicht zwingend für Qualität sprechen – letztlich wollte das Programm die Zuhörer mit Lieblingsmusiken gewinnen. Und die stammten manchmal noch aus dem Fernsehen, wie von Lalo Schifrin, der das Thema zu »Mission: Impossible« erfunden hatte, als dies noch unter dem Namen »Kobra, übernehmen Sie« lief.
Die Elbland Philharmonie band Titel zu Medleys mit James-Bond- oder Harry-Potter-Themen, Klassiker wie »Moon river« aus »Frühstück bei Tiffany« durften in voller Länge glänzen. Musicals wurden außerdem mit Auszügen aus »Evita« (noch einmal Webber) präsentiert. Eine Überraschung oder Entdeckung enthielt das Programm freilich nicht, dafür überzeugte das Orchester gerade mit der Leichtigkeit, die es zum Beispiel bei tänzerischen Latino-Rhythmen bewahrte.
Natürlich gab es einen Abschied zu feiern. Kai Holzmüller (FERALPI STAHL) überreichte Ekkehard Klemm einen neuen Dirigierstab – aus Stahl, schließlich ist die Elbland Philharmonie Sachsen in der Stahlstadt Riesa beheimatet. Carola Gotthardt (Geschäftsführung des Orchesters) hatte eine Urkunde dabei, denn das Orchester hat Ekkehard Klemm zum Ehrendirigenten ernannt.
Im Hinblick auf die Musik aus »Jurrasic Park«, die ebenfalls erklang, sprach der Dirigent von sich selbst als einem »Saurier«. Was den »Ruhestand« sofort in Zweifel zieht, schließlich kommt mit »Jurrasic World: Die Wiedergeburt« am 2. Juli auch eine Fortsetzung ins Kino. Also auch Fortsetzung Klemm? Ja: noch im Sommer wird er seine Arbeit mit der Elbland Philharmonie weiterführen, dann als Gast (ab 15. August »De säk’sche Lorelei« mit Tom Pauls). Den schönsten Dank gab es wohl vom Orchester selbst, das Ekkehard Klemms ruhige und nie aufbrausende Methode lobte. Man habe ihn nie »wütend« erlebt. Für ihn als auch Chordirigenten war »This is my song«, die Hymne aus Jean Sibelius‘ »Finlandia«, vom gesamten Orchester gesungen, sicher eine besondere Anerkennung.
20. Juni 2025, Wolfram Quellmalz