Zweites Konzert Orgel plus in Altkaditz
Die Sommerkonzerte in der Dresdner Emmauskirche gehören weit über die Laurentiusgemeinde hinaus seit vielen Jahren für viele zum Ferienprogramm. Im »plus-Paket« gab es bereits viele Organisten und Solisten zu erleben, wobei naturgemäß die Bläser bei letzteren im Vorteil bzw. in der Überzahl sind. Auch am Freitag gesellte sich zur Jehmlich-Orgel wieder ein Windinstrument, eine Trompete.
Gleichzeitig waren zwei junge Musiker zu Gast, für die das Konzert, zumindest teilweise, eine Premiere war, denn es ist Lara Hölzels erster Konzerteinsatz gewesen. Zwar leitet sie seit 2023 die Weinbergskantorei Trachenberge, ihr B-Examen als Kirchenmusikerin und der Abschluß im Fach Orgel liegen aber noch vor ihr. Auch Oliver Franz, der seine Schulzeit am Landesmusikgymnasium verbracht hat, befindet sich derzeit noch mitten im Studium. Die Unsicherheit war den beiden hier und da anzumerken, das Konzert für sie also vermutlich um so wertvoller. Wie schön, daß sie die Erfahrung im Anschluß noch mit Freunden und dem Publikum teilen und sich austauschen konnten!
Lara Hölzel und Oliver Franz boten verschiedene Stücke aus Gattungen zwischen Alter Musik und Musical an. Nicht zuletzt ist eine Besetzung mit Orgel und Trompete ja sozusagen berufen, sich anzueignen, was eigentlich für andere Instrumente oder für die Stimme geschrieben ist.
Die Alte Musik, die für Oliver Franz ein Schwerpunkt im Studium ist, war gleich zu Beginn mit Henry Purcells »The Indian Queen« vertreten, darüber hinaus hatten die beiden Musiker verschiedene Sätze aus den Douze marches heroiques von Georg Philipp Telemann ins Programm eingeflochten. Freilich zeigte sich gerade hier, wie vertrackt Virtuosität, Zeit- (oder Schreit)maß und die Form miteinander verbunden sind. Doch der majestätische, festliche Charakter durfte in jedem Fall Telemanns Darstellung von »La majeste«, »La vaillance« (Tapferkeit) oder »La réjouissance« (Jubel) durchstreifen. Erstaunlich: die Liebe (»L’amour«) sah Telemann musikalisch nicht feurig, sondern maß ihr Gelassenheit bei.
Der Kontrast zu »Salut d’amore«, das fast schon ein Stück Populärmusik geworden ist, stand für die große Bandbreite, welche die beiden in ihrer Auswahl boten. Nebenbei: Edward Elgars kleines Stück gehört zu den Lieblingswerken von Jan Vogler, der in der Emmauskirche vor 31 (!) Jahren eine seiner ersten CDs mit Bruno Canino aufgenommen hat. Der italienische Pianist und Komponist feiert Ende des Jahres seinen neunzigsten Geburtstag.

Ein weiteres auch beim Publikum beliebtes Stück ist Claude Debussys »La fille aux cheveux de lin« (das Mädchen mit den Flachshaaren), das in der Bearbeitung, in der sich Trompete und Orgel die Melodiestimme teilten, vollkommen neu klang. Mit »Summertime« hatte kurz nach dem Beginn schon ein anderer Evergreen den Reigen eröffnet, wobei George Gershwin stets betont hat, daß das Lied zu einer Volksoper gehört und die Zuordnung Musical ablehnte.
Nicht das Beginnen, sondern das Loslassen hatte Pfarrerin Gisela Merkel in ihrem Geistlichen Wort aufgegriffen, wobei das Loslassen ja oft die Voraussetzung für einen (Neu)beginn ist. Oder für eine Fortsetzung.
Musikalisch fügten Lara Hölzel und Oliver Franz in diesem Sinne Augustin Savards »Morceau de concours« sowie Hardy Schneiders Choralfantasie über »Großer Gott wir loben dich« (mit Gemeindegesang) an. Gerade die Choralfantasie wie auch ein Auszug aus Gabriel Rheinbergers Orgelsonate a-Moll gewannen durch ihre stimmungsvolle Darbietung.
Draußen hatte sich die Stimmung leicht verdüstert, doch Regen und ein nahendes Gewitter konnten das traditionelle Beisammensein unter der Linde, wetterbedingt zum Teil in die Kirche verlegt, nicht hindern.
Übrigens: Die gute Atmosphäre und Akustik der Emmauskirche wissen nicht nur Besucher von »Orgel plus« zu schätzen. Auch Künstler haben sie das eine oder andere Mal aufgesucht, um CDs einzuspielen. Neben Jan Vogler war in den letzten Jahren Katharina Bäuml mit ihrer Capella de la Torre hier (2021).
26. Juli 2025, Wolfram Quellmalz
Das letzte Konzert von »Orgel plus« in Altkaditz findet am 15. August (19:30 Uhr) statt. Gäste: Tobias Nicolaus (Orgel) und Wieland Wagner (Marimba und Vibraphon).
