Biennale Barocca 2025, Teil 1

Das Junge Musikpodium ist wieder unterwegs!

Konzert in der Accademia Filarmonica di Verona, Photo: JMP

Zuletzt hatten die NMB vor zwei Jahren vom Jungen Musikpodium Dresden – Venedig (JMP) berichtet, nun ist es biennal wieder auf dem Plan: seit Sonntag sind die Schülerinnen und Schüler vom Sächsischen Landesgymnasium für Musik Dresden mit Kommilitonen von Konservatorien aus Castelfranco, Livorno, Vicenza und Straßburg wieder dabei die Musik von Vivaldi & Co. zu erkunden. Dabei treffen der Herkunft bzw. der Name der  Einrichtungen nach verschiedene Stile aufeinander, denn die Gymnasien bzw. Konservatorien aus den drei Ländern tragen die Namen von Carl Maria von Weber (Dresden), Agostino Stefani (Castelfranco), Pietro Mascagni (Livorno) und Arrigo Pedrollo (Vicenza). Nur in Straßburg heißt es schlicht Conservatoire – Cité de la musique et de la danse. Doch weder Webers Romantik noch Mascagnis Verismo stehen im Mittelpunkt, auch nicht eine der Spätromantik hingegebene Auffassung wie von Arrigo Pedrollo, sondern die Barockmusik. Dazu paßte Agostino Stefani am ehesten. Der in Venezien geborene Komponist wuchs in Padua auf, lebte lange Jahre in München.

Dank nach dem Konzert: Orchestra di JMP, davor (von links): Generalkonsulin Susanne Welter, Sopranistin Benedetta Zanotto, Stefan Heinemann (Präsident JMP), Konzertmeister Gabriele Pro, Photo: NMB

Beim JMP dreht es sich nicht nur allgemein um Barockmusik, sondern ganz speziell um die Musikbrücke Dresden – Venedig. Nicht nur Kurfürst Moritz kam mit einem Teil seiner Kapelle nach Italien und warb hier Musiker an, vor und nach ihm waren immer wieder Dresdner Musiker in Italien, speziell Venedig (wie bereits Heinrich Schütz), oder die Italiener wurden in Dresden heimisch, wie Antonio Scandello, Antonio Lotti oder (später) Francesco Morlacchi, der es bis zum Hofkapellmeister der Italienischen Oper am Sächsischen Hof brachte (womit er Kollege von Carl Maria von Weber wurde). Der Meisterviolinist Johann Georg Pisendel war einerseits mit Antonio Vivaldi befreundet, den er besuchte und der ihm (persönlich oder für seine Dresdner Kapelle) Werke widmete, er war (und ist es im Grunde immer noch) Dreh- und Angelpunkt in Sachen Barockmusik. Vieles, was er anschaffte und sammelte, wurde aufbewahrt und archiviert, zunächst im berühmten Schranck No. II in der Dresdner Hofkirche, heute gehört der Inhalt des sagenhaften Notenschatzes zum Bestand der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).

Unterwegs durch Verona, warten vor der Accademia Filarmonica, Photo: JMP

Aus diesem Fundus stammen immer viele Werke, die beim JMP erklingen. In diesem Jahr, ohne die Beschränkungen der letzten Male (weniger Teilnehmer, vor allem weniger Bläser wegen der Pandemie) stehen Kompositionen von Johann Friedrich Fasch, Johann Joachim Quantz (ein Schüler Pisendels), Johann Georg Pisendel selbst, Georg Friedrich Händel und natürlich Antonio Vivaldi auf dem Programm (einen ausführlichen Bericht finden Sie nach Abschluß des Workshops auf unserer Seite).

Sieht nur von oben »locker« aus: auch die Proben laufen zielgerichtet ab, Photo: NMB

Seit dem vergangenen Sonntag haben die Schüler in der Villa Flangini in Asolo geprobt, am Donnerstag gab es in Verona den traditionellen Auftakt in der Accademia Filarmonica di Verona in Anwesenheit von Susanne Welter, Generalkonsulin der Bundesrepublik in Mailand. Zum zweiten Konzert gestern reiste das JMP ins malerische Polcenigo, wo zunächst im Innenhof des Palazzo Scolari geprobt wurde, während sich in den Bergen der Dolomiten ein effektvolles Unwetter zusammenzog – und leider zeitlich punktgenau vor Konzertbeginn losbrach, womit dasselbe (einziger Freilufttermin des JMP) leider abgesagt werden mußte. Was aber den Erfolg der Proben nicht minderte – nicht unwesentlich für die Woche des Workshops.

Gelungene Probe: da war die W(etterw)elt noch in Ordnung …, Photo: NMB
… keine Stunde später floß der Konzertplatz weg, Photo: NMB

Trotzdem hat die Künstlerische Leitung des JMP reagiert. Alberto Busettini, der neue Direktor des JMP, und Gabriele Pro, ein junger Stargeiger und Barockspezialist (mit dem Schwerpunkt auf dem zweiten Attribut), der als Dirigent und Solist auftritt, entschieden, das ausgefallene Konzert mit einer extra Probe heute morgen zu kompensieren, um den stetigen Ablauf und Aufbau zu gewährleisten. Das Augenmerk lag vor allem darin, gut und flexibel zueinander zu finden, gleichzeitig durfte das Üben nicht zu strapaziös werden, schließlich steht heute abend ein Festkonzert auf dem Programm, an das sich morgen noch eine schlanke Matinée (reduziertes Konzertprogramm) und das Abschlußkonzert anschließen werden.

6. September 2025, Wolfram Quellmalz

Hinterlasse einen Kommentar