Kreuzchorvesper zum Schuljahresschluß
Eine Woche nach der Verleihung des Rudolf-Mauersberger-Stipendiums standen die Kruzianer noch einmal in der Kreuzkirche und gestalteten mit Kreuzkantor Martin Lehmann die letzte Vesper im alten Schuljahr – ab dem kommenden Sonnabend gibt es jeweils 15:00 Uhr den Orgelsommer als Angebot in den Sommerferien.
Doch keine Woche vor der Zeugnisausgabe war von Ferien noch nichts zu spüren, eher schon von Übergang. Denn für die Abiturienten war es der letzte Auftritt hier (sie sind allerdings noch bei den Konzerten der Sommertournee dabei), sie wurden damit offiziell und schließlich doch – in der Vesper unüblich – mit Applaus verabschiedet. Außerdem durften am Ende die Nachwuchssänger der vierten Klasse, welche ab September zum Chor stoßen, bei Max Regers »Nachtlied« mitwirken.

Letzte Kreuzchorvesper des Schuljahres, Photo: Kreuzkirche Dresden
Begonnen hatte die Vesper nach dem Einzug (diesmal von Dr. Wolfram Hoppe an der Jehmlich-Orgel begleitet) noch einmal mit einem Introitus von Wilfried Krätzschmar. Bevor dieser den Staffelstab (oder Komponistenbleistift) im kommenden Schuljahr an Agnes Ponizil übergeben wird, hatte er noch Worte aus den Psalmen 43 (»Sende dein Licht«) und 42 (»Wie der Hirsch schreit«) für den 4. Sonntag nach Trinitatis vertont. Ungewöhnlich kühl, vergeistigt (und schwer zu singen) war dieser Abschluß – bemerkenswert, wie geschlossen es der Chor immer schafft, werden die Programme doch im wesentlichen binnen einer Woche erarbeitet.
Mit Anton Bruckners Motette Locus iste und Rudolf Mauersberger »Ich will dem Herrn singen mein Leben lang« gab es zwei Werke aus dem traditionellen Kernrepertoire des Chores, vielleicht auch ein Wunsch, auf jeden Fall aber zur Freude der scheidenden Kruzianer – wer wäre von diesem Werk nicht berührt? Ihn selbst zu singen, steigert es noch. Rudolf Mauersbergers Psalmvertonung wurde von Chorpräfekt Anton Matthes dirigiert, eine Auszeichnung für seine Tätigkeit, für die ihm Martin Lehmann später noch einmal explizit dankte.
Der Gast an der Orgel fügte dem mit der Toccata in D-Dur von Vincenzo Petrali eine instrumentale Bereicherung hinzu – so frei kann ein derart regelkonformes Stück also klingen!
Was ebenso auffällt: der Kreuzchor hat eine ganze Reihe von Partnern. Neben den Solisten sind dies verschiedene Orchester und Instrumentalensembles. Die Unterstützung kam diesmal von der Cappella Sagittariana Dresden, welche Johann Sebastian Bach Kantate »Meine Seel erhebt den Herren« (BWV 10) reich und historisch informiert ausleuchteten. Mit Sujin Lee (Sopran), Jonathan Mayenschein (Alt), Oliver Kaden (Tenor) und Gerry Zimmermann (Baß) gab es ein Solistenquartett, das sich aus Gästen zusammensetzte und bis auf den erfahrenen Oliver Kaden eine neue Formation darstellte – auch das sozusagen als Teil der Aufbauarbeit.
Martin Lehmann blickte anschließend auf die insgesamt achtzehn Vespern des zurückliegenden Schuljahres und durfte zufrieden sein. Sein Dank galt allen Unterstützern in und um den Chor sowie im Haus der Kreuzkirche.
Fast schien es, als erfülle sich der von Superintendent Christian Behr im Wort zum Sonntag angesprochene Wunsch nach Veränderungen auf musikalischem Wege sogleich: Das Vaterunser wurde diesmal nicht von der Gemeinde gesprochen, sondern erklang in der Vertonung des früheren Kreuzkantor Oskar Wermann – so festlich schien es noch an Kraft zu gewinnen.
3. Juli 2023, Wolfram Quellmalz
In den kommenden Wochen erklingt vor allem die Orgel in der Kreuzkirche. Alle Programme unter: