Fluchtpunkt Dom

Meißner Dom-Musik erfrischt nicht nur musikalisch

In der Adventszeit und im Winter ist die Kälte im Meißner Dom durchaus ein Problem, doch in der Hitze des Sonnabends konnte man sich kaum einen schöneren, kühleren Ort vorstellen – nur der Aufstieg mußte vorab bewältigt werden.

Photo: NMB

Seit Mai gibt es wieder die Dom-Musiken um 17:00 Uhr, sie reichen über die Feiertage des Herbstes in diesem Jahr wieder bis zum Weihnachtsfest. Davon sind wir noch ein wenig entfernt, und so hieß es diesmal »Mit Saiten und Pfeifen« Domkantor Thorsten Göbel begleitete an der Orgel Svanhild Schwarze-Wunderlich (Oboe) sowie Uta und Norbert Schröder (Violoncello), wobei die Rollen auch einmal getauscht wurden. Pfarrer Matthias Fischer, der für die Andacht zuständig war, freute sich in seiner Begrüßung, daß das Programm mit Bach beginne und mit Wagner ende – den beiden bedeutendsten Komponisten, wie er meinte. Solche Bemerkungen können unter Musikfreunden aufgeregte Diskussionen entfachen, jedoch nicht bei 35° C draußen und nach dem Aufstieg zum Burgberg.

Ohnehin würde wohl niemand an der Bedeutung Bachs oder Wagners zweifeln – die Arie »Mein freudig Herze« aus der Pfingstkantate »Also hat Gott die Welt geliebt« (BWV 68) war mit der Oboe als Sängerin eine willkommene musikalische Erfrischung gewesen. Derer gab es mit einem Allegro aus Georg Friedrich Händels Triosonate HWV 386b und seiner Arie »Lascia ch’io pianga« (aus »Rinaldo«) noch mehr, wobei das Quartett die Solistenrolle zwischen Cello und Oboe tauschte. Das sorgte zwar für Abwechslung, wirkte als bleibendes Prinzip im Programm aber manchmal ein wenig unruhig.

Zunächst ging es von den deutschen Barockkomponisten ins französisch-romantische Repertoire. Gabriel Faurés Pavane und vor allem sein Cantique de Jean Racine hoben die Schönheit der Solostimme hervor, wobei die Pavane mit der Orgel solo begann, Violoncello und Oboe traten später hinzu, wobei besonders die leise Oboe dafür sorgte, daß alle drei im Klang verschmelzen konnten. Beim Cantique wirkte der versetzte Einsatz sogar kanonartig.

Das enge Miteinander und den Wechsel der Stimmen vollführte das Quartett auch in Camille Sainte-Saëns Allegretto aus der zweiten Oboensonate (Bearbeitung) sowie in Felix Mendelssohns »Sei getreu bis in den Tod« (aus dem Oratorium »Paulus«) und Richard Wagners »Lied an den Abendstern« (aus dem »Tannhäuser«). Zwar setzte letzteres nicht erst mit dem eigentlichen Lied ein, sondern enthielt das Vorspiel sowie den Szenentext (»Wie Todesahnung …«) dennoch sorgte der häufige Wechsel des Soloinstruments, das hier die menschliche Stimme ersetzte, für etwas viel Farbwechsel (wenn auch verständlich, schließlich trafen sich mit Violoncello und Oboe die wohl gesanglichsten Instrumente, jene, denen man die größte Nähe zur menschlichen Stimme nachsagt).

16. Juli 2023, Wolfram Quellmalz

Die Dom-Musiken gehen am kommenden Sonnabend mit dem Bachtrompeten-Ensemble »Misnensis« weiter, später folgt ein unterhaltsames Orgelprogramm (29. Juli, »Die heitere Orgel« mit Gabriel Dessauer), am 12. August sind die Brüder Markus und Pascal Kaufmann mit nordisch-sinfonischen Orgelbearbeitungen zu Gast. Neben weiteren Konzerten und Andachten zu Feiertagen lockt das Programm aber auch mit Veranstaltungen wie »Organ und Crimes«, einem Orgelspaziergang durch Meißen mit Musik, Krimis und Snacks (Oktober). Mehr dazu unter:

https://www.dom-zu-meissen.de/dom-musik/veranstaltungen

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