Philharmonisches Konzert der Elbland Philharmonie Sachsen setzt Zukunftszeichen
Solche Konzerte machen Hoffnung: mit zwei Solistinnen und einem Dirigenten traten gleich drei junge Nachwuchskräfte in Erscheinung. Was sie präsentierten, war nicht nur überzeugend, sondern konnte auch begeistern. Insofern schien sich der neu ausgelobte Förderpreis ELPHORIA schon beim ersten Mal auszuzahlen. Vom Freundeskreis des Orchesters initiierte, soll er zuallererst diesem (Orchester) zugute kommen. Das schließt nicht aus, daß er für Honorare verwendet wird, womit die Zusammenarbeit der Elbland Philharmonie mit jungen Solisten unterstützt wird. Wenn es »funktioniert«, gibt es also Gewinner auf mindestens zwei Seiten.
In der Pirnaer Marienkirche hat es am Donnerstag bestens »funktioniert«. Das Programm rankte sich ganz um Wolfgang Amadé Mozart, Eckehard Klemm, der diesmal nicht als Dirigent auftrat, sondern vor der Pause aber den ELPHORIA vergab, schlug sogar noch eine Brücke der Generationen zum Vater Leopold.

Die beiden Solistinnen Helene Freytag und Tabea Ockert mit Diirgent Friedrich Praetorius vor dem Orchester, Elbland Philharmonie Sachsen, © Klaus-Dieter Brühl
So durfte Musik eines Mozart-Sohnes den Abend eröffnen. Franz Xaver trug durch seine Abstammung eine Bürde, die noch heute eine unvoreingenommene Betrachtung seines Werkes hindert. Dabei war er doch eine höchst angesehene Person, verkehrte in Musikerkreisen (unter anderem Robert Schumann) und hinterließ in Lemberg (heute Lwiw) zahlreiche musikalische Spuren. Seine Ouvertüre bzw. Sinfonia D-Dur schien luzide zwischen ersten und zweiten Violinen zu entstehen, mit den Bläsern zu wachsen, behielt durch die Punktierung und die leichte Interpretation einen beschwingten Charakter. Friedrich Praetorius vermied noch im Tutti jeden Anflug von Massigkeit.
Wer Praetorius heißt und Musiker ist, trägt vielleicht eine ähnliche Bürde wie Franz Xaver Mozart. Der junge Dirigent, Nachwuchspreisträger und ab kommenden Jahr Assistent des GMD Sir Donald Runnicles an der Deutschen Oper Berlin, nahm es weder schwer noch leicht. Wolfgang Amadé Mozarts Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur (KV 364) mit Helene Freytag (Violine) und Tabea Ockert (Viola), die beide gerade erst am Beginn ihres Studiums stehen, schimmerte im Vergleich zur eben gehörten Sinfonia viel dunkler, gefiel aber vom ersten Moment mit dem eleganten, fein abgestimmten Paarlauf der Solistinnen. Ihre musikalisch-rhetorischen Figuren waren einerseits synchron abgestimmt, schienen in den Oktavierungen und Abwandlungen aber bereits wie Variationen – solche folgten nach der Pause. Zunächst durfte man den sinnlichen Ton der beiden Instrumente vergleichen, dem das Orchester mit ebenso schönen Farben (an diesem Abend fabelhafte Hörner!) gegenüberstand.
Ein Grundstein für die Schönheit, die sich bei Max Regers Variationen und Fuge über ein Thema von Wolfgang Amadeus Mozart (Opus 132) fortsetzte, war das Ebenmaß, das Friedrich Praetorius gewähren ließ. Die Ruhe und Gelassenheit verblüffte bei einem so jungen Dirigenten und darf wohl einem vertieften Werkverständnis und einem hohen Erfahrungsbewußtsein zugerechnet werden. Basis waren die gemächlichen Tempi, die eine sinnige Ausformulierung musikalischer Gedanken erlaubten, nie ins Schleppen gerieten. Darüber bewies Friedrich Praetorius eine hohe Flexibilität – nicht nur die Variationen unterschieden sich, auch die Binnenspannung wurde durch eine schöne Rubatogestaltung gestützt. So konnten Soli (Klarinette) ebenso hervortreten, wie sich Entwicklungen, Stufungen und schließlich eine aus dem Leichten ins Majestätische wachsenden Fuge nachvollziehbar ergaben.
Im nächsten Philharmonischen Konzert der Elbland Philharmonie Sachsen steht Beethoven im Mittelpunkt. Außer seiner »Eroica« erklingen dann Dmitri Schostakowitschs zweites Violoncellokonzert mit Solist Isang Enders sowie ein bemerkenswertes modernes Werk, Brett Deans »Short Stories«.
Noch einmal am 28. Oktober (19:00 Uhr) in Radebeul (Landesbühnen): »Alles Mozart«, Elbland Philharmonie, Friedrich Praetorius (Dirigent), Helene Freytag (Violine) und Tabea Ockert (Viola)