Weihnachtsoratorium mit dem Dresdner Bachchor
Nach den ersten drei Kantaten im Advent vollendete Kantorin Elke Voigt mit ihrem Dresdner Bachchor am Sonnabend Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium in der Martin-Luther-Kirche. Jetzt standen die Kantaten IV bis VI auf dem Programm, passenderweise am Epiphaniastag, für den Bach die letzte der Kantaten schrieb, mit dem das Weihnachtsfest offiziell endet.

Ob die besonders kurze Adventszeit nun für mehr Streß gesorgt hat oder nicht, ob es viele Anlässe zu singen oder zu feiern gab, ob man nach den Feiertagen eher »geschafft« oder ausgeruht ist – der Dresdner Bachchor zeigte sich nicht nur von seiner besten Seite, sondern scheint auch sonst erfrischt. Das fiel diesmal besonders auf, weil Elke Voigt (vielleicht noch mehr als sonst?) am Ausdruck gearbeitet hatte. Und so bot der Chor weit mehr als nur eine Untermalung und die Choräle, gestaltete mit Betonungen (wie bei Wut und Toben der Feinde im Eingangschor von Kantate IV) ebenso wie mit Minderungen (langsamer / Piano) ausgewogen schön und ohne Übertreibung. Damit festigte er grundsätzlich den Verlauf, schließlich lassen sich weder die einzelnen Kantaten noch das ganze Oratorium auf einzelne Arien reduzieren, und setzte zudem kleine Höhepunkte. Auf das derart betonte »Wo ist der neugeborne König der Juden« (Kantate V) verdeutlichte der folgende Choral die Bedeutung von »Die trübe Nacht in Licht verkehrt« dynamisch – solche »innere Belebung« half auch gegen die Kühle, die wegen eines Heizungsdefekts zunehmend in der Kirche spürbar wurde.
Gestalterisch ganz ausgezeichnet konnte Tenor Benjamin Glaubitz überzeugen. Mit schlanker Stimme bei großer Verständlichkeit gelang es ihm, im Ausdruck den Evangelistentext von den normalen Rezitativen abzusetzen und gerade als Evangelist eine große erzählerische Spannung zu entfachen (»Da das der König Herodes hörte, erschrak er«). Selbst die so drangvolle Arie »Ich will dir zu Ehren leben« geriet weder atemlos noch gehetzt.
Die Solisten (unter anderem Friedrike Urban / Sopran und Ewa Zeuner / Alt) fanden ebenso im Terzett und Quartett zusammen, wobei sich allerdings nicht immer ein Gleichklang einstellte. Clemens Heidrich (Baß) hatte mit Präsenz und Verständlichkeit gewohntermaßen kein Problem. Gerade die hohen Präsenz führte aber manchmal in einen konstanten Verlauf mit geringen dramatischen Erhebungen, wie in der Arie »Erleucht auch meine finstre Sinnen« (Kantate V), jedoch gelang es ihm zum Beispiel in der letzten Kantate, die Herodesworte »daß ich auch komme und es [das Jesuskind] anbete« erkennbar als Heuchelei darzustellen.
Zwischen den Kantaten nahm Superintendent Albrecht Nollau den Bezug zu Epiphanias auf rückte die Drei Heiligen (deren Königtum nur vermutet, aber nicht belegt ist) in den Mittelpunkt. Sie hätten Eigenschaften gehabt, die uns heute noch wünschenswert sind: bereit sein, aufzubrechen, zu entdecken, ohne die Gewißheit des Zieles zu haben, aufmerksame Suchende zu sein.
Erneut wirkte die Sinfonietta Dresden als Orchesterpartner im zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums mit, überzeugte konzertant wie im Basso continuo und konnte jene Blechbläser stellen, die den Festglanz der letzten Kantate aufpolierten. Neben Konzertmeisterin Uta-Maria Lempert steuerte vor allem Yvonn Richter (Oboe) viele Soli und Arienbegleitungen bei.
7. Januar 2024, Wolfram Quellmalz
Das nächste Projekt des Dresdner Bachchores ist Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion (29. März, Karfreitag, 16:00 Uhr, Martin-Luther-Kirche).
https://kirchspiel-dresden-neustadt.de/
Spendenaufruf für die Kirche Großröhrsdorf und aktuelle Informationen: https://www.kirche-grossroehrsdorf.de/