Universitätsorchester in der Lukaskirche
Vor einer Woche hatte der Programmtitel »Gegensätze« gelautet, am Sonntag legten Filip Paluchowski und das Universitätsorchester Dresden in der Lukaskirche mit »Empfindungen« in Kammerbesetzung nach. Alle drei Komponisten des Abends – Tōru Takemitsu, Bohuslav Martinů und Ludwig van Beethoven – hatten politische Konfliktsituationen in ihren Werken verarbeitet bzw. sich vom Zwang einer Bezogenheit befreien müssen. Wie Tōru Takemitsu, der lange Zeit Kriegserlebnisse in seinen Werken aufgegriffen hatte. Erst die Beschäftigung mit John Cage und dessen Werk führte eine Umkehr herbei, die gleichzeitig mit einer Rückbesinnung auf japanische Traditionen verbunden war. »Signals from Heaven« gehörte darüber hinaus zu jenem Programm des Universitätsorchesters, das sich in diesem Jahr verstärkt der japanischen Musik zuwenden möchte. »Day Signal« eröffnete das Konzert, mit dem »Night Signal« ging es nach der Pause weiter. In den kurzen Stücken für Blechbläserensemble hat Takemitsu das Dämmern und Aufscheinen der Sonne sowie das langsame Verlöschen des Tageslichts umgesetzt und dazu vor allem Klangfiguren verwendet. Der Blechbläserchor ließ diese erstrahlen, aufblitzen und später versinken, wobei Takemitsu dieses interessanterweise nicht mit Lauter und Leiser werden dargestellt hat, sondern mit unterschiedlichen Tempi und vor allem Längen der Klangfiguren.
Im Konzert für Oboe und kleines Orchester von Bohuslav Martinů wiederum finden sich von Krieg und Flucht geprägten Empfindungen nicht martialisch oder eskapistisch-romantisch wieder. Der Komponist hat statt dessen virtuose und kantilene Passagen kombiniert, das Zusammenspiel von Solist und Orchester verflochten und auf klassische Elemente zurückgegriffen. Mathilde Salzmann, die nach ihrer Schulzeit in Dresden mittlerweile die Hochschule für Musik und Theater Rostock besucht, beherrscht eine feine Artikulation auf der Oboe bereits ebenso, wie sie Läufe und Skalen geschmeidig zu gestalten weiß. Und auch das Orchester hatte in Martinůs Konzert zahlreiche kleine Soli – selbst ein Klavier hat der Komponist hineingeschrieben. So wie Mathilde Salzmann in den Kadenzen beeindruckte, ließ das Orchester mit vielen Tuttifarben aufhorchen.
Davon gab es abschließend noch mehr, denn nun stand Ludwig van Beethovens dritte Sinfonie auf dem Programm, jenes erst Napoleon gewidmete und ihm dann wieder »entzogene« Werk. Es war ganz erstaunlich, wie Filip Paluchowski die Stimmen des Laienorchesters hier bündelte, für dynamisches Drängen sorgte. Gleich der erste Satz hatte – mit einem prima Horn-Trio! – gehörige Verve, die ebenso das Scherzo prägte. Immer wieder konnten Solisten (Oboe) ihr Können beweisen, aber auch das Zusammenspiel, in der Holzbläsergruppe zum Beispiel, zeugte von gehöriger Probenarbeit. Dafür gab es jede Menge Applaus – vom Publikum für das Orchester und von diesem für seinen Dirigenten.
6. Februar 2018, Wolfram Quellmalz