Kreuzchorvesper mit vielen Höhepunkten
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu, da ist der Kreuzchor – neben seinen Konzertreisen – auch in den Vespern der Kreuzkirche noch einmal aktiv. Der Sonnabend war ein mehrfach besonderer, denn neben dem Johannisfest stand noch ein anderer wichtiger Punkt im Programm: die Verleihung des Rudolf-Mauersberger-Stipendiums.
Reinhold Uhlig von der Stiftung Dresdner Kreuzchor durfte sich freuen, daß dies nun schon zum 31. Mal geschehe und jetzt sowie in den kommenden Jahren immer gleich zwei Stipendienträger vor dem Chor stehen – der aktuelle Kreuzkantor Martin Lehmann empfing die Ehrung vor 23 Jahren. In diesem Jahr heißt ist es Friedrich Schöne. Reinhold Uhlig und Martin Lehmann verwiesen auf seine herausragende Stellung im Chor und wünschten ihn für das avisierte Ziel – den Sängerberuf und im nächsten Schritt ein entsprechendes Hochschulstudium – alles Gute. Damit sei er für andere ein Vorbild, die vielleicht ähnliche Wege gehen könnten.

erleihung des Rudolf-Mauersberger-Stipendiums an Friedrich Schöne durch Prof. Dr. Reinhold Uhlig von der Stiftung Dresdner Kreuzchor (Mitte), links: Pfarrer Holger Milkau, rechts: Kreuzkantor Martin Lehmann, Photo: Kreuzkirche Dresden
Zu erleben gab es den aktuellen Preisträger in Johann Sebastian Bachs Arie »Oh Seelenparadies« (aus der Kantate »Erschallet, ihr Lieder« BWV 172). Dabei beeindrucket nicht die schöne Tenorstimme allein, sondern die Ausdruckskraft sowie die (gegenseitige) Zugewandtheit der Gruppe (Martin Lehmann im Dirigat, dazu Alexander Teichmann / Violine, Matthias Bräutigam / Violoncello und Donatus Bergemann / Kontrabaß als Basso continuo).
Der Pares-inter-parem-Gedanke war bereits zu Beginn immanent gewesen. Schon Johann Pachelbels vital vorgetragene Motette »Gott ist unser Zuversicht und Stärke« und Jaako Mäntyjärvis Canticum calamitatis maritimae (gewidmet den Opfern des Untergangs der »Estonia«) hatten sich als berührende Höhepunkte herausgestellt. Dabei war neben Friedrich Schöne, der später geehrt wurde, ein weiterer Kruzianer solistisch hervorgetreten: Justus Chemnitzer, der im Canticum seinem Chor auf beeindruckende Weise gegenüberstand – solche Momente lassen Zuhörer erfreut auf die kommenden Jahre blicken!

Friedrich Schöne während Bachs Arie »Oh Seelenparadies« (links, Photo: Kreuzkirche Dresden) sowie nach der Vesper mit Martin Lehmann und Reinhold Uhlig vor dem Julius-Otto-Denkmal (rechts, Photo: Dresdner Kreuzchor, © Annemarie Herborn)
Dazu besteht viel Anlaß, denn die Vesper hatte zum Beispiel erneut mit einem Introitus von Wilfried Krätzschmar begonnen. Wie Kreuzkantor Martin Lehmann zum Jahresgespräch verraten hatte, soll die Reihe der für den Chor geschriebenen Stücke nicht nur fortgesetzt, sondern in drei bis vier Jahren geschlossen werden, so daß für jeden Sonn- und Feiertag des Kirchenjahres ein Introitus vorliegt. Im kommenden Schuljahr wird Agnes Ponizil diese schreiben.
Weitere Lichtpunkte waren Thierry Escaich beeindruckend pulsierendes Évocation II, von Robin Gaede, der die Vesper begleitete, an der großen Orgel vorgetragen, sowie Andreas Hammerschmidts Chorandacht »Meine Seele erhebt den Herren«. Auch Andreas Hammerschmidt gehört zu den Komponisten, die – wie aus der Vergangenheit »herbeigeholt« – immer wieder verblüffen. Allein wie der Kreuzchor das Erheben musikalisch darstellte, war eine zutiefst berührende Erfahrung. Josef Rheinbergers »Abendlied« schloß genau an diese Erhebung an und sorgte für einen hoffnungsfrohen Ausklang.
25. Juni 2023, Wolfram Quellmalz
Am kommenden Sonnabend steht die letzte Kreuzchorvesper des Schuljahres auf dem Programm.