Elbland Philharmonie Sachsen spielt »Fairy Tales« in Meißen
Geheimnisvolle Wesen, vor allem Nixen und Feen, beleben das Sonder- bzw. Familienkonzert »Fairy Tales« der Elbland Philharmonie Sachsen. Kleine (und große) Besucher sind dafür eingeladen, in entsprechender Verkleidung zu kommen, für die jüngsten gibt es Überraschungen, an sich aber bleibt das Konzert mit Ausschnitten aus Werken von Felix-Mendelssohn, Edvard Grieg, Albert Lortzing und Engelbert Humperdinck aber vorwiegend klassisch.
Am Sonntag fand die erste Ausgabe von »Fairy Tales« auf dem Crassoberg in Meißen (Gelände der Freien Werkschule Meißen) statt, wobei man sich fragen konnte, ob da nicht jemand mit Wotan in Verbindung war, zumindest hatte die Elbland Philharmonie viel Wetterglück. Fast schon zu viel – morgens noch ließen kalte Regenschauer keine Sonntagsstimmung aufkommen, zum Konzertbeginn dann war es nicht nur fast wolkenlos, sondern brannte die Sonne übermäßig. Die Elbland Philharmonie spielte vollkommen ohne Wetterschutz (!), Musiker und Instrumente waren Hitze und Strahlung ausgesetzt. Für den ersten Konzertteil halfen da nur Sonnenbrillen, Hüte und weggelassene Sakkos.

Unter den geisterhaften, in Musik gebannten Gästen fanden sich überwiegend Nixen (vor allem vom Rhein), deren Schwestern, die Feen, sowie einige norwegische Trolle. Dirigent Ekkehard Klemm spannte das unterhaltsame Programm mit klassischen Werken auf, betonte deren Stützpfeiler: Carl Maria von Webers Oberon-Overtüre, Auszüge aus Felix Mendelssohns Schauspielmusik zu Shakespeares »Sommernachtstraum« sowie aus Edvard Griegs »Peer Gynt«. Gut verteilt im Konzert waren dies nicht nur bekannte, sondern beliebte Klassikhits, vielleicht vermißte der eine oder andere angesichts des Themas jedoch Dvořáks Rusalka. Aber der Mond war schon vor Beginn untergegangen – wie hätte jemand ihn ansingen sollen?
Ein wesentlicher Teil und eine Bereicherung waren gerade die gesungenen Stücke. Sopranistin Eva Zalenga ist bereits auf dem »Sprung« an größere Häuser und demnächst – nicht weit von Hans-Christian Andersen – an der Königlichen Oper Kopenhagen zu Gast. Mezzosopranistin Alicja Bany kannten bereits jene, welche die Hochschulproduktionen der letzten beiden Jahre, Claudio Monteverdis »L’Orfeo« und Wolfgang Amadé Mozarts »La Finta Giardiniera«, besucht hatten. In Meißen boten beide unter anderem Jacques Offenbaches Barcarole, allerdings nicht die bekannte Fassung aus »Les contes d’Hoffmann«, sondern das ursprüngliche Duett aus »Die Rheinfeen« (mit einem deutschen Text).
Alicja Bany unternahm einen überraschenden und anspruchsvollen Ausflug zu Liedern aus Hector Berlioz‘ »Les nuits d’été« (»Sommernächte«). Freilich zeigte sich hier, daß solches Repertoire auch reifen will und sich unter den gegebenen Bedingungen (draußen, mit Mikrophon) sicher noch schwerer vortragen läßt als in einem akustisch einwandfreien Saal.
Was aber keine grundsätzliche Einschränkung war. Eva Zalenga verzauberte mit Rezitativ und Arie der Undine aus Albert Lortzings gleichnamiger Oper den Crassoberg. Ihr leichter Sopran konnte ungemein lyrisch und verführerisch klingen und sich dabei so behend wie mühelos in die Höhe schwingen!
Wer bei »Meerjungfrau« nur an die eine denkt (Disneys Arielle), bekam diese ebenso geboten, durch Musik von Alan Menken. Und auch Eric Coates Valsette »Waldnymphen« öffnete die Tür zu Film- und Operettenmusik.
Wer eine Einführung oder Überleitung brauchte oder wissen wollte, wie man einen Troll von einem Menschen unterscheidet, der fand bei Michael Seeboth die benötigten Informationen. Der Sprecher und Schauspieler führte als Moderator durchs Programm. Mit Franz Liszt und Alfredo Catalani gab es nach der Pause einen Loreley-Schwerpunkt, dem Michael Seeboth noch die sächsische Variante von Lene Voigt hinzufügte – Geschmackssache.
In Leo Delibes »Lakmé« taucht die Loreley zumindest nicht auf, immerhin gibt es einen Wahrsager und ein Blumenduett, das sich um den betörenden Duft des Jasmins rankt. Eva Zalenga und Alicja Bany schlüpften in die Rollen von Lakmé und Malika, bevor sie mit Mendelssohns Sommernachtstraum und dessen abschließendem »Gute Nacht« den Abend ausklingen ließen.
29. Juli 2024, Wolfram Quellmalz
Elbland Philharmonie Sachsen »Fairy Tales«, wieder am 4. August (Pirna, Schloß Sonnenschein) sowie am 22. September (Kulturschloß Großenhain) und 5. Oktober (Stadthalle »stern« Riesa)