Petit four für die Orgel

Johannes Berger beim Orgelsommer in der Dresdner Kreuzkirche

Halbzeit der Ferien in Sachsen bedeutet auch Halbzeit des Orgelsommers in der Dresdner Kreuzkirche. Das Bergfest feierte gestern Johannes Berger, der sonst die Heldenorgel der Festung Kufstein spielt. Ein Kuriosum im Vergleich: seit ihrer Erweiterung 2009 war sie mit 4948 Pfeifen die größte Freiluftorgel der Welt, bis sie diesen Rekord 2015 an die Austin-Orgel im Spreckels Organ Pavilion (Balboa Park, San Diego) verlor – braucht man solche Rekorde? Der Spieler der Heldenorgel sitzt übrigens in einem Spieltischhäuschen …

Petit four? Beethoven, Bach, Händel und Elgar, Montage: NMB (Bildquellen: Wikimedia commons)

Für sein Dresdner Konzert hatte Johannes Berger vier ganz unterschiedliche Werke der Orgelliteratur ausgewählt, sozusagen für jeden Geschmack etwas, und diese auch hübsch präsentiert. Mit Praeludium und Fuge D-Dur (BWV 532) von Johann Sebastian Bach hatte er ein Werkpaar ausgewählt, das schon im ersten Teil mit fugierten Passagen aufwartet, dabei aber einen fröhlichen, aufwärtsstrebenden Duktus bewahrt und das Thema zirkulieren läßt. Die Fuge blieb trotz wachsenden Aufbaus luftig.

Wem das nicht filigran genug war, der durfte danach zwei Raritäten begegnen: während man von Mozart oder Haydn des öfteren Miniaturen für die Orgel hört, fristen die Fünf Stücke für die Flötenuhr (WoO 33) von Ludwig van Beethoven ein Schattendasein. Mit Allegro non più molto und Allegro führte Johannes Berger feine Unterschiede zwischen zart und lebhaft vor. Erfrischend blieben die vor allem in den Oberstimmen laufenden Motive – Flötenuhr bleibt Flötenuhr, auch auf einer großen Jehmlich-Orgel.

Gesamtansicht der Festung Kufstein: Bürgerturm (rechts) mit Orgel und Spieltischhäuschen (Vordergrund links), Bildquelle: Wikimedia commons

Nach dem feinen Wiener Biskuit überraschte die Mächtigkeit von Nimrod aus den Enigma Variationen von Edward Elgar (Orgelbearbeitung: Pierre Gouin). Doch schließlich ist der Orgelsommer keine Andacht wie die Kreuzvesper, sondern soll jeglichen Gästen der Kreuzkirche Orgelmusik näherbringen. Insofern war die geschmackvolle Einrichtung des bekannten Stückes auf dem bunten Teller der Petit fours herzlich willkommen.

Und wer es nicht gemocht haben mochte, dem blieb zum Schluß noch eine kleine, große Leckerei: Georg Friedrich Händels Music for the Royal Fireworks, aus der Johannes Berger – selbst eingerichtet – Ouvertüre, Bourrée, La Paix, La Réjouissance, Menuett I und II erklingen ließ. Festlich und funkelnd, mal hinsichtlich der Feinheit zu Beethoven »zurückblickend« (Bourrée), durften die beiden Menuette den festlichen Jubel anstimmen (I) und mit majestätischer Kraft ausstatten (II).

20. Juli 2025, Wolfram Quellmalz

Auch Kreuzorganist Holger Gehring wird sich am kommenden Sonnabend Edward Elgar zuwenden. Neben dessen Allegro maestoso aus der Orgelsonate G-Dur (Opus 28) stehen dann Johann Gottlob Schneiders Thema mit Variationen A-Dur und César Francks Grande Pièce Symphonique Opus 17 auf dem Programm.

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