Nicht nur zwei Spitzenorchester, auch – oder gerade – die anderen Musikstätten zeugen von einer lebendigen Musiklandschaft in Dresden. Neben Kammerkonzertreihen und herausgeputzten barocken Sälen gibt es andere Formate, die nicht weniger wertvoll sind. Abseits des Großen Gartens befinden sich die Räume von Piano Gäbler. Hier werden nicht nur die Flügel von Staatskapelle, Philharmonie und anderen betreut, hier gibt es seit kurzem einen neuen Veranstaltungssaal, in dem am 19. März ein Kammerkonzert mit Jörg Faßmann (Violine) und Masumi Sakagami (Klavier) stattfand.
Jörg Faßmann ist stellvertretender 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Masumi Sakagami dem gleichen Haus verbunden und war dort bereits mehrfach zu Kammerabenden Gast, während sie sonst vor allem als Dozentin der Musikhochschule in Erscheinung tritt.
Zum 2. Partnerkonzert bei Piano Gäbler hatten die beiden Musiker Violinsonaten von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms „im Gepäck“, dazu drei romantische Stücke von Clara Schumann. Schlicht, auf das wesentliche reduziert, präsentierten sie die Werke, arbeiteten nicht nur Themen heraus, sondern legten Details bloß. Schon Mendelssohns Sonate ist sehr komplex, bietet viel für den Kopf, so fein vorgetragen gab es jede Menge zu entdecken! Lebendigkeit, Mendelssohns flirrende Achtel, kamen dabei nicht zu kurz. Masumi Sakagami und Jörg Faßmann zeigten sich als eingespieltes Duo (die nicht das erste Mal gemeinsam spielten). So fein vorgetragen war es, als könnte man jede Notenfaser hören. Dabei hatte der riesige Steinway – da wollte sich der Vertreter wohl nicht „lumpen“ lassen – zumindest optisch überdimensioniert gewirkt. Doch mit kleiner Flügelöffnung und mit dem rechten Maß paßte er perfekt in den Raum, war mit der Violine in Balance und gerade im piano innig. Davon profitierte vor allem Johannes Brahms, dessen dritte Sonate natürlich mit viel Gefühl und „Wucht“ gespielt werden kann, die aber auch die feine Detailarbeit verträgt. Mit Gewinn, wie man feststellen kann.
Zwischendurch gaben Clara Schumanns Romanzen eine Gefühlswelt preis, die Johannes Brahms anzukündigen schien. Zum Werk der kritischen Pianistin (einige Stücke Robert Schumanns und Johannes Brahms‘ hat ihr Urteil beeinflußt, wenn nicht gar vernichtet, bevor wir es kennenlernen konnten) gehörte eben nicht nur die Förderung anderer Komponisten, sondern auch eigenes. In solchem Rahmen konnte es sich entfalten!
21. März 2015, Wolfram Quellmalz