Aus dem Tresor geholte Pretiosen

Albrecht Mayer Tesori

Albrecht Mayer präsentiert »Tesori d’Italia«

Vor neun Jahren hatte Albrecht Mayer schon einmal eine Aufnahme mit italienischen Stücken herausgebracht. »In Venedig« vereinte damals bekannte Oboenkonzerte und die Bearbeitung des Largos aus Vivaldis »Der Winter«. Nun hat der Solooboist der Berliner Philharmoniker eine neue CD nachgelegt, weil »der italienische Barock bisher noch nicht so stark« in seinem Fokus war, wie er in einem Interview verriet. Dabei enthielt schon das damalige Album mit Werken von Vivaldi, Platti und Albinoni sowie den Brüdern Alessandro und Benedetto Marcello reichlich italienischen Barock incl. der Bearbeitung einer Arie.

Doch das ist eben fast zehn Jahre her. Seither hat sich Albrecht Mayer nicht nur weiter mit der Materie auseinandergesetzt, sondern war stetig auf der Suche nach neuen (alten) Werken. Denn – so sagte er in einem Interview – die Oboe wurde von den Komponisten ähnlich reich bedacht wie Klavier und Violine. Es stimmt also nicht, daß es keine Literatur für das Instrument gebe. Vielmehr liegt es daran, daß Komponisten und Werke heute oft vergessen sind und sich die Veranstalter scheuen, sie aufs Programm zu setzen. Zu Unrecht, wie »Tesori d’Italia« zeigt.

Für seine Projekte sucht sich Albrecht Mayer jeweils Partner, die er kennt, mit denen er vertraut ist und mit denen es einfach »paßt«. In diesem Falle sind es I Musici di Roma, ein Ensemble, das Mayer (noch in anderer Besetzung selbstverständlich) schon aus seinen Kindheitstagen kennt.  I Musici wurden 1951 gegründet.

Nach »Lost and Found« (2013, Werke von Hoffmeister, Fiala und Lebrun) wurde der Oboist wieder in verschiedenen Musikbibliotheken fündig. Außer in Turin sind diese in Dresden, London und Stockholm zu finden. Hier liegen die Werke bzw. Abschriften davon, hier lebten aber auch die Komponisten, zumindest zeitweise – soviel zum Attribut »italienisch«.

Entstanden ist eine CD mit ungeheuer frischen, wendigen, virtuosen Stücken. Sie leben von der beschwingten Leichtigkeit und dem Gesang, den man unwillkürlich mit Licht und Luft apostrophiert – italienisch natürlich. Doch nur auf Hochglanz poliert ist auch dieses Album nicht – das beweisen nicht zuletzt eingeschobene Sätze wie Larghetto oder Adagio, oftmals sind diese sogar bestimmend. Gefühl ist wichtiger als pure Virtuosität, so wie in Domenico Elmis Concerto für Oboe, Streicher und Basso continuo, das Lautenist Luca Pianca mit feinem Puls belebt.

Bearbeitungen gibt es auf dieser CD übrigens nicht bzw. gibt es sie doch – es sind solche, welche die Komponisten selbst vorgenommen haben. Antonio Vivaldi etwa schrieb sein eigenes Fagottkonzert (RV 471) für Oboe um (RV 450) und verwendete eine Melodie daraus sogar später für eine Oper – die Oboe und der Gesang stehen sich eben nahe.

Mit gleich drei Werken ist Giuseppe Sammartini auf der CD vertreten. Sie zeugen von einer Ausgewogenheit hinsichtlich Melodie und Effekten, aber in dieser Wiedergabe auch in bezug auf den Oboisten und die Solisten des Orchesters – Primus inter pares. Albrecht Mayer ist erneut ein Entdecker und verführt seine Zuhörer, nicht erst mit dem Andantino aus Sammartinis C-Dur-Konzert. Und so ist auch Giovanni Alberto Ristoris Concerto Es-Dur eine erfrischende Entdeckung – in trauter Versammlung mit fünf weiteren.

29. November 2017, Wolfram Quellmalz

Albrecht Mayer, Musici di Roma: »Tesori d‘Italia« (Deutsche Grammophon), Concerti für Oboe von Antonio Vivaldi, Domenico Elmi, Giuseppe Sammartini und Giovanni Alberto Ristori

Albrecht Mayer ist mit dem neuen Programm auch in Konzerten zu erleben:

http://www.klassikakzente.de/albrecht-mayer/termine

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