Kreuzvesper vor dem Sonntag Rogate

Vokalgruppe VIP kehrt in die Dresdner Kreuzkirche zurück

Gegründet haben sie sich 2003 als Gruppe von damals aktiven Kruzianern, heute, nach dem Ausscheiden aus dem Chor mit dem Abitur, existiert die Vokalgruppe VIP aus ehemaligen Kruzianern und Thomanern und mit zwei Gründungsmitgliedern weiterhin. Am Sonnabend kehrten fünf der acht Sänger an den früheren Wirkungsort zurück.

Für die Kreuzvesper vor Rogate hatten sie Musik aus der Zeit zwischen dem 16. und dem 21. Jahrhundert zusammengestellt. Kreuzorganist Holger Gehring begleitete den Einzug, die Truhenorgel spielte Philipp Büttner vom Ensemble selbst, wo eine Begleitung vorgesehen war.

Mit nur einfach von Alt bis Baß besetzten Stimmen wirkte VIP natürlich klanglich etwas schmächtig, nicht zuletzt wohl, weil ihnen seit über einem Jahr Auftritte und Praxis fehlen und Proben nur bedingt möglich sind. Gewinnen konnten dabei solche Werke, die Schlichtheit und Homogenität innehaben, wie Heinrich Schütz‘ »Danksagen wir alle Gott« aus den »Zwölf geistlichen Gesängen« SWV 425. Schon in Leonhard Lechners »Freu dich heut und allezeit«, das zu Beginn erklungen war, stellte sich Homogenität allmählich ein, in Orlando di Lassos ausdrucksstarkem Madrigalausschnitt »O Herre Gott« dagegen waren die vier Sänger einzeln vernehmbar, die dramaturgische Balance und Expressivität dagegen stellte sich nicht ganz ein, der Eindruck blieb der von vier Solisten.

Mit Bernhard Kleins »Ich hebe die Augen zu dir« fügte VIP ein bemerkenswertes Werk in sein Programm, das mit einem Fugenteil aufwartet, im geistlichen Lied begann und sehr romantisch endete. In der Gegenüberstellung war Felix Mendelssohns sechste Orgelsonate (Holger Gehring an der großen Orgel) höchst interessant. Einerseits wartet sie mit einer Komplexität auf, verschränkt Teile und beginnt schon mit einem Choral (Vater unser im Himmelreich), andererseits enthält sie virtuose, verspielte und konzertante Passagen. Holger Gehring sorgte damit für einen großen Teil des musikalischen Energiestroms der Kreuzvesper, der sich im letzten Satz schließlich mit einem »Sonnenfinale« herniedersenkte.

Diesen Charakter griffen VIP mit Mendelssohns »Vespergesang« auf. Die Unergründlichkeit der Wege, auch des Gesangs bzw. der Musik, nahm Superintendent Christian Behr in sein Wort zum Sonntag auf, in dem er unter anderem an Georg Neumark und den Lebensweg des Dichters und Kirchenliederkomponisten erinnerte. Neumarks »Wer nur den lieben Gott läßt walten« im Satz von Gustav Schreck, vorgetragen von der Vokalgruppe, ersetzte im Anschluß den Gemeindegesang.

Etwas leise klang die Vesper aus, Józef Świders Jubilate Deo fehlte der echte gesangliche Jubel – aber fehlt er, der ungebremste, unverhaltene, frei nach außen getragene Jubel derzeit nicht überall? So blieb (bleibt) vorläufig das innerliche Jubilieren, immerhin das ist uns gegeben.

9. Mai 2021, Wolfram Quellmalz

Am kommenden Sonnabend wird das Ensemble Q19 zur Vesperstunde in der Kreuzkirche erwartet. Ob der Kreuzchor wie derzeit noch angekündigt am Festgottesdienst des Christi-Himmelfahrttages teilnehmen kann, ist noch offen. Über Programme und Teilnehmer informieren Sie sich bitte über die Seite http://www.kreuzkirche-dresden.de

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